Anfang Juni besuchten 13 Berufs-
schüler der Gesundheits- und
Krankenpflege gemeinsammit zwei
Lehrerinnen und begleitet von ei-
nem Dolmetscher das Heilig Geist-
Krankenhaus. Dort wurden sie mit
einem Hos¸ geldiniz – Herzlich will-
kommen – begrüßt. Die zwischen
16 und 17 Jahre alten Auszubilden-
den kamen aus der nordtürkischen
Stadt Kastamonu. Sie nahmen an
dem Projekt ‚Erasmus+‘ teil, das
unter anderem Jugend und Bildung
fördert. Das auf sieben Jahre aus-
gelegte Programm soll Kompeten-
zen und Beschäftigungsfähigkeit
verbessern und die Modernisierung
der Systeme der allgemeinen und
beruflichen Bildung und der Kinder-
und Jugendhilfe voranbringen.
Was interessiert die jungen Men-
schen an einem Krankenhaus in
Deutschland? Beispielsweise woll-
ten die Jugendlichen wissen, wel-
che Aufgaben Krankenschwestern
in Deutschland haben und warum
in der Klinik so viele Händedes-
infektionsmittelspender hängen.
Kurzerhand kam Hygienefach-
kraft Barbara Hirschmann mit ihrer
Blaulichtlampe vorbei. Der Einsatz
der Lampe löste Erstaunen und
Begeisterung aus und alle woll-
ten sich die Hände desinfizieren.
Ein weiteres Highlight war der Da
Vinci-Roboter, mit dem Ärzte per
‚Joystick‘ Patienten operieren. Ein
Hinweis auf YouTube veranschau-
lichte dann eine solche Operation.
Ein Rundgang über die Stationen
für Gynäkologie und Geburtshilfe
sowie Urologie konnte in Beglei-
tung von Nalan Kovanci, langjährige
Mitarbeiterin der Klinik, lebendig
umgesetzt werden, weil sie nicht
nur Türkisch sprach, sondern in
dem Dolmetscher ihren einstigen
Grundschullehrer erkannte. Ein
sehr rührender Moment! Weiter
ging es nun mit zwei Dolmetschern
auf die Intensivstation, wo Yasemin
Karakaya, eine kompetente exa-
minierte Krankenschwester, viel zu
berichten hatte.
Wie sieht nun die Ausbildung der
Gesundheits- und Krankenpflege
in der Türkei aus? Sie dauert vier,
in Deutschland drei Jahre. Während
eine Krankenschwester in Deutsch-
land selbst sehr viel Kompetenz
und Entscheidungsbefugnis in der
Pflege hat, assistiert die Kranken-
schwester in der Türkei ‚nur‘ dem
Arzt. Die eigentliche Krankenpflege
obliegt den Familien. Selbst Bett-
wäsche und Lebensmittel werden
mitgebracht, die Körperpflege über-
nehmen Angehörige, ebenso eine
24-stündige Rundumbegleitung.
Was nehmen die Azubis mit nach
Kastamonu? Die Mitarbeiter imHei-
lig Geist-Krankenhaus konnten an-
schaulich verdeutlichen, wie wichtig
(Hand-)Hygiene ist. Ebenso gaben
sie den Azubis viele Informationen
über ein sinnvolles und restriktives
Regime zum Einsatz von Antibio-
tika! Auch Blasenverweilkatheter
werden hierzulande nur in Notfällen
eingesetzt, was aus Patientensicht
ein großer Vorteil ist.
Gespickt mit vielen Informationen
zogen die jungen Besucher von
dannen – schnell noch ein Ab-
schiedsfoto mit dem Erasmus-
Banner. Und hier zeigte sich auch,
was deutsche und türkische Azubis
sofort vereint: Die Frage nach dem
kostenfreien WLAN und die Freude
über das schnell geschossene Sel-
fie, das man so ohne Verzögerung
in die Heimat schicken kann.
Hos¸ geldiniz im
Heilig Geist-Krankenhaus
Berufsschüler aus der Türkei zu Gast im Heilig Geist-Krankenhaus
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CellitinnenForum 4/2015
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