AKWL - MB Nr. 1/2013 (13.02.2013) - page 10

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01/2013
ApothekerStiftung: STUDIE PHARM-CHF
Einnahmetreue – Herausforderung und Chance bei der
medikamentösen Therapie der chronischen Herzinsuffizienz
Start der Studie PHARM-CHF in Westfalen-Lippe/Infoveranstaltungen am 18./19. Februar
In diesem Jahr startet in Westfalen-Lippe eine breit angelegte Studie zur Verbesserung der Einnahmetreue bei Patienten
mit chronischer Herzinsuffizienz – unter dem Titel PHARM-CHF (Pharmacy-based Interdisciplinary Program for Patients
with Chronic Heart Failure). Sie wird von der Apothekerstiftung gefördert und soll belegen, dass ein gemeinsame Betreu-
ung durch Apotheker und Arzt die Lebensqualität und -dauer von Patienten mit Herzinsuffizienz verbessert bzw. erhöht.
Die chronische Herzinsuffizienz ist mit
geschätzt 2,7 Millionen Betroffenen
eine der häufigsten Krankheiten in
Deutschland. Die Prävalenz nimmt
insbesondere bei älteren Menschen
stetig zu. Eine Reihe von Medikamen-
ten (z. B. Beta-Blocker, ACE-Hemmer)
verbessern die Lebensqualität und
die Prognose der Betroffenen. Für
viele chronisch erkrankte, ältere
Menschen ist aber eine regelmäßige
und korrekte Einnahme der Arznei-
mittel schwierig. Untersuchungen
zeigen bei vielen Dauertherapien
chronischer Erkrankungen niedrige
Einnahmeraten: Bei Bluthochdruck
oder Diabetes mellitus werden etwa
ein Drittel der Dauermedikamente
nicht eingenommen.
Patienten mit reduzierter Einnahme-
treue („Compliance“) haben eine be-
sonders schlechte Prognose. Ein sig-
nifikanter Anteil der vermeidbaren
stationären Aufnahmen wegen Herz-
insuffizienz und KHK ist auf eine
niedrige Adhärenz zurückzuführen.
Insgesamt werden in Deutschland
die direkten und indirekten Kosten
durch Nichteinhaltung von Thera-
pievorgaben seitens des Patienten
auf mehrere Milliarden Euro jährlich
geschätzt. Die medikamentöse Ein-
nahmetreue wird von verschiedenen
Faktoren beeinflusst. Eine verminder-
te Adhärenz kann beabsichtigt (z. B.
aus Angst vor Nebenwirkungen, feh-
lender Überzeugung vom Nutzen des
Medikaments) oder unbeabsichtigt
(Vergesslichkeit, nachlassende kogni-
tive Fähigkeiten im Alter) sein.
Wichtige Faktoren sind weiterhin Bil-
dungsniveau, familiärer Hintergrund,
Kostenfaktoren sowie neurologische
und psychiatrische Komorbiditäten
(insbesondere schon in subklinischer
Ausprägung vorhandene Depressi-
onen). Wichtig ist: Verschiedene In-
terventionen können die Einnahme-
treue erhöhen. Gut untersucht ist das
Phänomen, dass die tägliche Anzahl
der Dosierungen mit der Einnahme-
treue korreliert. Auch eine gezielte,
individuelle Beratung durch den Arzt
oder Apotheker verbessert die Ein-
nahmetreue.
Eine weitere potenziell wirksame
Maßnahme zur Verbesserung der
Einnahmetreue ist das patientenin-
dividuelle Stellen von Arzneimitteln,
z. B. unter Verwendung von Wo-
chendosetten. Diese können auch
bei Risikopatienten dazu beitragen,
die Arzneimitteltherapie und deren
Sicherheit zu verbessern. Allerdings
ist eine schlechte Einnahmetreue
nicht „heilbar“. Daher sind vermut-
lich kontinuierliche und langfristige
Interventionen notwendig. Trotz der
eindeutigen Daten zur Bedeutung
der Einnahmetreue für Morbidität
und Mortalität sowie der Effektivität
von Interventionen zur Verbesserung
der Einnahmetreue existiert bislang
in der Literatur keine prospektive,
Die PHARM-CHF-Studie
ist die weltweit erste Studie, die den Effekt einer kontinuierlichen
interdisziplinären Intervention, basierend auf regelmäßigen Kontakten mit der Apotheke vor
Ort, untersucht.
Foto: ABDA
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