Blickpunkt Schule 4/2023

Zeitschrift des Hessischen Philologenverbandes

Zeitschrift des Hessischen Philologenverbandes

Ausgabe 4/2023 · D 30462

SCHULE

Bild: Rytis/AdobeStock

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Zeitschrift des Hessischen Philologenverbandes

Ausgabe 4/2023 · D 30462

SCHULE

sie manches Wochenende geopfert, um auch noch die letzten verspätet eintreffenden Ar tikel in das Heft aufnehmen zu können. In Dr. Schröder-Maiwald hatte ich immer eine sehr kompetente, konsequente, zielgerichtete, ideenreiche, zugewandte und sachkundige Mitstreiterin, die manche meiner eigenen Versäumnisse ohne viel Aufhebens ausbü gelte. Die Zusammenarbeit mit ihr werde ich sehr vermissen. Seit Juni hat Dr. Iris Schröder-Maiwald als Geschäftsführerin im hphv ein neues Aufga benfeld übernommen. Blickpunkt Schule wird hierzu nicht mehr gehören. Dies wird eine Herausforderung für die künftigen ‘Macher’ der Zeitschrift werden. Wer immer das Amt nun übernehmen wird, benötigt Mitstreiter, die für die Sache brennen und bereit sind, einen erheblichen Arbeitseinsatz zu leisten. Dazu müssen sich alle auch noch in kürzester Zeit in die Ar beitsabläufe der Endredaktion einarbeiten. Dies ist eine Herkulesaufgabe, zumal noch niemand aus dem Landesvorstand jemals in der Endredaktion mitgearbeitet hat. Bei der Bewältigung dieser Aufgabe wünsche ich meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfol ger eine glückliche Hand und viel Erfolg. Mehr als zwanzig Jahre habe ich nun im Hessischen Philologenverband in verschie denen Funktionen Verantwortung übernom men und diese Zeit durchaus genossen. Ich habe von vielen Begegnungen und von vielen Menschen im hphv profitiert und Unterstüt zung erfahren. Dafür bin ich sehr dankbar. Durch den hphv hatte ich die Möglichkeit, an Gesprächen mit verantwortlichen Politikern teilzunehmen, was mir ansonsten verschlos sen geblieben wäre. Die Arbeit im Landesvorstand war eine Be reicherung und hat meinen Blick geweitet. Über die meisten der zwanzig Jahre war die Zusammenarbeit dort vertrauensvoll und respektvoll im Umgang miteinander. Ich wünsche Ihnen allen ein erfolgreiches neues Schuljahr, gute Gesundheit und Zu friedenheit, dem hphv wünsche ich eine wichtige Rolle in der Bildungspolitik und dem neu gewählten Vorstand viel Erfolg bei seiner Arbeit. Mit herzlichen Grüßen

von CHRISTOF GANSS

SCHULE Inhalt | In eigener Sache 2

heute ist es Zeit, mich von Ihnen zu verab schieden, zumindest in der Funktion des ver antwortlichen Redakteurs unserer Verbands zeitschrift Blickpunkt Schule . Vor vier Jahren hatte ich diese Aufgabe übernommen und war angetreten mit dem Anspruch, Blick punkt Schule zu einer Zeitschrift weiterzu entwickeln, die der innerverbandlichen Dis kussion Raum bieten und verschiedenartige schulpolitische oder schulisch relevante The men in den jeweiligen Mittelpunkt der einzel nen Hefte stellen sollte. Ich denke, dass ins besondere die thematische Schwerpunktset zung gut gelungen ist. Blickpunkt Schule wurde damit zu einer viel beachteten Zeit schrift, die mit Interesse wahrgenommen wird. Dies ist natürlich nicht alleine mein Ver dienst, sondern der Verdienst einer ganzen Reihe von Menschen, die sich Blickpunkt Schule verpflichtet fühlen. Zu erwähnen ist hier Sebastian Krämer, der viele Ideen zur thematischen Ausgestaltung der Hefte bei getragen und auch viele Türen zu Kontakten geöffnet hat, die dann wertvolle inhaltliche Beiträge für die Zeitschrift verfasst haben. Ohne die vielen Autoren, teilweise auch aus unseren eigenen Reihen, wären die themati schen Hefte nicht möglich gewesen. Beson ders dankenswert ist dabei, dass uns die Bei träge in aller Regel kostenfrei zur Verfügung gestellt wurden. Im Hintergrund der Produktion der Zeit schrift arbeiten viele Menschen im Pädago gik und Hochschul Verlag, im Lektorat und in der Druckerei, um ein ansprechendes und auch sprachlich korrektes Produkt zu erstel len. Herauszuheben ist hier Jutta Heine mann, die im Pädagogik und Hochschul Ver lag manches Unmögliche möglich gemacht hat. Ohne Dr. Iris Schröder-Maiwald wären je doch alle Mühen vergeblich gewesen, die Hefte rechtzeitig auf den Weg zu bringen. Sie hat den größten Teil der Endredaktion eines jeden Heftes übernommen und alle relevan ten Termine stets im Blick gehabt. Dafür hat

Bild: Rytis/AdobeStock

Editorial » Wie die Zeit vergeht....................... 3

Berichte » Unterwegs in Sachen

gymnasialer Bildung ..................... 4 » Pensionärstreffen in Limburg ...... 6 » Das Gymnasium vor der Wahl?! ... 8 » Erfolgreich Deutsch lernen – schulische Integration als Herausforderung und Chance ...... 9 » Singbergschule Wölfersheim ist Botschafterschule 2022 .......... 9

