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theilnehmend mit mir dem Fröhlichen sich freue,
und mit dem Weinenden traure — dieses Bediirf-
niss war von jeher so innig in meine Existenz
verwebt, dass die mir so lange versagte Befriedi
gung desselben, mich bey meinen ohnehin ziemlich
starken Hange zur Schwermuth, doppelt unglück
lich machte. — Endlich fand ich dich, und wie
werth du in der kurzen Zeit unserer Bekanntschaft
mir geworden bist, wie sehr ich dich jetzt allent
halben vermisse, und wie herzlich ich mich sehne
dich wieder bey mir zu sehen, und im traulichen
Gespräche mit dir meine mannigfaltigen W id e r
wärtigkeiten zu vergessen — dies brauche ich dir
wohl nicht erst zu sagen. Ach Kramer, wann
wirst du doch wiederkommen? Ich bin in der
That so eigennützig zu wünschen, dass die vielen
freundlichen Gesichter, mit welchen du je tz t allent
halben empfangen wirst, sich schnell in eben so
viele verdriesliche verwandeln möchten, deine mir
sehr wohl bekannte Empfindlichkeit würde dich
dann schnell von hinnen treiben. Oder dass in
Izehoe eine böse Krankheit ausbrechen möge;
oder dass der Conferenzrath Hoe, dich wegen
überhäuften Geschäfte nicht länger entbehren kön
nend, durch einen Expressen dich zurückrufen
lasse. Ich Armer sitze hier und freue mich über
jeden verflossenen T ag , weil er mich dem Ende
der 6 Wochen näher gebracht h a t, und
du
schreibst mir ganz trocken: du würdest wahr