Has Gesagte beweist, daß sich die Bar aus Bedürfnissen
jener Zeit heraus entwickelt hat und die hohe ßartheke
nicht, wie vielfach angenommen wird, auf ein Bestreben zu
rückzuführen ist, etwas Originelles, Neues, aus dem l^ah-
men des alltäglichen Herausragendes zu schaffen. Die
jetzt gebräuchliche hohe Theke ist weiter nichts, als die
verbesserte und verfeinerte hohe Schranke aus der ameri
kanischen Kolonisationszeit. Die Sitte, Stühle vor der
Bar aufzustellen, wurde erst in Europa eingeführt.
Dii Zahl der in einer Bar erhältlichen Getränke war ur
sprünglich recht bescheiden. Neben Wein und Bier gab
es noch „Strong Waters", zu denen alle damals bekaniKen
Spirituosen zühlten.
Hendrick vQii Leon, ein hervorragender amerikanischer
Schriftsteller der Gegenwart, schreibt in seinem Buche
„America" im XX. Kapitel: „Die Amerikaner, wie über=
haupt alle Menschen des 18. Jahrhunderts, verbrauchten
große Mengen eines Stoffes, den unsere Väter als „Likker"
(amerikanische Sprechweise des Wortes Likör und in
Amerika der Allgemeinbegriff für alle Spirituosen)
bezeichneten. In New-England tranken sie Rum, in New-
York zogen sie Gin vor, und in Kanada hielten sie zu ihrem
alten verläßlichen Cognac. Uberall wurde getrunken
Ohl sie tranken so viel, daß in verschiedenen Teilen der
Staaten Rum der größte und wichtigste Exportartikel
war."
Neben den von van Loon genannten drei Arten gab es
noch die bereits erwähnten Peach- und Appelbrandy sowie
Cider, bei dem man wiederum unterschied in „Cider" und
den alkoholhaltigeren „Hard Cider", der stärker als Bier
war. Das waren also die Grundstoffe, aus denen die
ersten Mixed-Drinks hergestellt wurden
Das älteste bekannte Mixgetränk ist der „Flip ",'der schon
in Schriften' des Jahres 1695 erwähnt wird. Dort wird
gesagt, daß der Flip ein Getränk aus starken Likören
25