Zur Diskussion » Die Pension –

Fluch oder Segen?....................... 10

Bericht aus dem dbb » Aus dem dbb Hessen ................... 11 Klartext » Mythos Abitur? ............................. 12 » »Sie haben die Wahl: Bildungspolitik im Vergleich«...... 13

Veranstaltungen » Urheberrecht, Datenschutz

und Cybermobbing ..................... 14

» Clever durch den

Vorbereitungsdienst .................... 15

» Dein Weg in den

Vorbereitungsdienst .................... 15

» Verbindungsstark –

Gemeinsam Schule gestalten .... 16

» Digitale Informations- und

Wissensangebote der ARD ......... 17 » Hattie für gestresste Lehrer 2.0 ... 18 » Digitalisierung und KI – den Schulalltag effektiv meistern ..... 19 Leserbrief » Lob und Kritk ............................... 21 Personalien » Geburtstage | Wir trauern um .... 22

Editorial

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Wie die Zeit vergeht …

I m November 2019 begann auf der Vertreterversammlung in Mor schen meine – an einigen Vorgän gern gemessen – relativ kurze, aber ereignisreiche und intensive Amtszeit. Diese war geprägt durch verbands- interne sowie politische Turbulenzen: Dispute rund um die letzten Personal ratswahlen, einen zwischenzeitlich unvollständigen Vorstand, vor allem aber mussten wir notwendigerweise auf die Corona-Pandemie und die Folgen des russischen Angriffskriegs reagieren – bislang einzigartige, zu gespitzte Situationen! Hier waren be hutsame Abwägungen vorzunehmen, die sicher nicht alle zufriedenstellten, die aber unseren Verband auf Kurs halten sollten. Neben alledem galt es, den hphv bildungspolitisch zu profilieren in ei ner Zeit der Erregungskultur im eige nen Lande und der Wirrnisse allge meiner Nivellierungen. Das betrifft die Schulpolitik wie auch die allgemeine Sicht auf den Lehrerberuf, der bei Lichte betrachtet doch sehr unter schiedliche Belastungsdimensionen bereithält. Nicht überraschend muss ten bei der Einebnung der Eingangs besoldung sachgerechte Argumente hinter moralisch-emotionalen zu rückstehen. Dieses dicke Brett der Be

zuweisenden Polarisierungen, Zuspit zungen sowie ‘Fanatismen‘ (Stichwort Wokeness, Gendern etc.), aber auch die vielfältigen Verdrängungskünste so mancher Politiker. All diese Entwicklungen ließen und lassen den Kompass unserer gymna sialen Positionen regelrecht flattern. In unzähligen Statements und Ge sprächen erhoben wir die Stimme. Die gymnasiale Bildung muss dafür Sorge tragen, dass besonders die geistigen Potenziale der jungen Men schen ausgebildet und weiterentwi ckelt werden, die dann in Forschung, Wissenschaft, Politik zum Tragen kommen. Aber auch kulturelle Maßstäbe sollten gesetzt werden. Mit einer solchen Zielvorstellung fühle ich mich zuweilen wie ein Rufer in der Wüste. An den Philosophen Ernst Bloch und sein ‘Prinzip Hoffnung’ anknüp fend, wage ich jedoch eine Ermuti gung: Man sollte »ins Gelingen ver liebt (sein) statt ins Scheitern«. Ich danke für das Vertrauen, den Zuspruch, die Unterstützung, die ich für meine Arbeit erfahren habe. Sie war mir meist eine Freude, aber immer eine Ehre! Nun ist es Zeit zu gehen … Ihr Reinhard Schwab

von REINHARD SCHWAB Vorsitzender des Hessischen Philologenverbandes

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soldungsfairness muss weiterhin intensiv bearbeitet werden. Das nachgerade ‘dystopische‘ Ziel ‘Einheitsschule für alle statt freier Schulwahl’ wird nach wie vor von sich progressiv verstehenden ‘Experten‘ mit missionarischem Eifer herbeige redet. Wäre man Zyniker, könnte man hier eine Lust am Untergang ver muten. Der Blick auf empirische Befunde wie auch auf erfahrbare Realitäten vor Ort offenbart unbarmherzig eine ero dierende Bildungsqualität. Und ja: Ein allgemeiner Kulturverlust sowie eine zunehmende Erosion des Leistungs prinzips machen der Institution Schu le schwer zu schaffen. Fatal ist in die ser Lage, dass sich die administrativen Belastungen neben unserer Kernauf gabe, dem Unterrichten, scheinbar unaufhaltsam türmen. Nicht nur ärgerlich, sondern auch gefährlich sind die dem Zeitgeist zu

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Berichte

Geburtstagsfeier von Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des DPhV, in Berlin am 15. September 2023 » Gäste aus Hessen: v.l.n.r. vordere Reihe: Dr. Knud Dittmann, Roswitha Stengl-Jörns, Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Rolf Knieling und Annabel Fee v.l.n.r. hintere Reihe: Prof. Dr. David Di Fuccia, Dr. Iris Schröder-Maiwald, Edith Krippner-Grimme, Ralph Hartung und Reinhard Schwab

