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Hermann kam jedenfalls in der Zeit

des Propstes Ulrich nach Steinfeld,

der von 1152 bis 1170 Vorsteher

des Klosters war. Nach der ‚Vita‘ sei

der Junge dann zur geistlichen Aus-

bildung in das Kloster Mariengarten

bei Hallum in Friesland entsandt

worden. Wieder nach Steinfeld

zurückgekehrt, habe Hermann als

bescheidener und demütiger Or-

densbruder gewirkt und sowohl

den Dienst im Speisesaal, dem

Refektorium, übernommen, wie

auch den des Sakristanen, was

seinem tiefsten Wunsch entgegen

gekommen sei, möglichst viel Zeit

in der Klosterkirche zu verbringen.

Seine Christus- und Marienfröm-

migkeit kann er weiter ausbilden.

Seine Mitbrüder erleben ihn oft tief

versunken im Gebet. Eines Nachts

im Chorgestühl habe er in einer

Vision die ‚mystische Vermählung‘

mit der Muttergottes erfahren und

sei daher zu seinem ‚Zweitnamen‘

Josef gekommen. Wie Josef von

Nazareth, der ‚erste Bräutigam‘, so

berichtet seine ‚Vita‘ weiter, habe

Hermann auf Weisung von Engeln

das Jesuskind auf seinen Armen

tragen dürfen.

Seelsorger in Frauenklöstern

Das Altarblatt des Hermann Josef-

Altars am südöstlichen Vierungs-

pfeiler der Steinfelder Klosterkirche

zeigt die Vermählungs-Szene. Ma-

ria wird begleitet von zwei Engeln,

imweißen Ordensgewand kniet der

Heilige zu ihren Füßen. Der in die

Bildmitte gestellte Engel führt die

Hand Hermanns in die sich herab-

senkende Hand der Gottesmutter.

Eine großartige Malerei, geschaffen

um 1700 nach dem Original des

berühmten flämischen Malers An-

thonis van Dyck, das er 1630 für

die Antwerpener Bruderschaft der

Unvermählten geschaffen hatte.

Hermann Josef gilt als Autor ei-

ner ganzen Reihe von geistlichen

Texten. Hymnen auf die hl. Ursula

und die Gottesmutter Maria sollen

von ihm stammen; ob der älteste

Herz-Jesu-Hymnus ‚Summi regis

cor aveto‘ auf ihn zurückgeht, ist

nicht sicher. Jedenfalls hatte er eine

große Wirksamkeit als Seelsorger,

nach dem Prämonstratenser-Ideal

auch außerhalb des eigenen Klos-

ters. Er besuchte und kümmerte

sich immer um Frauenklöster in der

Umgebung. Im Kloster Marienborn

der Zisterzienserinnen bei Zülpich

ist er dann an einem Donnerstag

der Osterwoche gestorben.

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CellitinnenForum 2/2015

Glauben | Leben