SCHWEIZER GEMEINDE 12 l 2014
30
GEMEINDEPORTRÄT
liegt leicht erhöht, wie es bei vielen Dör-
fern im Mittelland der Fall ist, die von
Überschwemmungen bedroht waren.
Mit den Meliorationen 1780 und 1855
wurde aus dem Schwemmland der Ur-
tenen fruchtbares Kulturland.
Vom Bauerndorf zur Agglogemeinde
1850 lebten 584 Personen im Dorf, 1900
waren es 573, im Jahr 1960 dann 833
Personen. Nach der Eröffnung der Auto-
bahn wuchs die Zahl der Bevölkerung
sprunghaft. 1972 wohnten knapp 2100
Personen in Moosseedorf, heute sind es
rund 3800.
Laut dem Historiker Christian Pfister
führten zwei Faktoren zu einem kaum
kontrollierten Landschaftswandel. Einer-
seits zerschnitt die Autobahn das Ge-
meindegebiet, andererseits stieg die
Zahl der Arbeitsplätze rasant an. Damit
der Bau der Autobahn möglich wurde,
war eine Güterzusammenlegung nötig.
Das führte dazu, dass einige Landwirt-
schaftsbetriebe aus dem Dorfkern weg-
zogen. Das nötige Kapital beschafften sie
sich durch den Verkauf ihres Landes im
Dorf. Weil bis 1967 keine Bauzone aus-
geschieden und erst 1971 eine eigentli-
che Ortsplanung in Angriff genommen
worden sei, habe dies zu einer Spekula-
tionswelle geführt, so Pfister. Kostete
der Quadratmeter Bauland 1958 vor der
Güterzusammenlegung 20 Franken,
stieg der Preis bis 1965 auf 130 Franken.
Der Wohnungsbau nahm sprunghaft zu.
Wurden bis 1971 noch 100 Einheiten neu
gebaut, waren es ab 1973 jährlich 200
Einheiten. Dies hatte einen demografi-
schen Wandel zur Folge. Die meisten
Zuzüger waren 20 bis 25 Jahre alt. Die
Geburtenrate stieg auf 32 Prozent.
Unternehmen mit klingenden Namen
zogen in den Ort: der Stahlhändler Kie-
ner Wittlin, die Prodega, die Bauunter-
Moossedorf im
Wandel der Zeit:
1925 von Flugpionier
Walter Mittelholzer
aufgenommen, 1967
nach der Eröffnung der
Autobahn und 1983
nach der Erschliessung
des Gewerbegebiets
Moosbühl.
Bilder: ETH-Bibliothek Zürich,
Bildarchiv/Stiftung Luftbild
Schweiz