AKWL - MB Nr. 1/2013 (13.02.2013) - page 18

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01/2013
Fortbildung
Große Fortbildungstagung zum Thema „Schmerzen“
Über 300 Kammermitglieden verfolgten drei hochkarätige Fachvorträge
aus der Darreichungsform innerhalb
des Dosierungsintervalls abgegeben.
Professor Thilo Bertsche ging im Ab-
schlussvortrag auf arzneimittelbezo-
gene Probleme in der Schmerzthe-
rapie ein. Zwei Patientenfälle, ein
Patient mit Prostata-Karzinom und
eine Migräne-Patientin, illustrierten
den Zuhörern häufig vorkommende
arzneimittelbezogene Probleme. Für
eine gute Haftung auf der Haut sollte
ein Schmerz-Pflaster mindestens 30
Sekunden angedrückt werden. Die
Hautstelle sollte unbehaart sein. Gera-
de die Erstapplikation sollte möglichst
unter Anleitung erfolgen. Im Zusam-
menhang mit der Migräne-Patientin
widmete Bertsche sich sodann den
apothekenpflichtigen Triptanen Na-
ratriptan und Almotriptan. Bei Nara-
triptan sollte die Einnahme der ersten
Tablette (aus der 2er-Packung) so früh
wie möglich nach Einsetzen des Mi-
gräne-Kopfschmerzes stattfinden. Die
zweite Tablette sollte bei Bedarf frü-
hestens vier Stunden nach der ersten
Tablette eingenommen werden.
„Schmerzen und die zur Heilung die-
ser eingesetzten Analgetika sind für
uns Apothekerinnen und Apotheker
ein hochrelevantes Thema. Sowohl die
nicht-steroidalen Analgetika als auch
die Opiate werden als sogenannte
Hochrisiko-Arzneimittel eingestuft“,
leitete Kammerpräsidentin Gabriele
Regina Overwiening den Fortbil-
dungsvormittag ein.
Erstes Thema war das Projekt „Aktions-
bündnis Schmerzfreie Stadt Münster“.
Pflegewissenschaftler Professor Jürgen
Osterbrink (Universität Salzburg) stell-
te das Projekt vor, bei dem sämtliche
Kräfte einer Stadt gebündelt werden,
um eine möglichst optimale Therapie
von Schmerz-Patienten zu gewährlei-
sten. Osterbrink verwies zunächst auf
grundsätzliche Defizite in der Versor-
gung von Schmerz-Patienten wie Wis-
sensdefizite der Gesundheitsfachkräf-
te, eine mangelnde Systematik, eine
zu spät eingeleitete leitliniengerechte
Therapie oder eine optimierungsbe-
dürftige Kommunikation und Koo-
peration der an der Schmerztherapie
beteiligten Akteuren.
Hier versucht das Aktionsbündnis mit
einem Dreisäulenansatz vorzugehen:
Dazu zählen Versorgungsforschung
zur Etablierung der sogenannten Pain
Nurses als qualitätssichernde Instanz,
zudem die Fortbildung der Gesund-
heitsberufe zum Thema Schmerzen,
und darüber hinaus die Aufklärung
der Bevölkerung – z. B. durch regelmä-
ßige Info-Flyer und Telefonaktionen.
Ansatzpunkte für Apothekerinnen
und Apotheker sieht Professor Oster-
brink in der Analyse des kompletten
Medikamentenregimes und der Auf-
klärung und Beratung über Neben-
und Wechselwirkungen.
Anschließend referierte der Klinische
Pharmakologe Professor Gerd Mikus
über die leitliniengerechte Thera-
pie von Schmerzen. Auf prägnante
Art und Weise stellte er die klinisch-
pharmakologischen Eigenschaften der
verschiedenen Opioid-Analgetika dar.
Beim Morphin betonte er, dass die
renale Funktion die Kumulation des
aktiven Metaboliten bestimmt. Dies
kann gerade bei älteren Patienten mit
reduzierter Nierenfunktion zu Pro-
blemen führen. Codein wird über das
Enzym CYP2D6 in Morphin umgewan-
delt. Wenn Patienten beispielsweise
über kein CYP2D6 verfügen, kommt
es weder zur Analgesie noch zum anti-
tussiven Effekt. Bei Fentanyl-Pflastern
beträgt das Dosisintervall 72 Stunden.
Dennoch unterscheiden sich die auf
dem Markt verfügbaren transderma-
len therapeutischen Systeme sehr: 30
bis 90 Prozent des Wirkstoffs werden
Mehr als 300 Kammermitglieder nahmen am 18. November an der kostenfreien Fortbildungtagung der Kammer zum
Thema „Schmerzen“ in Münster teil. Drei hochkarätige Vorträge begeisterten am Sonntagmorgen die Zuhörer.
Die drei Referenten der Großveranstaltung – Prof. Thilo Bertsche (Leipzig), Prof. Jürgen Oster-
brink (Salzburg) und Prof. Gerd Mikus (Heidelberg) – mit Präsidentin Gabriele Regina Overwie-
ning und Dr. Oliver Schwalbe (Abteilungsleiter Fortbildung, v. li.).
Foto: Monika Schlusemann
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