

Angst und Schmerz zu vermei-
den, also die Lebensqualität unter
den gegebenen Umständen zu
erhalten und nicht das Leben zu
verlängern.“ Unter Berücksichti-
gung aller Fakten und Vorgaben
verabschiedet das Ethikteam am
Ende eines solchen Konsils eine
Handlungsempfehlung. Letztend-
lich liegt die Verantwortung aber
immer bei dem behandelnden Arzt,
ob er die Empfehlung des Ethik-
teams berücksichtigt.
Ethische Fragestellungen
Jeden Fall eines Schwerstkranken
betrachten die Mediziner unter
ethischen Gesichtspunkten indivi-
duell. Im Großen und Ganzen gibt
es vier Hauptthemen: Der Wille
des Patienten vor dem Hin-
tergrund einer sich stetig ver-
schlechternden Prognose,
die Entscheidungsfähigkeit
des Patienten, der Umgang mit
Patientenverfügungen in kon-
kreten Situationen, die Anlage
von künstlichen Magenzugän-
gen bei mehrfach erkrankten
oder hochbetagten Patienten. Dr.
Klauser sieht zukünftig weitere
ethische Fragestellungen auf die
Kliniken zukommen, wenn bei-
spielsweise immer mehr ältere,
multimorbide und zum Teil schlecht
versorgte Menschen in die Kran-
kenhäuser eingeliefert werden: „Die
Anzahl der Konsile wird zunehmen,
die Beurteilungen immer komplexer
werden.“
Besonders für Kliniken in christli-
cher Trägerschaft stellen sich noch
weitere Grundsatzfragen, so Dr.
Klauser: „Grundlage der Ethik sind
unsere moralischen Werte. Nicht
von der Hand zu weisen ist, dass
in unserer Gesellschaft der christ-
liche Glaube eine immer geringere
Rolle spielt. Durch den Zuzug von
Menschen aus anderen Ländern
bekommen andere Religionen eine
höhere Bedeutung als bisher. Wie
geht ein Krankenhaus in katho-
lischer Trägerschaft ethisch ver-
antwortungsvoll mit dieser Heraus-
forderung um?“
Ethik
in den Seniorenhäusern
Auch die dem Cellitinnen-Verbund
angehörigen Seniorenhäuser ha-
ben ein gemeinsames Ethikko-
mitee. Für diese Einrichtungen
treffen sich acht Mitarbeiter aus
unterschiedlichen Arbeits- und
Leitungsbereichen viermal im Jahr
und auf einer Klausurtagung, um
ethische Handlungsempfehlungen
zu aktualisieren oder für ethische
Fragestellungen eine Handlungs-
empfehlung zu erstellen. Für die
an ethischen Themen interessier-
ten Kollegen in den Häusern gibt
es speziell auf die Anforderungen
zugeschnittene Fortbildungsver-
anstaltungen.
Die Anlage einer Ernährungssonde
bei einem sich verschlechternden
Krankheitsverlauf wird im Senio-
renhaus ebenso wie im klinischen
Alltag unter ethischen Gesichts-
punkten diskutiert. Verweigerungs-
haltungen von Menschen mit
Demenz, beispielsweise wenn
ein Bewohner die Einnahme ver-
ordneter Medikamente oder die
Nahrungs- und Flüssigkeitsauf-
nahme ablehnt, sind Themen
für Handlungsempfehlungen
des Ethikkomitees in den Se-
niorenhäusern.
In Kranken- und Seniorenhäusern
ist die Ethik am Ende eines Lebens
gefordert. Die Erwartungen an die
Medizin, alles heilen zu können,
und die Möglichkeit, den Beginn
und das Ende des Lebens durch
die medizinischen Maßnahmen
zu verschieben, werden größer.
Vor diesem Hintergrund benötigt
das Gesundheitswesen Ethiker
und ethisch handelnde Mitarbei-
ter, die als Anwalt der Patienten
und Hochbetagten auftreten und
deren Wohl vor dem Hintergrund
gesellschaftlicher und christlicher
Werte und Normen im Auge
behalten.
Denn nicht alles, was machbar ist,
ist auch für jeden gleich gut – die
Würde des Menschen steht immer
an erster Stelle.
CellitinnenForum 4/2015
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