Previous Page  86 / 241 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 86 / 241 Next Page
Page Background

77

mich noch führen? W a s soll aus mir werden?

Ueberall folgt mir ihr Bild, und Tag und Nacht

denke ich nichts als sie. Ihr Anblick taugt so

wenig für meinen Zustand wie für einen Augen­

kranken die Mittagssonne, und doch suche ich

mit der grössesten Emsigkeit jede Gelegenheit auf

sie zu sehen. Oft wünsche ich mir ein einzigsmal

noch recht herzlich mit ihr zu reden, und frage

ich mich d ann, was ich ihr sagen wollte oder

könnte, so weiss ich es selbst nicht. — Ach, und

die Menschen sind hier so kalt, so herzlos; es ist

ein ewiges Necken und Fragen über meine Liebe

zu J u lie n , vorzüglich bey Bruns. Sophie verfüget

dabey mit solcher Unvorsichtigkeit und Indiscre-

tion, dass sogar die Kinder alles wissen, was sie

weiss. Diess ist dann Gottlob nur herzlich wenig,

nur Vermuthung, aber doch genug um mich zu

quälen, denn ich muss, um mich nicht zu verrathen,

darüber lachen und scherzen, dass es mich in der

Seele schmerzt. Vorgestern vor acht Tagen war

ich mit der ganzen Tuteinschen Familie im Friede-

richsthaler W a ld e ; Frisches hatten mich dazu ein­

geladen. Ich war sehr glücklich an diesem Tage.

W ir assen im Tannenwalde, und nach Tische

lagerte der junge Theil der Gesellschaft: Jette,

Julie, Pauline, Auguste, ich, Meder u. a. sich auf

einem Hügel im W a ld e , und wir schwazten und

scherzten in Freundschaft und Vertraulichkeit.

Bald darauf kam die Mutter mit der alten Manthey