In seiner Festrede betonte Staats minister Lorz insbesondere die gute und konstruktive Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing. Da sie bis zu ihrer Wahl zur Bundesvorsit zenden 2017 an der Universität Mar burg im Fachbereich Erziehungswis senschaften tätig war, in Marburg auch ihren Wohnsitz hat und überdies schon seit vielen Jahren Mitglied im Hessischen Philologenverband ist, hat er als hessischer Kultusminister seit Jahren mit ihr in unterschiedlichen Zusammenhängen zu tun. Er betonte die verlässliche Partnerschaft, aber auch die kritische Auseinanderset zung zwischen Politik und Verband. Einig sei man sich bei der Bedeutung von gymnasialer Bildung mit dem Ab schluss Abitur, die eine vertiefte Allge meinbildung, die Wissenschaftspro pädeutik und die Studierfähigkeit um fasst. Nicht immer einig sei man sich jedoch über die geeigneten Maßnah men und deren Umsetzung, eben ge nau diese gymnasiale Bildung zu si chern. Die Vergleichbarkeit des Abi turs auf höherem Niveau sicherzustel len, die Lehrkräfteausbildung weiter zu stärken, die Digitalisierung optimal zu nutzen und effizient einzusetzen, sind dabei zentrale Forderungen des DPhV, für die sich dessen Vorsitzende über viele verschiedene Kanäle kom petent und engagiert starkmacht. In der Podiumsrunde wurden diese Themen insbesondere im Zusammen hang mit der gymnasialen Oberstufe angesprochen und diskutiert. Wie » Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing mit dem Hessi schen Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz

»Eine Verfechterin des Gymnasiums« »Kompetent, zuverlässig, verbindlich und humorvoll« »Eine Frau der Sprache mit der Liebe zum Wort« »Kritisch konstruktiv« »Immer unterwegs in Sachen gymnasialer Bildung« und nicht zuletzt »60 ist das neue 40« Unterwegs in Sachen gymnasialer Bildung

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S o lauteten nur einige der der Begrüßungsrede von Stefan Düll, dem stellvertretenden Vorsitzenden des DPhV und Präsidenten des Deut schen Lehrerverbandes, im Grußwort des Vorsitzenden dbb beamtenbund und tarifunion, Ulrich Silberbach, und in der Festrede des hessischen Kultusministers Prof. Dr. R. Alexan der Lorz. Zahlreiche Gäste aus Poli tik, Wissenschaft, Wirtschaft sowie aus den sechzehn Landesverbänden folgten der Einladung des DPhV zu einem festlichen Empfang anlässlich des 60. Geburtstages der Bundes vorsitzenden nach Berlin. Aber die Charakterisierungen von Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing in

»Verfechterin des Gymnasiums und gymnasialer Bildung« ließ sich nicht nur feiern, sondern war auch hier wieder »unterwegs in Sachen gym nasialer Bildung«. So diskutierte sie im Rahmen einer Podiumsrunde mit Dr. Stefanie Hubig, Staatsministerin für Bildung in Rheinland-Pfalz, Christian Piwarz, Kultusminister von Sachsen und Prof. Dr. Olaf Köller, ge schäftsführender wissenschaftlicher Direktor des IPN Kiel, über »50 Jah re gymnasiale Oberstufe«. Wo kom men wir her, wo stehen wir, wo soll es hingehen? Moderiert wurde die Run de von der Journalistin der Frankfur ter Allgemeinen Zeitung, Heike Schmoll.

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Berichte

» Während der Podiumsrunde

» … und dem Vorsitzenden des Hessischen Philologenverbandes Reinhard Schwab

In ihrem Schlusswort ging Susanne Lin-Klitzing kurz auf ihre persönliche, positive schulische Erfahrung mit ihrer Deutschlehrerin ein und schilderte mit einem Augenzwinkern deren fachli che, pädagogische und didaktische Mittel zur Förderung der (hier literari schen) Allgemeinbildung. Die Jubila rin fasste noch einmal kurz die für sie wesentlichen Aspekte einer erfolgrei

chen gymnasialen Bildung zusammen und eröffnete dann das Büfett ver bunden mit einem Dank an die Gäste für die Teilnahme an diesem besonde ren Empfang und die vielen Glück wünsche. Musikalisch untermalt wur de die Veranstaltung ganz wunderbar von dem Berliner Trio Amida mit Wer ken von Beethoven, Kodály und Fran çaix. Dr. Iris Schröder-Maiwald

kann eine Vergleichbarkeit der Noten (zwischen verschiedenen Schulen, Städten, Bundesländern) im Hinblick auf die Zulassung zum Studium ge währleistet werden? Auf welche Be schlüsse kann sich die Kultusminister konferenz einigen? Sind strenge Zu gangsregelungen zum Gymnasium ein Erfolgsprinzip für gute Abschlüs se? Sind derzeitige Regelungen in den Bundesländern, die belegungspflich tigen Kurse in die Gesamtqualifikation einzubringen, mitunter nur ein ‘No tenhebungsinstrument‘ im Abitur? Fragen, die von Heike Schmoll in die Podiumsrunde eingebracht wurden. Einig war man sich über die immense Bedeutung des vertieften Fachwissens von Lehrkräften. Die fachliche Qualifi kation darf – dies war Konsens – nicht einer zu frühen Praxisorientie rung (sowohl für Studierende als auch für Quer- und Seiteneinsteiger) geop fert werden.

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» Das Berliner Trio Amida

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Fotos (alle): privat

Berichte

» Gruppenbild vor dem Dom

» Fachwerkhäuser

Pensionärstreffen in Limburg B ei herrlichem und sehr war mem Spätsommerwetter tra fen sich die Pensionäre des von HEINZ SEIDEL Seniorenbeauftragter des Hessischen Philologenverbandes

Geiz, Völlerei, Wollust) illustriert (s. Bild) ; ferner gibt es in der Barfüßer straße – und dies als Nachtrag zu un serer Stadtführung – ein Fachwerk haus mit zwei Fensterläden, die links der Tod und rechts den Teufel (als per manente Bedrohung) eingeschnitzt erhalten haben (s. Bild) . In der wohlverdienten Mittagspause ließ sich beim Italiener ‘La Strada’ an genehm im Schatten speisen, auch zur aktuellen Gewerkschaftsarbeit im Seniorenbereich wurde informiert sowie ferner auf die Fachartikel des Seniorenbeauftragten in ‘Blickpunkt Schule’ – auch in der Zukunft! – ver wiesen. Nach der Mittagspause ging es dann hinauf auf den Domplatz, vorbei am ‘Protzpalast’ des jetzigen Bischofsvor gängers, den der jetzige Bischof nicht bewohnt, zur sechzigminütigen Dom führung durch eine Ordensschwester,

