SCHWEIZER GEMEINDE 12 l 2014
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nehmung Marti. Der Grund ist die «Ver-
knappung des Baulands in der Region
Bern», aber auch die Nähe zur Autobahn
beziehungsweise zur Eisenbahn. In nur
einem Jahrzehnt entstanden über 800
Arbeitsplätze. Und diese Entwicklung
ging weiter. Das Shoppyland öffnete
1975 als eines der ersten Einkaufszent-
ren der Schweiz «auf der grünenWiese»
die Türen. Die Eigentümerin Migros
baute zehn Jahre später auch eine Be-
triebszentrale. Sie versorgt heute 230
Supermärkte, Fachmärkte und Restau-
rants in den Kantonen Aargau, Solo-
thurn und Bern. 1988 zog der Kaffeema-
schinenbauer Schaerer hierher, 1991 der
Inneneinrichter Interio, 2003 kam der
Fachmarkt Obi.
Gesundheit der Finanzen gefährdet
Das schnelleWachstum verlangte Infra-
struktur. 1963 wurde die Schule Staffel
für 1,3 Millionen Franken gebaut. Eine
Erweiterung für fünf Millionen war 1974
nötig. In jenem Jahr folgte der Bau eines
Mehrzweckgebäudes. Das alte Schul-
haus wurde 1976 renoviert und umge-
baut. 1979 war ein Doppelkindergarten
nötig. Ab 1982 wurde die Schulanlage
Staffel 3 mit einer Dreifachturnhalle ge-
baut. Auch das Gemeindehaus genügte
nicht mehr, ein Neubau musste her. Zwei
Wohnungen, der Werkhof, das Feuer-
wehrmagazin und die Zivilschutzanlage
für insgesamt vier Millionen Franken
sind seither vereint.
DiesesWachstum ist auf den Landeskar-
ten zu sehen, die alle sechs Jahre nach-
geführt werden. 1975 stand das Schul-
haus auf dem Staffel noch allein, die
Hügel am Fuss des Wiliwald waren
unverbaut. Eine Kartenrevision später
hat sich das Siedlungsgebiet entlang
der Strassen ausgedehnt. Noch eine
Revision später sindweitere Flächen über-
baut. Wäre es nach den Planern gegan-
gen, wäre diesesWachstumweitergegan-
gen. Laut einem Artikel in der Zeitung
«Der Bund» vom 5. Oktober 1972 sollte
die Bevölkerungszahl 1980 zwischen
4000 und 4500 Personen betragen. Im
Jahr 2000 sollten es gegen 6500 Per-
sonen sein.
Nach finanziell ruhigen Jahren waren
die Zahlen Ende des 20. Jahrhunderts
rot. Bisher hatte die Gemeinde von den
grossen Firmen im Ort profitiert, aber
Mitte der 1990er-Jahre stagnierte die
Schweizer Wirtschaft. 1996, im Jahr, als
Peter Bill in den Gemeinderat gewählt
wurde, drehte auch in Moosseedorf der
Wind. 1995 hatte die Rechnung noch ei-
nen Überschuss von 1,1 Millionen Fran-
ken ausgewiesen, budgetiert waren le-
diglich 57 000 Franken. Man dachte über
eine Steuersenkung nach, die nach eini-
gem Hin und Her 1999 auch angenom-
men wurde. Prompt schloss die Rech-
nung 1999 mit einem Defizit. Der
Gemeinderat hielt jedoch an «einer wirt-
schaftsfreundlichen Steueranlage» fest.
Wissend, dass die kommenden Jahre
finanziell eng sein würden.
Die Freude an den tiefen Steuern hielt
nicht lange an. Die letzte Rechnung des
alten, SVP-dominierten Gemeinderats
war tiefrot: Nach Verbuchung des or-
dentlichen Ertrages und des Aufwandes
wies sie einen Verlust von 807000 Fran-
ken aus. Zur Deckung dieses Defizits
wurde das komplette Eigenkapital in
Höhe von knapp 600000 Franken ver-
wendet. Die restlichen 207000 Franken
konnten nur durch eine «ziemlich aben-
teuerlich anmutende buchhalterische
Turnübung aufgebracht werden», wie
die «Berner Zeitung» schrieb. Liegen-
schaften wurden bis zu den Gestehungs-
kosten aufgewertet, was einen Buchge-
winn von knapp 1,5 Millionen Franken
ergab. Dieser Erlös wurde für Abschrei-
bungen auf dem Verwaltungsvermö-
gen verwendet. Daran, dass der bud-
getierte Aufwandüberschuss um den
Faktor fünf überboten wurde, waren
nach Ansicht des damaligen Finanzvor-
stehers Andreas Rösch in erster Linie die
fremdbestimmten Beiträge an den Kan-
ton und die Gemeindeverbände schuld:
«Letztes Jahr mussten wir dafür über 1,6
Millionen Franken mehr aufwenden als
1994», stellte er fest.
Angesichts des angespannten Finanz-
haushalts verlief der Wahlkampf ums
Gemeindepräsidium heftig, ja gehässig.
«Wie kommen die Gemeindefinanzen
wieder ins Lot?», so lautete die bestim-
mende Frage. Soll gespart oder inves-
tiert werden?Wie kommen Steuerzahler
ins Dorf? Offen war auch die Frage, wie
der Finanz- und Lastenausgleich zwi-
schen Kanton und Gemeinde wirken
würde. Es kam zu einer Kampfwahl zwi-
schen Jürg Pozzi (SP) und Peter Bill
Der Moossee im November. Im Frühling erreicht das Gewässer schnellTemperaturen von 20 Grad und mehr.
In der Region bekannt ist auch die Fischzucht.
GEMEINDEPORTRÄT