Das Thema ‚Priesterman-
gel‘ ist nicht neu - vielmehr
begleitet es die Seelsorge-
Debatte in Deutschland seit den
Siebzigerjahren. Im vergangenen
Jahr wurden in Köln sieben An-
wärter zum Priester geweiht, in
NRW waren es 21. Düstere Aus-
sichten für die Sorge um die katho-
lischen Seelen im Erzbistum oder
vielleicht auch eine Perspektive für
die Gläubigen, ihre Taufe ernst zu
nehmen? Viele Gemeinden sind
bereits dabei, sich auf Zeiten mit
weniger Priestern einzustellen. Die
Stiftung der Cellitinnen und ihre Ein-
richtungen haben ebenfalls auf die
Situation reagiert.
Die Cellitinnen-Seniorenhäuser ste-
hen zwar mit ihren Ortsgemeinden
in einem guten Kontakt, feiern Feste
zusammen oder laden sich gegen-
seitig ein, doch die Terminkalender
der Priester und Pastoralreferenten
lassen eine umfassende Seelsor-
ge der Bewohner nicht mehr in
gewünschtem Maße zu. Wer soll
diese Lücken zukünftig schließen,
fragten sich die Strategen in der
Seniorenhaus GmbH. Die Lösung
lag schließlich sehr nah: In den Häu-
sern gibt es viele Mitarbeiter, denen
man durchaus zutraut, Aufgaben
in der Seelsorge zu übernehmen.
Man braucht sie nur zu befähigen.
Seit einigen Jahren bietet das Erz-
bistum Köln für Mitarbeiter in Alten-
oder Behinderteneinrichtungen und
Hospizen die Fortbildung ‚Begleiter
in der Seelsorge‘ an. In dem mo-
dular aufgebauten Angebot lernen
die Kursteilnehmer unter anderem,
welche Liturgieformen es gibt, wie
Wortgottesdienste gestaltet und
seelsorgerische Gespräche geführt
werden.
Die Fortbildung war gefunden,
doch war sie ausreichend auf die
Bedürfnisse der eigenen Einrichtun-
gen abgestimmt? Die Verantwort-
lichen in Stiftung und Seniorenhaus
GmbH der Cellitinnen wussten eine
Lösung. Regional- und Senioren-
hausleitungen ermöglichten es in-
teressierten Mitarbeitern, den Kurs
zu besuchen. Eine erste Gruppe
war schnell gefunden und gemein-
sam mit den Verantwortlichen im
ErzbistumKöln wurden, wo es sinn-
voll erschien, die bereits vorhande-
nen und erprobten Inhalte auf die
Gegebenheiten in den Cellitinnen-
Häusern zugeschnitten. Seitdem
haben zwei Cellitinnen-Klassen den
Kurs absolviert. Insgesamt 28 Mit-
arbeiter erhielten ihre Zertifikate und
bischöfliche Beauftragungen. Mitt-
lerweile wird überlegt, 2016 einen
dritten Kurs anzubieten.
Mit einer vorab zwischen Mit-
arbeitern und Verantwortlichen
vereinbarten Stundenzahl in der
Woche haben die ‚Begleiter in der
Seelsorge‘ nun Zeit für seelsor-
gerische Angebote. Die Mitarbeiter
sind dafür ausdrücklich von ihren
sonstigen Aufgaben freigestellt.
Sie beten mit den Bewohnern oder
geben in Einzelgesprächen neuen
Lebensmut. Es werden spezielle
Gottesdienste und Andachten für
Menschen mit Demenz angeboten,
die die besonderen Bedürfnisse der
Erkrankten berücksichtigen. Mit
dem gemeinsamen Gebet geben
sie den meist hochbetagten Men-
schen Orientierung und Halt. Einen
hohen Stellenwert nimmt auch die
Begleitung Sterbender und deren
Angehöriger ein. Aus dem Senio-
renhausalltag sind die Begleiter in
der Seelsorge mittlerweile nicht
mehr wegzudenken.
Laien sorgen sich um die Seele
Gute Betreuung und Pflege schließt die Seelsorge mit ein
CellitinnenForum 4/2015
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