Hessischen Philologenverbandes in diesem Jahr am 6. September in Lim burg. Heinz Seidel als Seniorenbeauf tragter begrüßte die Teilnehmer herz lich, darunter einige Ehepaare und verdiente Prominente wie die langjäh rigen Landesvorstandsmitglieder und DLH-Vorsitzenden, Edith Krippner Grimme und Herbert Grimme, sowie den aktuellen Chefredakteur von ‘Blickpunkt Schule’, Christof Ganß. Als erstes erzählte bei einer neunzig minütigen Stadtführung der Stadt führer Walter Gebert viel von der im Mittelalter zu Reichtum erlangten Tuchmacherstadt Limburg, vom soge nannten ‘Schafsberg’ mit den Scha fen, die den Rohstoff zur Woll- und Tuchindustrie lieferten und von dem natürlichen blauen pflanzlichen Farb

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stoff, der das blaue ‘Limburger Tuch’ ausmachte. Der damalige Reichtum der Stadt Limburg spiegelt sich auch in den zahlreichen Markthallen bzw. Warenhallen, den zahlreichen Fach werkhäusern und in dem auch heute noch herrlichen und herrschaftlichen Steinbau des ‘Walderdorffer Hofes’ der Freiherren von Walderdorff wider. Anhand der Tuchherstellung mit der Blaufärbung, unter anderem durch Urin, und dem Steinbau des ‘Walder dorffer Hofes’ erklärte Walter Gebert den Unterschied zwischen stinkreich und steinreich, der damit selbsterklä rend ist. Von den zwanzig ältesten Fachwerkhäusern in Deutschland ste hen übrigens sieben davon in der Lim burger Altstadt. Unter den Limburger Fachwerkhäu sern haben einige ein Alleinstellungs merkmal in Deutschland, was nicht nur die ‘ältesten’ in Deutschland be trifft: Da gibt es das ‘Haus der sieben Laster’, welches in Holzschnitzarbeit die Gesichter der sieben klassischen Laster (Stolz, Neid, Zorn, Trägheit,

» Stammbaum Jesu im Dom

» Gruppe auf Plötze

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die das Kleinod Limburger Dom liebevoll und detailliert den Teilnehmern erschloss. Da wurde von den wiederherge stellten historischen Farben und der Wiederherstellung jahrhundertelang vergessener Fresken des Limburger Doms gesprochen und das bekann teste Fresko mit Alleinstel lungsmerkmal auch hier, der Stammbaum Jesu, erläutert (s. Bild) . Der Dom, als die ‘neue Stadt Jerusalem’ mit Stadttor, Hauptstraße mit mehrstöcki gen ‘Häusern’ links und rechts nach vorne zum Marktplatz (jetziger Altarraum) konzipiert, der außen mit sieben wehrhaf ten Türmen erbaut wurde – Wahrzeichen und Symbol für die sieben Sakramente. Zum Abschluss durfte die Gruppe den bebilderten Rundgang hinter dem Chorgestühl be staunen sowie einen giganti schen Blick von der Empore nach unten in den Dominnen raum werfen. Bevor es zum Ausklang wieder hinab in die Stadt zum Café-Haus ging, machte die Gruppe ein paar Schritte auf die große Schloss anlage neben dem Dom, die wie der Dom ebenfalls auf dem Felsen oberhalb der Lahn thront. Ausblick: 1. In den nächsten Ausgaben von ‘Blickpunkt Schule’ werde ich von der Tagung der Seniorenbeauftragten des DPhV aus Nürnberg be richten, wo unter anderem das Hauptthema ‘Resilienz’ war, mit vielen, auch prakti schen Alltagstipps für die Seniorinnen und Senioren. 2.Der Pensionärsausflug 2024 wird uns (a) nach Messel (Museum im Dorf) und (b) an die Messelgrube führen. Ein Welterbe! Dazu erfolgt rechtzeitig eine Information in ‘Blickpunkt Schule’.

Impressum

74. Jahrgang | ISSN 0723-6182 Verleger: Hessischer Philologen- verband e.V. Die Zeitschrift »BLICKPUNKT SCHULE« des Hessischen Philologenverbandes erscheint fünfmal im Jahr 2023. Der Hessische Philologenverband ist der Gesamtverband der Lehre rinnen und Lehrer an den Gymna sien in Hessen sowie an Schulen mit gymnasialem Bildungsange bot. Er ist der Fachverband im Deutschen Beamtenbund, Lan desbund Hessen (dbb), er ist dem Deutschen Lehrerverband Hessen (dlh) und durch den Deutschen Philologenverband (DPhV) dem Deutschen Lehrerverband (DL) angeschlossen. Für den Inhalt verantwortlich: Der Vorstand des Hessischen Philologenverbandes. Chefredaktion: Christof Ganß (V.i.S.d.P.) Dr. Iris Schröder-Maiwald Mail: blickpunkt-schule@hphv.de Mit dem Namen der Verfasser gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Hessischer Philologenverband e.V. Geschäftsstelle: Schlichterstraße 18 Mail: hphv@hphv.de Web: www.hphv.de Bank: Volksbank Odenwaldkreis BIC: GENODE51MIC IBAN: DE30 5086 3513 0004 3579 73 Der Verkaufspreis ist durch die Mitgliedsbeiträge abgegolten. Verlag und Anzeigenverwaltung: Pädagogik & Hochschul Verlag Graf-Adolf-Straße 84 40210 Düsseldorf Tel.: 0211 3558104 Fax: 0211 3558095 Mail: dassow@dphv-verlag.de Satz und Layout: Tel.: 0211 1795965 Fax: 0211 1795945 Mail: heinemann@dphv-verlag.de 65185 Wiesbaden Tel.: 0611 307445 Fax: 0611 376905 www.dphv-verlag.de Anzeigenverwaltung:

