Fortbildung aktuell – Das Journal
Nr. 3/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 9
Ina Richling
salen Frauen und bei erwachsenen Män-
nern mit hohem Frakturrisiko, für die ei-
ne Behandlung mit anderen für die Oste-
oporosetherapie zugelassenen Arzneimit-
teln nicht möglich ist, beispielsweise auf
Grund von Kontraindikationen oder Un-
verträglichkeit, beschränkt worden. Pati-
enten mit klinisch gesicherter, aktuell be-
stehender oder vorausgegangener ischä-
mischer Herzkrankheit, peripherer arte-
rieller Verschlusskrankheit und/oder ze-
rebrovaskulärer Erkrankung oder unkon-
trollierter Hypertonie dürfen nicht mit
Protelos® behandelt werden.
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Teriparatid (Forsteo®)
Teriparatid ist ein Abkömmling des na-
türlichen Parathormons. Wird es in hoher
Konzentration als Medikament verabrei-
cht, kann es die knochenbildenden Osteo-
blasten aktivieren und so die Knochenbil-
dung anregen. Außerdem wird die Auf-
nahme von Calcium aus dem Darm geför-
dert und die Ausscheidung über die Niere
reduziert. Das Präparat wird bei postme-
nopausalen Frauen mit fortgeschrittener
manifester Osteoporose und bei Männern
mit hohem Frakturrisiko eingesetzt. Te-
riparatid muss täglich subkutan injiziert
werden. Nebenwirkungen wie Schwin-
del, Übelkeit, Glieder- und Kopfschmer-
zen können auftreten. In den USA erhielt
Teriparatid eine Black Box Warnung, da es
im Langzeitversuch mit Ratten Knochen-
krebs verursachte.
SERM – Selektive Östrogenrezeptormo
dulatoren
Als Wirkungsmechanismus wird eine Un-
terdrückung der Östrogen-Rezeptor Sti-
mulation von Osteoklasten und so-
mit Zunahme der Knochendichte be-
schrieben. Die gleichzeitige Senkung des
Brustkrebsrisikos und damit gute Eig-
nung bei Frauen mit erhöhtem famili-
ärem Mammakarzinom Risiko, die einer
Osteoporosepravention bedurfen, sowie
ein positiver Einfluss auf kardiovaskuläre
Erkrankungen sind Vorteile der SERM.
Nachteilig sind die Erhöhung des Throm-
boserisikos und klimakterische Nebenwir-
kungen, wie Hitzewallungen, periphere
Ödeme, Depressionen und Schlaflosig-
keit.
Die Einnahme erfolgt einmal täglich und
ist zur Prophylaxe und Therapie der Osteo-
porose in der Postmenopause indiziert.
Bezadoxifen (Conbriza®) wurde wahr-
scheinlich auf Grund von einer unbefrie-
digenden Nutzendokumentation im Fe-
bruar 2014 in Deutschland vom Markt ge-
nommen, ist aber weiterhin im europä-
ischen Ausland erhältlich.
Denosumab
Dieser Wirkstoff ist ein monoklonaler An-
tikörper, der in der Lage ist, in einen Re-
gelkreis im Knochenstoffwechsel einzu-
greifen und somit die Osteoklasten zu
hemmen. Die Folge ist eine verbesserte
Knochendichte sowie eine verringer-
te Knochenresorption. Denosumab wird
zweimal jährlich injiziert. Als Nebenwir-
kungen können Infektionen der Harn-
und oberen Atemwege, Katarakt, Obsti-
pation, Exantheme und Gliederschmerzen
auftreten. Denosumab ist eine gute Wahl
bei Patienten, die die Bisphosphonate auf
Grund von gastrointestinalen Nebenwir-
kungen nicht vertragen, bei denen gas-
trointestinale Kontraindikationen, wie
zum Beispiel Gastritis, Erkrankungen des
Oesophagus und Ulcera vorliegen oder
bei Patienten, die auf Grund einer Nie-
reninsuffizienz keine Bisphosphonate an-
wenden können.
Hypocalciämie unter Denosumab
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(Prolia®, Xgeva®)
Der monoklonale Antikörper Denosumab
birgt das Risiko von Hypokalziämien, das
sich mit steigendem Grad der Nierenfunk-
tionsstörung erhöht. Da Denosumab in
Xgeva® wesentlich höher dosiert ist als
in Prolia® (60 mg alle 6 Monate versus
120 mg alle 4 Wochen) ist das Risiko un-
ter Xgeva® größer. Eine bereits bestehen-
de Hypokalziämie muss vor Beginn der
Therapie korrigiert werden. Eine ausrei-
chende Versorgung mit Calcium und Vita-
min D ist bei allen Patienten bedeutend,
und ist vor allem wichtig bei Patienten
mit schwerer Nierenfunktionsstörung, au-
ßer bei Hyperkalziämie.
Monitoring der Calciumspiegel
• unter Prolia®:
vor jeder Anwendung
von Prolia®, innerhalb von zwei Wo-
chen nach der initialen Dosis bei Pati-
enten mit einer Prädisposition für ei-
ne Hypokalziämie (zum Beispiel Pati-
enten mit einer schweren Nierenfunk-
tionsstörung, Kreatinin-Clearance < 30
ml/min), wenn Anzeichen für eine Hy-
pokalziämie auftreten oder sofern auf-
grund des klinischen Zustandes des Pa-
tienten indiziert ist,
• unter Xgeva®:
vor der ersten Xgeva®-
Dosis, innerhalb von zwei Wochen
nach der ersten Xgeva®-Dosis, wenn
Anzeichen für eine Hypokalziämie auf-
treten, zusätzliche Kontrollen der Cal-
ciumspiegel während der Therapie
sollten erwogen werden bei Patienten
mit Risikofaktoren für eine Hypokalzi-
ämie (zum Beispiel bei Patienten mit
schwerer Nierenfunktionsstörung, Kre-
atinin-Clearance < 30 ml/min), oder so-
fern sie aufgrund des klinischen Zu-
standes des Patienten indiziert sind.
Die Patienten sollten auf Symptome,
die auf eine Hypokalziämie hinweisen,
wie Kribbeln und Taubheitsgefühl sowie
Neigung zu Krämpfen und Muskelzu-
ckungen, vor allem an Händen und Füßen
und ein langsamer Herzschlag, hingewie-
sen werden.
Fortbi dung akt ell – Das Journal
der Apoth kerka mer Westfalen-Lippe