Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 3/2014 (Dezember 2014) - page 10

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Fortbildung aktuell - Das Journal
Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Osteoporose
Seltene Nebenwirkung: Kiefernekrose
Kiefernekrosen stellen eine schwerwie-
gende Folge der Therapie mit Bisphos-
phonaten oder Denusomab dar, die die
Lebensqualität auch der Patienten stark
beeinträchtigen kann. Sie kommen deut-
lich seltener vor und haben einen milde-
ren Verlauf bei der Osteoporosetherapie
als Kiefernekrosen, die im Rahmen einer
Malignomtherapie auftreten. Trotzdem
sollten vor Beginn einer jeden antiresorp-
tiven Knochentherapie mögliche Infekti-
onsherde und Keimeintrittspforten zahn-
ärztlich saniert werden. In der Beratung
über eine Bisphosphonattherapie sollte
der Patient auf eine regelmäßige zahn-
ärztliche Kontrolle mit professioneller
Zahnreinigung und Vermeidung von Pro-
thesendruckstellen hingewiesen werden.
Veränderungen im Mundberiech, wie be-
wegliche Zähne, Schmerzen und Schwel-
lungen sind sofort dem Arzt mitzuteilen.
Weitere Medikamente
Können die oben genannten Medika-
mente aufgrund von Nebenwirkungen
oder Kontraindikationen nicht eingesetzt
werden, können Calcitonin, Fluoride oder
Hormone in der Therapie der Osteoporo-
se zum Einsatz kommen. Bei einer Hor-
monersatztherapie müssen im Einzelfall
Nutzen und Risiko gegeneinander abge-
wogen werden, da aufgrund von Studien
Bedenken gegenüber einer Langzeithor-
monersatztherapie, die ein erhöhtes Risi-
ko für Mammakarzinome oder Thrombo-
embolien aufzeigen, vorliegen.
Neue Therapiemöglichkeit bei Osteopo­
rose?
Der Antikörper Romosozumab, der das Si-
gnalprotein für den Knochenabbau Scle-
rostin im Knochen ausschaltet, wird zur
Zeit in Studien getestet.
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Das Glykoprote-
in Sclerostin wird von Osteozyten freige-
setzt. Es hemmt die Aktivität der Osteo-
blasten. Die Wirkung von Sclerostin wird
als Bremssignal für die Regeneration des
Knochens beschrieben. Fehlt die „Brem-
se“, wird vermehrt Knochen aufgebaut.
Ob es tatsächlich auch später vor Kno-
chenbrüchen schützt ist Gegenstand der
Studien.
AMTS in der Apotheke
Eine Patientin mit chronischer Nierenin-
suffizienz kommt mit einer privaten Ver-
ordnung in die Apotheke. Darauf wurde
verordnet:
• Vigantoletten® 1000 I.E.
• Bondiol® 0,5 µg
Nach Vorlage der leeren Packungen in
der Hausarztpraxis, wurden beide Arznei-
mittel dort verordnet. Es stellt sich im Ge-
spräch in der Apotheke heraus, dass die
Patientin schon seit einiger Zeit mit Bon-
diol® (Alfacalcidiol) von Nephrologen ei-
gestellt wurde, und der Hausarzt weiter-
hin Colecaliferol verordnet hatte. Laut
Fachinformation des Bondiols dürfen Vi-
tamin D und seine Derivate nicht gleich-
zeitig mit Alfacalcidol verabreicht wer-
den, da der additive Effekt mit einem er-
höhten Risiko einer Hypercalcämie ein-
hergeht. Nach Rücksprache mit dem be-
handelnden Nephrologen, sollen trotz-
dem, unter engmaschiger Kontrolle der
Calciumspiegel, beide Arzneimittel wei-
terhin eigesetzt werden, da auch eine ein-
geschränkte Niere noch teilweise in der
Lage ist Colecalciferol zu aktivieren. In
der Apotheke sollte darauf hingewiesen
werden, dass nicht mehr als 500 mg Calci-
um pro Tag zugeführt werden dürfen, um
das Risiko einer Hypercalciämie nicht wei-
ter zu erhöhen.
Vitamin D ein Alleskönner?
Die Anzahl von Studien zu Vitamin D hat
in den letzten Jahren stark zugenommen.
Es gibt Hinweise durch Studien und Meta-
analysen, dass ein Vitamin D-Mangel nicht
nur mit vermehrten Knochenbrüchen ein-
hergeht, sondern auch mit Diabetes, neu-
rologischen Erkrankungen, Atemwegs-
infektionen und Lungenerkrankungen,
Gastrointestinale Erkrankungen, Herz-
Kreislauferkrankungen,
Schlaganfall,
Multiple Sklerose, Nierenerkrankungen,
Muskel- und Knochenschmerzen, Überge-
wicht, Karies, Trommelfellverletzungen,
Nahrungsmittelallergien und sogar Krebs.
Vitamin D scheint sich auf fast alle Syste-
me des Körpers auszuwirken. Hier stellt
sich die Frage, ob die orale Vitamin D-
Substitution in Zusammenhang mit einer
reduzierten Sterblichkeit steht.
Abbildung 4 zeigt, wie aus Sonnenlicht
und 7-Dihydrocholesterol aus der Haut
Vitamin D3 entsteht, das in der Leber zu
25 -Hydroxyvitamin D und weiter in den
Nieren zu 1,25 Dihydroxyvitamin D (Syno-
nym: 1,25-dihydroxycholecalciferol, Calci-
triol oder aktives Vitamin D Hormon) um-
gewandelt wird. Bei Erkrankungen, bei
denen im Vitamin D-Metabolismus die
1-alpha-Hydroxylierung in der Niere be-
einträchtigt ist (wie beispielsweise bei
chronischen Nierenfunktionsstörungen),
wird Calcitriol oder Alfacalcidol (1-alpha-
Hydroxycolecalciferol), das in der Leber zu
Calcitriol (1,25-Dihydroxycolecalciferol)
umgewandelt wird, eingesetzt. Calcitriol
gilt als wirksamster Metabolit des Cole-
calciferols (Vitamin D3) bei der Aufrecht-
erhaltung der Calcium- und Phosphatho-
möostase (siehe Abbildung 4). Der Haupt-
wirkmechanismus basiert auf der Erhö-
hung der zirkulierenden 1,25-Dihydroxy-
colecalciferol-Spiegel und somit wird die
intestinale Resorption von Calcium und
Phosphat erhöht. Die Knochenminerali-
sation wird gefördert, der Parathormon-
spiegel gesenkt und die Knochenresorpti-
on gehemmt. Bei Einnahme von Calcitri-
ol oder Alfacalidol sollte die tägliche Cal-
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