Berichte

» Haus der sieben Laster [Ausschnitt]

» Zwei Fensterläden eines Fachwerkhauses [Teufel oben , Tod unten ]

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» Innenansicht vom Dom

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» v.l.n.r.: Annabel Fee (hphv), Dr. Horst Falk (CDU), Thorsten Rohde (hphv), Lisa Deißler (FDP, Vertretung von M. Promny), Christoph Degen (SPD), Dr. Manuel Lösel (Staatssekretär HKM), Sebastian Schackert (Die Linke, Vertretung von E. Kula), Daniel May (Bündnis 90/Die Grünen) fehlt auf dem Bild, war aber anwesend

Gymnasialtag des hphv in Gießen am 13. September 2023 Das Gymnasium vor der Wahl?!

Digitalisierung, Schulform- debatte, Leistungsprinzip – das waren einige der kontrovers diskutierten bildungspolitischen Inhalte des diesjährigen Gym- nasialtages. U nter dem Motto ‘Das Gymna sium vor der Wahl?!’ begrüß ten die beiden stellvertreten den Vorsitzenden des hphv, Annabel Fee und Thorsten Rohde, die anwe senden Gäste. Geladen waren die bil dungspolitischen Sprecher der im hessischen Landtag vertretenden Fraktionen sowie der Staatssekretär im Hessischen Kultusministerium, Dr. Manuel Lösel. Annabel Fee und Thorsten Rohde moderierten die Kurzvorträge der Redner sowie die zahlreichen Wort meldungen und Fragen hierzu. Die Teilnehmenden legten die Finger in bildungspolitische Wunden.

So wurde beispielsweise deutliche Kri tik an der hohen Korrekturbelastung im Rahmen des Landesabiturs geübt sowie die unzureichende Entlastung der Kollegien beim Einsatz in der gymnasialen Oberstufe moniert. Dr. Lösel gab einen Überblick über die aktuelle Lage. Er appellierte an die Zuhörer, die außergewöhnlichen Leis tungen der Kolleginnen und Kollegen an hessischen Schulen auch in der Öffentlichkeit stärker hervorzuheben. Insbesondere die Corona- und die Ukrainekrise hätten den überdurch schnittlichen Einsatz der hessischen Lehrkräfte deutlich gemacht.

Abgerundet wurde die Veranstal tung durch den Vortrag von Prof. Dr. H.-P. Klein (em.) zu den ‘Herausforde rungen der hessischen Bildungspoli tik’ – er benannte aus seiner Sicht die Defizite der Leistungsbewertung und Messung im hessischen Schulsystem anhand praktischer Beispiele (zum Beispiel Abitur-Prüfungsaufgaben der letzten Jahre). Zudem kritisierte er die Verabsolutierung der Digitalisierung als Allheilmittel für sämtliche päda gogische Herausforderungen im Sys tem Schule. Annabel Fee und Thorsten Rohde, stellvertretende Landesvorsitzende des hphv

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» Dr. Manuel Lösel

» Prof. Dr.

H.-P. Klein

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Singbergschule Wölfersheim ist

Fachtag schulische Integration Erfolgreich Deutsch lernen – schulische Integration als Heraus- forderung und Chance M it über 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war der diesjährige Fachtag schulische Integration ‘Erfolgreich Deutsch lernen – schulische Integration als Herausforderung und Chance’ bei den hessischen Lehr kräften äußerst gefragt. Kein Wunder, mussten die hes sischen Lehrkräfte doch seit 2019 coronabedingt auf den eigentlich jährlich stattfindenden Fachtag verzich ten. Dabei wurde den teilnehmenden Lehrkräften ein breit gefächertes thematisches Spektrum geboten. Egal ob diese an einer Grundschule, in einer Intensiv klasse, in einem DaZ-Kurs oder im Gymnasialbereich unterrichteten, alle kamen sie auf ihre Kosten. Neben informativen Reden von Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz sowie Christopher Textor (Leiter der Abteilung III des Hessischen Kultusministeriums) gab es unter anderem auch kurzweilige Vorträge von Prof. Dr. Giulio Pagonis (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg) zum Thema ‘Die Bedeutung kontinuierli cher, systematischer Deutschförderung für den Schul erfolg’ sowie Prof. Dr. Zeynep Kalkavan-Aydin (päda gogische Hochschule Freiburg) zum Thema ‘Vom fach sensiblen Sprachunterricht zum sprachsensiblen Fach unterricht’. Musische Beiträge von Poetry-Slammer, Jan Cönig sowie von Schülerinnen und Schülern der Heinrich-von-Brentano-Schule Hochheim und ein Ge spräch mit dem Kultusminister, einer ukrainischen Lehrkraft und zwei Start-Stipendiaten rundeten das gelungene Rahmenprogramm ab. Herzstück des Inte grationstages waren aber natürlich die 28 Workshops, wobei insbesondere die Workshops zu den Themen: ‘Spiele im DAZ-Unterricht’, ‘Sprachfördermaßnahmen gestalten’ (in allen Schulstufen), ‘Methoden der Dar stellenden Künste im DAZ-Unterricht’ sowie ‘Lesetech niken in der Alphabetisierung’ besonders gefragt wa ren. Dabei bot die Goethe-Universität als langjähriger Kooperationspartner ideale Rahmenbedingungen. Ne ben dem fachlichen war auch der kulinarische Teil für alle Teilnehmenden kostenlos. Neben dem Mittagessen gab es unter anderem auch Kaffee und Kuchen und ausreichende Kaltgetränke für lau. So konnte man sich bereits vor Veranstaltungsbeginn mit einer Kaffeetasse bewaffnet auf Erkundungstour begeben, boten doch zahlreiche Infostände mannigfaltige Informationen zum Themenbereich. Nicht zu kurz kam dabei in den Pausen der fachliche Austausch mit den teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen. Sebastian Krämer

