

Sr. Margarita,
Ordensfrau
Als Missionsschwester ‚Unserer
Lieben Frau von Afrika‘ wohne ich
im Kölner Seniorenhaus Heilige Drei
Könige. Ehrenamtlich bereite ich
alle zwei Monate Wortgottesdienste
vor und leite sie. Auf persönlichen
Wunsch begleite ich Bewohner
des Hauses, aber auch Mitarbeiter.
Manchmal werde ich um Sterbe-
begleitung gebeten.
Gott wirkt in den Herzen aller
Menschen, ganz gleich, welcher
Religion sie angehören. Ich glau-
be, es gibt so viele Wege zu Gott,
wie es Menschen gibt. Wichtig
ist mir dabei: Ganz aufmerksam
in eine Begegnung, ein Gespräch
zu kommen, um tiefere Bedürfnis-
se wahrnehmen zu können, was
die Person eigentlich braucht und
was Gott will. Wenn es mir auch
nur ansatzweise gelingt, dass sich
Menschen nach einem Gespräch
mit mir mehr angenommen und von
Gott geliebt fühlen, sind wir beide
reich beschenkt. Bei Sterbenden
bedeutet das oft, Hoffnung zu ver-
mitteln, eine ruhige, betende Prä-
senz sein. Darüber hinaus versuche
ich täglich, allen Menschen so zu
begegnen, dass sie mehr Sinn in
ihrem Leben finden.
Elisabeth Nagel,
Verwaltungsmitarbeiterin
Mein Leben ist tief im katholischen
Glauben verwurzelt. Insofern bin
ich froh, in einem katholischen
Krankenhaus arbeiten zu dürfen.
Seit 2005 habe ich meinen Platz
in der Patientenaufnahme des
St. Marien-Hospitals. Ich begegne
vielen Patienten, die sich in der
letzten Lebensphase befinden.
Meine Erfahrung ist, dass sie und
ihre Angehörigen eine besondere
Form der Ansprache und des Zu-
spruchs benötigen. Ich habe dies
mit der Klinikleitung besprochen,
die meinen Ideen gegenüber sehr
aufgeschlossen war. Seitdem
nehme ich an den Palliativ- und
Ethiksitzungen teil, ich gehe auf die
Patienten oder deren Familien zu
und biete ihnen meine geistliche
Unterstützung an. Das kann ein
Gebet sein, das einfache Zuhören
oder wir halten gemeinsam die Stille
aus. Einmal bat mich eine Frau,
eine Nacht neben ihrem sterbens-
kranken Mann schlafen zu dürfen.
Solche Wünsche bespreche ich mit
der Stationsleitung und meistens
können wir solche Anliegen erfüllen.
Ich frage Patienten und Angehörige
danach, was ihnen Kraft gibt, was
ich ihnen Gutes tun kann.
Adam Lipowczan-Raaf,
Küchenleiter
Als Küchenleiter komme ich mit den
Bewohnern des Seniorenhauses
St. Josef täglich in Kontakt. Wichtig
sind mir neben meiner Arbeit die
vielen Gespräche mit den älteren
Menschen. Ich höre genau hin,
kenne oft ihre glücklichen, zufriede-
nen Seiten, aber auch ihre Sorgen
und Nöte. Wenn ich weiß, dass
jemand im Sterben liegt, gehe ich
nach getaner Arbeit hin und setze
mich an sein Bett, halte seine Hand.
Das ist für mich kein Amt oder eine
Verpflichtung. Mir ist dann einfach
danach, ohne dass es jemand von
mir erwartet. Stirbt ein Bewohner,
nehme ich mir die Zeit, um mich
von ihm in seinem Zimmer zu ver-
abschieden. Ein gelebtes Leben in
unserem Haus hat diesen Respekt
von mir verdient, finde ich. Mei-
nen Glauben, Barmherzigkeit und
Nächstenliebe möchte ich nicht
am Eingang meiner Arbeitsstätte
zurücklassen. Manchmal fallen
mir auch kleine Impulse ein. Als
ich hier anfing, war es nicht üblich,
ein Tischgebet zu sprechen. Mit
diesem kleinen Ritual sind bis heute
alle Bewohner einverstanden. Sie
finden es sogar gut. Seitdem wird
vor der Mahlzeit gebetet.
Seelsorge als Berufung
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CellitinnenForum 4/2015