Previous Page  21 / 72 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 21 / 72 Next Page
Page Background

Zeitliche und räumliche Desorientie-

rung oder eine zusammenhanglose

Sprache: Die Symptome eines Delirs

treten bei Patienten plötzlich auf und

können unterschiedliche Dimensio-

nen und Ausprägungen haben. Oft

verändern sich die Betroffenen in-

nerhalb weniger Stunden oder Tage

und geben ihren Angehörigen Rätsel

auf. Das Nicht-Erkennen von Per-

sonen, Rückzug und Bewegungs-

armut, aber auch Halluzinationen,

Stress, Angst und Aggressionen

können darauf hinweisen, dass ein

Patient ein Delir durchlebt. Betroffen

sind in der Regel Menschen über

65 Jahre. Besonders gefährdet sind

beatmete Patienten auf der Intensiv-

station, Patienten, die nach einem

Schenkelhalsbruch operiert wurden

oder solche, die demenziell erkrankt

sind. Das Wichtigste in einer sol-

chen Situation: Der Patient benötigt

Vertrauenspersonen. Menschen, die

einen beruhigenden Einfluss haben,

sollten so oft und so lange wie mög-

lich in seiner Nähe sein. Auch ein

ruhiges Ambiente, ein Foto auf dem

Nachttisch, persönliche Gegenstän-

de von Zuhause oder Musik, können

den Druck aus der Situation neh-

men. „Um ein Delir im Krankenhaus

zu vermeiden, können Angehörige

bereits im Vorfeld den Patienten,

die Mediziner und die Pflegenden

unterstützen“, erklärt Martin Röß-

ler, Funktionsoberarzt in der Klinik

für Anästhesie, Intensivmedizin und

Schmerztherapie am St. Franzis-

kus-Hospital und Verantwortlicher für

den Bereich D. A. S. – Delir-, Agita-

tions- und Sedierungsmanagement.

Hierfür hat er zehn Tipps:

1. Bringen Sie eine komplette Liste

aller Medikamente mit – auch

der nicht verschreibungspflich-

tigen.

2. Erstellen Sie ein Informations-

blatt mit medizinischen Daten –

Allergien, Vorerkrankungen,

Hausarztkontakt und sonstige

Ärzte, die regelmäßig aufge-

sucht werden.

3. Bringen Sie Hörgeräte, Brillen

und Zahnprothesen mit. Über-

prüfen Sie diese Dinge auf ihre

korrekte Funktion.

4. Bringen Sie bekannte und ge-

liebte Gegenstände von zu Hau-

se mit, die einen Erinnerungs-

wert besitzen.

5. Helfen Sie, den Tag Ihres An-

gehörigen zu strukturieren.

Sprechen Sie stets in einer ru-

higen und vertrauten Tonlage.

Erinnern Sie Ihren Angehörigen

immer wieder daran, wo er ist

und warum.

6. Formulieren Sie Ihre Sätze so

einfach wie möglich und reihen

Sie eine Aufgabe an die nächste.

 7. Massagen im Schulterbereich

und ein liebevoller Körperkon-

takt wirken beruhigend.

 8. Besuchen Sie Ihren Angehöri-

gen oft und bleiben Sie so lange

wie möglich bei ihm. Ein guter

Besuch macht müde: Beschäf-

tigen Sie den Patienten mit Ge-

schichten, Gesprächen, Gesell-

schaftsspielen, Spaziergängen

oder Spazierfahrten imRollstuhl.

Versuchen Sie, langen Schlaf

tagsüber zu vermeiden.

 9. Informieren Sie Ärzte oder Pfle-

gende, wenn Sie Veränderungen

im Verhalten bemerken.

10. Erkundigen Sie sich über ein

Delir, wenn Ihr Angehöriger zur

Risikogruppe gehört.

Wenn doch ein Delir auftritt, suchen

Ärzte und Pflegende zügig nach der

Ursache. Mögliche Auslöser können

neben der Operation Infektionen,

Flüssigkeitsmangel, Schmerzen,

Störungen der Elektrolyte oder me-

dikamentöse Nebenwirkungen sein.

In der Regel bessert sich ein Delir

schnell. In einigen Fälle ist jedoch

eine streng kontrollierte medikamen-

töse Therapie notwendig.

Verwirrt im Krankenhaus

Tipps für Angehörige

Die Risikofaktoren im Überblick

■■

Alter > 65 Jahre

■■

Demenz oder Depression

■■

Immobilität, funktionelle Ab-

hängigkeit

■■

Hör- oder Sehschwäche

■■

Mangelernährung, Flüssig-

keitsmangel

■■

Mehr als fünf Medikamente

am Tag

■■

Mehrere Vorerkrankungen

■■

Operative Patienten

■■

Drogen- oder Alkohol- und

Tabakmissbrauch

■■

Angst und Stress

21

CellitinnenForum 4/2018