Botschafterschule 2022 Als eine von bundesweit 29 Schulen wurde die Singbergschule Wölfersheim aktuell als Botschaf terschule 2022 für ihr Engagement in der beruf- lichen Orientierung und in der MINT-Förderung vom Netzwerk Berufswahl-SIEGEL geehrt. D ie berufliche Orientierung ist und war schon immer ein zentrales Anliegen der Schule, das vom Kollegium und der Schulleitung mit großem Engagement getragen wird. Seit dem Schuljahr 2017/2018 ist die Singbergschule Wöl fersheim eine der bundesweit 1724 Siegelschulen. Außer der vorbildlichen schulbezogenen Arbeit im Rahmen der beruflichen Orientierung hat sich die Schule auch in ausge zeichneter Weise an überregionalen, bundesweiten Veran staltungen und Projekten beteiligt. Hierzu gehören unter anderem ‘FUTURE SKILLS’ von Microsoft zum Thema Künstliche Intelligenz, das SCHULEWIRTSCHAFT-Festival 2021 zum Thema ‘Berufliche Orientierung neu denken und machen’, die Online-Fachtagung der Bundesagentur für Arbeit & SCHULEWIRTSCHAFT DEUTSCHLAND ‘Wie viel Digitalisierung verträgt und braucht die berufliche Orien tierung?’ im April 2022. Bei der Fachtagung steuerten vier Schülerinnen und die für die berufliche Orientierung ver antwortliche Kollegin, Frau Weckler, ein Video zum Thema bei, das die Grundlage für einen Expertinnentalk bildete. Weiterhin hat sich Frau Weckler als Interviewpartnerin für das Portal abi.de der Bundesagentur für Arbeit zum Thema ‘Digitale Berufsorientierung’ zur Verfügung gestellt. Da das Netzwerktreffen aufgrund der Corona-Situation nur online stattfand, wurde die Auszeichnung ‘Botschaf terschule des Netzwerks Berufswahl-SIEGEL’ von Klaus Beier, Mitglied der Lenkungsgruppe des Netzwerks Berufs wahl-SIEGEL, gemeinsam mit dem Geschäftsführer SCHULEWIRTSCHAFT HESSEN, Matthias Rust, in der Schule übergeben.

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Klaus Beyer

Weitere Informationen

Das Gütesiegel für vorbildliche Berufs- und Studienorientierung wird in Hessen getragen vom Hessischen Kultusministerium, dem Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, der Agentur für Arbeit Regionaldirektion Hessen, der Arge der Hessi

schen Handwerkskammern, dem Hessischen Industrie- und Handelskammertag, der Verei nigung der Hessischen Unternehmerverbände sowie von SCHULEWIRTSCHAFT Hessen. www.olov-hessen.de/guetesiegel/das- guetesiegel.html

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Netzwerk Berufswahl-SIEGEL www.netzwerk-berufswahlsiegel.de/

Die Pension – Fluch oder Segen? Ein persönlicher Erfahrungsbericht

V iele Kolleginnen und Kollegen leben zum Teil erwartungsvoll der Pensionierung entgegen. Ich hatte sogar einen Kollegen, der die Tage bis zur Pensionierung an einem Maß band täglich abschnitt. Sicher ein Gag, der aber doch zeigt, dass in die Pensio nierung viele Hoffnungen gesetzt wer den. Die folgenden Jahre sollen der Er füllung dessen dienen, was lange auf geschoben wurde. Endlich will man selbstbestimmt leben, will nicht mehr in ein starres Zeitraster eingebunden wer den, kann sich Wochenenden ohne Kor rekturen als wunderschöne Freizeit aus malen und wird nie mehr gezwungen sein, zu den Ferienzeiten in Urlaub zu fahren. Mit spätestens 67 Jahren fängt also das Leben erst richtig an!? Dies halte ich für einen Irrtum. Einen Großteil des eigenen Lebens hat jeder Mensch mit 67 Jahren hinter sich. Für die Zukunft bleiben in aller Regel, wenn al les gut geht, vielleicht 20, 25 oder 30 Jahre. Wie viele Jahre wir davon auch noch bei guter Gesundheit und relativer Fitness verbringen können, ist nicht defi niert. Insofern kann es fatal sein, wenn wir zu viele positive Vorhaben in diese doch insgesamt ungewisse Zukunft pro jizieren. Hinderlich für ein zufriedenes Altern ist sicherlich, wenn wir die Zeit unserer Berufstätigkeit als Fron beschreiben. Si cher, viele Dinge wurden fremdbe stimmt, nicht alles gelingt uns, nicht im mer haben wir das erreicht, was wir er reichen wollten, aber zumindest konnten wir in unserem Beruf in den allermeisten Fällen ein abgesichertes, sorgenfreies Leben führen, das uns neben den An sprüchen des Berufes doch noch genü gend Freiheit gewährte, dieses Leben oft zu genießen. Dabei verkenne ich keines wegs, dass manche auch viel Leid ertra gen mussten und ernsthafte gesund heitliche oder familiäre Probleme zu be wältigen hatten. Ein reines Zuckerschle cken ist sicher kein typischer Lebensweg. Jetzt aber zu mir und meinem Erleben der ersten beiden Jahre in der Pension.

