Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2014 (Juli 2014) - page 28

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Fortbildung aktuell - Das Journal
Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
F rtbildung aktuell – Das Journal
Nr. 1/2014 der Apoth kerkammer Westfalen-Lippe 28
– as
r al
de Apothek k mmer Westfalen-Lippe
Der Sicherheitsgurt in der Psychopharmakotherapie
de-pointes-Arrhythmie). Eine Kontaktauf-
nahme zum behandelnden Arzt ist in die-
sem Fall dringend geboten. Sollte der Arzt
ein EKG bestimmt haben, kann eine Ver-
sorgung mit gebotener Vorsicht durchge-
führt werden, die Patientin sollte insbe-
sondere auf die Warnsymptome Schwin-
del und Tachykardie hingewiesen wer-
den. Beim Auftreten dieser Symptome ist
der Arzt zu kontaktieren. Ist die QTc-Dau-
er nicht bekannt, sollte über die Abnah-
me eines klärenden EKGs und/oder den
Wechsel des Wirkstoffs diskutiert werden
(Tabelle 1: Pharmaka, die verlängernd auf
die QT-Zeit wirken können). Über diese
Klärung hinaus sollte ein Medikationsma-
nagement angeboten werden, um die Ge-
samtsituation einer strukturierten Analy-
se zu unterziehen.
Ein zusätzlicher Hinweis: Sollte ein(e) Pati-
ent/in mit den oben geschilderten Hinter-
gründen in der Apotheke über neu auf-
tretenden Schwindel klagen, ist die Eig-
nung der Selbstmedikation mehr als frag-
lich. Schwindel ist eines der drei Haupt-
symptome der TdP (Abbildung 4: Risiko-
faktoren für TdP). Vor dem Hintergrund
der Hochrisikokonstellation sollte der Ur-
sprung des Schwindels vom behandeln-
den Arzt hinterfragt werden, eine Abga-
be von beispielsweise Etilefrin-Tropfen
scheint in dieser Situation unangemessen.
Die Apotheke hat dort ihre Lotsenfunktion.
Patientenbeispiel 2:
Patient, männlich, 29 Jahre alt, nimmt als
einziges Dauermedikament Citalopram
(torsadogen) ein (Abbildung 5: „Torsado-
gene Pharmaka erkennen). Zur Behand-
lung einer bakteriellen Infektion ist Ery-
thromycin (torsadogen) verordnet wor-
den. Die Gesamtsituation des Patienten
lässt den Rückschluss auf ein geringes
TdP-Risiko zu, auch wenn für kurze Zeit
zwei torsadogene Pharmaka kombiniert
werden. Um der Meldung des CAVE-Mo-
duls gerecht zu werden, kann an die Mes-
sung der Herzfrequenz gedacht werden:
Bei ausgeprägter Bradykardie sollte der
Arzt zur Absicherung kontaktiert werden.
Ist die Herzfrequenz im Normalbereich,
relativiert dies das Risiko weiter nach un-
ten. Ein Blick in die Risikotabelle verdeut-
licht den Unterschied zum Risikoprofil der
79-jährigen Patientin: Der Patient weist
ein kaum erhöhtes TdP-Risiko auf, eine
Abgabe kann bedenkenlos erfolgen.
Spieltrieb: Trockenübungen mit der
ABDA-Datenbank
Auffällig ist die große Vielzahl an Inter-
aktionsmöglichkeiten der einzelnen Sub-
stanzen sowie die Rolle der teils unbe-
kannten Hintergrundrisiken. Ein erstes
Ziel kann darin bestehen, die Mitglieder
des Apothekenteams für die Notwen-
digkeit der „W“-Fragen zu sensibilisie-
ren. Eine Übung mit der Apothekensoft-
Tabelle 1:
Pharmaka, die verlängernd auf die QT-Zeit wirken können (ausgewählte,
umfassende Übersicht siehe
Antiarrhythmika
Amiodaron, Chinidin (obsolet), Flecainid, Sotalol
Antibiotika
Azitromycin, Clarithromycin, Erythromycin, Ciprofloxacin, Le-
vofloxacin, Moxifloxacin, Ofloxacin, Cotrim (Trimethoprim-
Sulfamethoxazol)
Antimykotika
Fluconazol, Itraconazol, Ketoconazol, Voriconazol
Asthmamedikamente Salbutamol, Salmeterol
Magen-Darm-Mittel
Domperidon, Setrone
Psychopharmaka
u. a. SSRI, trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika
Tabelle 2:
Risikofaktoren für das Auftreten einer Torsade-de-pointes-Arrhythmie.
Risikofaktor
Beispiele
Umgang mit dem Faktor
Arzneimittel­
therapie
Digitalisierung, QT-ver-
längernde Pharmaka in
Kombination oder hohen
Dosen
Ko-Medikation hinterfragen und
berücksichtigen, dabei auch an CYP-
Inhibitoren denken; bei erhöhtem
Risiko Klärung durch den Arzt
Elektrolyt-störungen
Hypokaliämie, Volumen
und Elektrolytmangel
führen zu Diarrhoe, Er-
brechen und zu geringer
Trinkmenge. Hypomagne-
siämie, Hypocalciämie
Hohe Anzahl und Dosen an Diuretika
als Warnzeichen für die versorgende
Apotheke, bei Verdacht beim Arzt
nachfragen, ob ein Mineralienprofil
bekannt ist
Herzkreislau-
ferkrankungen
AV-Block, Bradykardie,
Herzinsuffizienz, Herzin-
farkt, kardiale Hypertro-
phie
Grunderkrankungen können in der
Kundendatei hinterlegt und dadurch
berücksichtigt werden.
patienten­
individuell
Weibliches Geschlecht,
Alter über 65 Jahre,
genetische Veranlagung,
verlängerte QT-Zeit im
EKG
(> 460 ms bei Frauen, >
440 ms bei Männern)
Ältere Frauen als Hochrisikogruppe
berücksichtigen. mögliche Risikorela-
tivierung bei sonst gesunden, jungen
Patienten
weitere
Erkrankungen
Niereninsuffizienz
Kumulationsgefahr einzelner Pharma-
ka durch verlangsamte renale Aus-
scheidung
CAVE: geriatrische Patienten, Herz-
insuffizienz NYHA 3&4, Prädialyse,
Dialyse
1...,18,19,20,21,22,23,24,25,26,27 29,30,31,32
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