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mich noch führen? W a s soll aus mir werden?
Ueberall folgt mir ihr Bild, und Tag und Nacht
denke ich nichts als sie. Ihr Anblick taugt so
wenig für meinen Zustand wie für einen Augen
kranken die Mittagssonne, und doch suche ich
mit der grössesten Emsigkeit jede Gelegenheit auf
sie zu sehen. Oft wünsche ich mir ein einzigsmal
noch recht herzlich mit ihr zu reden, und frage
ich mich d ann, was ich ihr sagen wollte oder
könnte, so weiss ich es selbst nicht. — Ach, und
die Menschen sind hier so kalt, so herzlos; es ist
ein ewiges Necken und Fragen über meine Liebe
zu J u lie n , vorzüglich bey Bruns. Sophie verfüget
dabey mit solcher Unvorsichtigkeit und Indiscre-
tion, dass sogar die Kinder alles wissen, was sie
weiss. Diess ist dann Gottlob nur herzlich wenig,
nur Vermuthung, aber doch genug um mich zu
quälen, denn ich muss, um mich nicht zu verrathen,
darüber lachen und scherzen, dass es mich in der
Seele schmerzt. Vorgestern vor acht Tagen war
ich mit der ganzen Tuteinschen Familie im Friede-
richsthaler W a ld e ; Frisches hatten mich dazu ein
geladen. Ich war sehr glücklich an diesem Tage.
W ir assen im Tannenwalde, und nach Tische
lagerte der junge Theil der Gesellschaft: Jette,
Julie, Pauline, Auguste, ich, Meder u. a. sich auf
einem Hügel im W a ld e , und wir schwazten und
scherzten in Freundschaft und Vertraulichkeit.
Bald darauf kam die Mutter mit der alten Manthey