Ich hatte es kaum ernsthaft geglaubt, dass eines Tages der Tag der Pensionie rung tatsächlich real werden würde. Na türlich hatte ich immer wieder zu allen passenden und unpassenden Gelegen heiten damit kokettiert, dass ich ja nur noch kurze Zeit im Dienst sein würde, aber erst im letzten halben Jahr vor der Pensionierung wurde diese Tatsache kon kreter. Vorher hatte ich vieles erlebt und vieles erreicht. Ich war gerne Lehrer, engagierte mich im Schulpersonalrat und im Gesamtpersonalrat. Nach vielen Dienstjahren wurde ich zum Oberstudi enrat befördert, woran kaum einer aus meiner Generation noch geglaubt hatte. Schließlich wurde ich Fachbereichsleiter im ersten Aufgabenfeld. Die letzten elf Jahre war ich dann Schulleiter an einem Darmstädter Gymnasium. In all diesen Jahren gab es Höhen und Tiefen, aber al les lief auch seinen Gang. Morgens in die Schule, Besprechung mit dem Stellver treter, später der Stellvertreterin, Small talk mit den Sekretärinnen, den Haus meistern, Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen, Problemlösungen, Gremienar beit, (wenig) Unterricht, viel Schreibar beit, Elterngespräche und so weiter und so fort. Die Aufgaben waren vielfältig, im mer wieder neu, selten langweilig und immer wieder fordernd. Kurz: Mit meinem Berufsleben war ich sehr zufrieden. Und dann das: Absturz in die Bedeu tungslosigkeit. Am Montag noch Chef, ab Dienstag dann allenfalls Gast in meiner Dienststelle. Eine dienstliche Aufgabe hatte ich nicht mehr. Selbst Prozesse, die nur angestoßen waren, konnten von mir nicht weiterbetreut werden, auch wenn sie mich gedanklich noch weiter beglei teten. Gut, die Verabschiedungsfeier stand noch an; einiges musste noch or ganisiert werden. Ich war also wenigstens beschäftigt und mir war auch nicht ban ge, dass mir die Beschäftigung ausgehen würde. Vieles war doch über die Jahre lie gen geblieben und musste aufgearbeitet werden. Außerdem war ich ja immer noch verantwortlicher Redakteur für ‘Blick punkt Schule’, eine Aufgabe, der ich nun

mehr Zeit widmen konnte. Also alles gut? Nein, es blieb ein gewisses Unbehagen, wie ich denn meine Zeit nun sinnvoll aus füllen könnte, welchen Herausforderun gen ich mich nun stellen sollte. Ich will es kurz machen, echte (geistige) Heraus forderungen gab es fortan nicht mehr und gleichzeitig fielen ja die ganzen Rou tinen des Berufes weg, über die ich zwar oft lamentiert hatte, die nun aber doch seltsamerweise fehlten. Mir fehlten die Menschen, mit denen ich täglich zu tun gehabt hatte, mir fehlten die Aufreger über nicht nachvollziehbare Verordnun gen. Mir fehlten die täglichen Auseinan dersetzungen, das tägliche Ringen um Vorhaben. Bei genauerer Betrachtung fehlten mir nicht so sehr die Inhalte, mit denen ich mich vorher täglich beschäf tigt hatte, mir fehlte das soziale Umfeld, in dem ich mich vorher bewegt hatte. Nicht zu vernachlässigen sind auch die finanziellen Änderungen, die mit der Pensionierung einhergehen. Nahezu dreißig Prozent des vorherigen Gehaltes fallen ja von einem Tag auf den anderen weg. Damit ich nicht falsch verstanden werde: Als Beamter habe ich eine sehr gute Altersversorgung, die in jedem Fall ein sorgenfreies Leben ermöglichen soll te, aber dreißig Prozent sind dreißig Pro zent. Daran muss man sich auf jeden Fall erst einmal gewöhnen. Zumindest müs sen manche Ausgaben, die vorher ohne großes Nachdenken getätigt wurden, wenigstens überlegt und vielleicht auch zeitlich geplant werden. Aber das ist wirklich ein Jammern auf hohem Niveau. Letztlich ging es nach der Pensionie rung um die Gestaltung eines neuen Le bensabschnittes, nun ohne Beruf. Alles andere blieb ja. Die Familie, der Freun deskreis, kurz das private Leben. Trotz dem ist der Wegfall der beruflichen Tä tigkeit einschneidend, denn er nimmt ja etwa ein Drittel der Lebenszeit in An spruch. Da ich meinen Beruf gerne aus geübt habe, war dieser Wegfall für mich durchaus ein Verlust und nicht in erster Linie eine Befreiung von einer unange nehmen Last. Es hat eine ganze Weile

