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Manthey und spielte Piket mit Carl. Da klingelt

es an der Pforte. Frau Manthey sieht zum F e n ­

ster hinaus und sagt: Da kommt Fräulein Fleischer.

Die Stubenthür öffnet sich, und herein tritt —

nicht Fräulein Fleischer — sondern Henriette Frisch

und — Julie Tutein.

W ir waren beyde nicht

wenig frappirt, fassten uns aber schnell wieder,

j a ich hatte nachher die Contenamce viel mit ihr

zu singen, und mancherley gleichgültige Dinge mit

ihr zu sprechen. Ehe sie zu singen anfing, liess

sie sich ein Glas W asser geben, und sang darauf

mit etwas zitternder Stimme. Es ging aber immer

besser, und zuletzt vergass sie sich so s eh r, dass

sie ein paarmal ganz auf die alte Weise, mir die

Hand vom Claviere wegnahm , um mir einige Ma­

nieren vorzuspielen. J e tte sass dabey in grösser

Herzensangst und wurde bald blass, bald roth.

Nachdem wir das Duet «Fra gli amplessi« mit ein­

ander gesungen h a tte n , schlug Julie das Buch zu

und drehte sich schnell um, und ich eilte in das

andere Zimmer um mich etwas zu erholen. Hier

kam Jette zu mir und machte mir Vorwürfe, sagte

mir: ich triebe es zu weit, sie wundere sich u. s. w.

Bald darauf nahmen sie Abschied, und Julie sähe

mich mit einem Blicke an — mit einem Blicke —

o, dass ich ihn dir beschreiben könnte diesen

Blick! Beschreiben? armseliges W o rt; und wenn

sie mich noch unendlich bittrer beleidigt hätte,

dieser Blick musste mich mit ihr versöhnen. —