Am Silvestertag 2016 starb meine
geliebte alte Katze Bella. Sie war
in Ehren ergraut vierzehn Jahre alt
geworden und seit längerer Zeit mit
heftigen Krankheitsschüben belas-
tet. Nun hatte sie es geschafft und
war zu Hause gestorben. Traurig
über den Abschied von der lieb
gewordenen Gefährtin, musste
schnell entschieden werden: Wohin
mit der toten Katze? Sollten wir sie
an ihrem Lieblingsplatz im Garten
begraben?
Das Erleben von Todesfällen und
die zwangsläufigen Gedanken zum
Thema Bestattung blieben mir das
ganze Frühjahr über erhalten. Eine
Seniorenhausbewohnerin starb und
die Angehörigen baten mich um die
Gestaltung der Trauerfeier – ohne
Beisetzung, denn die sollte Tage
später in einer anderen Stadt statt-
finden. Dann verstarb plötzlich mei-
ne Mutter. Unvorbereitet standen
wir Geschwister vor der Frage: Was
hätte sich die Mutter gewünscht?
Mit der einen Tochter hatte sie über
den Friedwald gesprochen, mit der
anderen über Einäscherung. Zum
Glück gab es ein Kolumbarium auf
dem Dorffriedhof. Was würde ihr
gefallen: Rosen oder Nelken, ein
Kreuz auf der Urne oder gar kein
Symbol? Wie christlich sollte die
Trauerfeier gestaltet sein, wenn es
für viele aus der Familie keinen Be-
zug mehr zur Kirche gibt? Diese
Diskussionen waren anstrengend
und nahmen der Trauer um die tote
Mutter viel Raum.
Wer beschäftigt sich schon früh-
zeitig mit den letzten Dingen seines
irdischen Lebens? Wer möchte
diesen Schritt bewusst gestalten
oder lieber den Kindern, Freunden
oder, wenn niemand mehr da ist,
der Stadtverwaltung überlassen?
Ratlosigkeit der Angehörigen
Über meine Arbeit als Palliativseel-
sorgerin habe ich erfahren, dass es
Menschen, die sich bewusst mit ih-
rem Lebensende beschäftigen, un-
sagbar entlastet, mit jemand früh-
zeitig über ihre eigene Bestattung
sprechen zu können. Nicht selten
musste das Palliativteam zwischen
Sterbenden und Angehörigen ver-
mitteln und eine Sprache finden,
die ermöglicht, dass Angehörige
verstehen, warum die Sterbende
das letzte Stück so oder so umge-
setzt haben will: „Und nach meiner
Beerdigung geht ihr Pizza essen”,
wünschte sich eine italienische
Patientin. „Mama, das können wir
nicht, wir kriegen da nichts run-
ter!” – „Ach was”, entgegnete sie,
„der Appetit kommt beim Essen.
So war es immer bei uns.” Es hilft
zu wissen – so hätte sie es gewollt.
Anders der Wunsch einer Palliativ-
patientin, nach ihrem Tod plastiniert
zu werden. Für die Angehörigen
war das schlicht unvorstellbar –
kein Abschied, keine Feier, kein
Grab? Viel musste vermittelt wer-
den zwischen der Sehnsucht der
Sterbenden, den Krebs zu über-
dauern, und dem Wunsch der
Und was passiert mit mir ‚danach‘?
Warum man frühzeitig über den ‚letzten Weg‘ nachdenken sollte
CellitinnenForum 3/2017
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