Zeitliche und räumliche Desorientie-
rung oder eine zusammenhanglose
Sprache: Die Symptome eines Delirs
treten bei Patienten plötzlich auf und
können unterschiedliche Dimensio-
nen und Ausprägungen haben. Oft
verändern sich die Betroffenen in-
nerhalb weniger Stunden oder Tage
und geben ihren Angehörigen Rätsel
auf. Das Nicht-Erkennen von Per-
sonen, Rückzug und Bewegungs-
armut, aber auch Halluzinationen,
Stress, Angst und Aggressionen
können darauf hinweisen, dass ein
Patient ein Delir durchlebt. Betroffen
sind in der Regel Menschen über
65 Jahre. Besonders gefährdet sind
beatmete Patienten auf der Intensiv-
station, Patienten, die nach einem
Schenkelhalsbruch operiert wurden
oder solche, die demenziell erkrankt
sind. Das Wichtigste in einer sol-
chen Situation: Der Patient benötigt
Vertrauenspersonen. Menschen, die
einen beruhigenden Einfluss haben,
sollten so oft und so lange wie mög-
lich in seiner Nähe sein. Auch ein
ruhiges Ambiente, ein Foto auf dem
Nachttisch, persönliche Gegenstän-
de von Zuhause oder Musik, können
den Druck aus der Situation neh-
men. „Um ein Delir im Krankenhaus
zu vermeiden, können Angehörige
bereits im Vorfeld den Patienten,
die Mediziner und die Pflegenden
unterstützen“, erklärt Martin Röß-
ler, Funktionsoberarzt in der Klinik
für Anästhesie, Intensivmedizin und
Schmerztherapie am St. Franzis-
kus-Hospital und Verantwortlicher für
den Bereich D. A. S. – Delir-, Agita-
tions- und Sedierungsmanagement.
Hierfür hat er zehn Tipps:
1. Bringen Sie eine komplette Liste
aller Medikamente mit – auch
der nicht verschreibungspflich-
tigen.
2. Erstellen Sie ein Informations-
blatt mit medizinischen Daten –
Allergien, Vorerkrankungen,
Hausarztkontakt und sonstige
Ärzte, die regelmäßig aufge-
sucht werden.
3. Bringen Sie Hörgeräte, Brillen
und Zahnprothesen mit. Über-
prüfen Sie diese Dinge auf ihre
korrekte Funktion.
4. Bringen Sie bekannte und ge-
liebte Gegenstände von zu Hau-
se mit, die einen Erinnerungs-
wert besitzen.
5. Helfen Sie, den Tag Ihres An-
gehörigen zu strukturieren.
Sprechen Sie stets in einer ru-
higen und vertrauten Tonlage.
Erinnern Sie Ihren Angehörigen
immer wieder daran, wo er ist
und warum.
6. Formulieren Sie Ihre Sätze so
einfach wie möglich und reihen
Sie eine Aufgabe an die nächste.
7. Massagen im Schulterbereich
und ein liebevoller Körperkon-
takt wirken beruhigend.
8. Besuchen Sie Ihren Angehöri-
gen oft und bleiben Sie so lange
wie möglich bei ihm. Ein guter
Besuch macht müde: Beschäf-
tigen Sie den Patienten mit Ge-
schichten, Gesprächen, Gesell-
schaftsspielen, Spaziergängen
oder Spazierfahrten imRollstuhl.
Versuchen Sie, langen Schlaf
tagsüber zu vermeiden.
9. Informieren Sie Ärzte oder Pfle-
gende, wenn Sie Veränderungen
im Verhalten bemerken.
10. Erkundigen Sie sich über ein
Delir, wenn Ihr Angehöriger zur
Risikogruppe gehört.
Wenn doch ein Delir auftritt, suchen
Ärzte und Pflegende zügig nach der
Ursache. Mögliche Auslöser können
neben der Operation Infektionen,
Flüssigkeitsmangel, Schmerzen,
Störungen der Elektrolyte oder me-
dikamentöse Nebenwirkungen sein.
In der Regel bessert sich ein Delir
schnell. In einigen Fälle ist jedoch
eine streng kontrollierte medikamen-
töse Therapie notwendig.
Verwirrt im Krankenhaus
Tipps für Angehörige
Die Risikofaktoren im Überblick
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Alter > 65 Jahre
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Demenz oder Depression
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Immobilität, funktionelle Ab-
hängigkeit
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Hör- oder Sehschwäche
■■
Mangelernährung, Flüssig-
keitsmangel
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Mehr als fünf Medikamente
am Tag
■■
Mehrere Vorerkrankungen
■■
Operative Patienten
■■
Drogen- oder Alkohol- und
Tabakmissbrauch
■■
Angst und Stress
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CellitinnenForum 4/2018