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Aus dem dbb Hessen

gedauert bis ich wirklich realisiert hatte, dass ich mich nicht in län geren Ferien befand. Es gab immer wieder Tage, an denen ich ernst haft darüber nachdachte, mich um eine berufliche Tätigkeit zu küm mern, da ich den Eindruck hatte, jetzt sei ich lange genug untätig gewesen. Aber es ist ja nicht so, dass die Pensionierung nur Nachteile hätte. Ich habe ja auch viele Freiheiten gewonnen. Die Gesamtverantwor tung für alle Ereignisse an einer Schule nicht mehr tragen zu müs sen, ist eine Befreiung. Verordnun gen und Anordnungen, von deren Sinn ich einige Male nicht wirklich überzeugt war, nicht mehr umset zen zu müssen, ist eine Befreiung. Nicht mehr in zeitliche Raster, die von außen bestimmt wurden, ein gepresst zu sein, ist eine Befreiung. Unangenehme Personalgespräche nicht mehr führen zu müssen, ist eine Befreiung. Und natürlich ist es eine Befreiung, wenn man nicht mehr in den Hauptferienzeiten in Urlaub fahren muss (– außer man hat schulpflichtige Enkel!). Viele Räume kann ich mir daher zurück erobern seit ich pensioniert bin. Es wäre also unwahr zu behaupten, in der Pension lebe es sich schlechter als vorher. Konkret habe ich wieder begon nen, Gitarre zu spielen, habe ein Ehrenamt bei der Stadt Darmstadt begonnen, kann schwimmen und wandern zu Zeiten, an denen dies vorher nicht möglich war. Für alles kann ich mir mehr Zeit lassen. Das ist sehr angenehm. Ich habe mich also in der Pensionierung einge richtet, mir geht es gut, ich bin sehr zufrieden und habe einen großen Rückhalt in meiner Familie. Dafür

bin ich dankbar. An die Schule den ke ich seltener, auch wenn mich die Bildungspolitik nach wie vor be schäftigt und oft auch aufregt. Ein Zurück in den beruflichen Alltag kann ich mir nicht mehr vorstellen. Und doch frage ich mich oft, warum der Übergang in die Pensionierung so abrupt erfolgen muss. Sehr wohl wäre ich in der Lage gewesen, die Schulleitung meiner Schule noch doch Zuarbeiten zu unterstützen. Verwaltungshandeln fiel mir leicht. Anträge zu formulieren oder die Budgetverwaltung hätte mir keine Schwierigkeit bereitet. Dies wäre mit einer stundenweisen Beschäfti gung umsetzbar gewesen. Völlig auf die erworbenen Fähigkeiten äl terer Personen zu verzichten, ist für mich eine Verschwendung von Res sourcen. Auch wenn ich für mich immer ausgeschlossen habe, mich wieder komplett in das zeitliche Korsett eines Schuljahres einbin den zu lassen, für die Übernahme von zeitlich begrenzten Tätigkeiten hätte ich mich interessiert. Auf dem Gymnasialtag des Hes sischen Philologenverbandes hat der Staatssekretär Dr. Lösel ange kündigt, dass der Einsatz von Ver waltungskräften an den Schulen zukünftig intensiviert werden und die dazu nötigen finanziellen Mittel den Schulen direkt zur Verfügung gestellt werden sollen. Ich hoffe, dass, wenn nicht junge Menschen sich um diese Tätigkeiten reißen werden, die Verantwortlichen zu mindest ernsthaft prüfen, ob es nicht erfahrene Kräfte gibt, die be reit wären, hier in die Bresche zu springen. Wenn ich bis zur Umset zung dieser Idee nicht schon völlig hinfällig bin, wäre ich persönlich si cher nicht abgeneigt. Christof Ganß

von VOLKER WEIGAND

Stellvertretender Landes- vorsitzender des dbb Hessen und Landesschatzmeister des hphv

Bericht aus dem dbb

M it Beginn des neuen Schuljahres fokus siert sich der Blick der Gewerkschaften und Verbände auf zwei Wahlen, denn neben der Landtagswahl am 8. Oktober finden im Mai 2024 die Personalratswahlen statt. Der dbb Hessen hatte die im Landtag ver tretenen Parteien um die Beantwortung eini ger Wahlprüfsteine gebeten. Die Antworten sind auf der Seite des dbb zu finden (—> www.dbb-hessen.de —> dbb Nachrichten – Sonderausgabe —> Wahl: Die Prüfsteine für die Parteien) . Während sich die Fragen des hphv schwerpunktmäßig auf den bildungs politischen Bereich beziehen, beschäftigt sich unser Dachverband unter anderem mit den Themen Besoldung/Tarif, Dienstrecht und Berufsbeamtentum. Es fällt durchaus auf, dass insbesondere in Bezug auf finanzielle Herausforderungen die eine oder andere Partei doch etwas zurückhaltender reagiert. Es ist und bleibt für uns von zentraler Bedeu tung, dass in den kommenden Monaten auch in den anstehenden Tarifverhandlungen eine verfassungskonforme Besoldung durch das Land Hessen auf den Weg gebracht wird. Und es sei noch einmal deutlich gesagt: Jegliche Vereinbarungen müssen allen Beschäftigten des Landes Hessen zugutekommen! Aus weichmanöver, die zum Beispiel hauptsäch lich über Familienzuschläge versuchen die Arbeitnehmer/innen und Beamt/innen ge geneinander auszuspielen, werden wir nicht mitmachen. Wir streben auch weiterhin an, dass die Grundtabellen entsprechend und deutlich angehoben werden. Dies muss dann logischerweise auch für die Kolleginnen und Kollegen im Ruhestand gelten. In Vorbereitung auf die Personalratswahl hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet, welche die einzelnen Fachgewerkschaften rund um die Personalratswahl mit Material unterstüt zen wird. Zudem tagte der Dienstrechtsaus schuss unter neuer Leitung bereits im Sep tember in der Geschäftsstelle in der Europa allee.

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Liebe Pensionärinnen und Pensionäre, liebe aktive Lehrkräfte, deren Pensionierung ansteht,

vielleicht haben Sie ja ähnliche oder gänzlich andere Erfahrungen gemacht als unser Autor. Lassen Sie die Kolleginnen und Kollegen doch teilhaben an Ihrem Erleben oder kommentieren Sie den Artikel in einem Leserbrief. In den nächs ten Heften wird sicher Platz für den Abdruck Ihrer Beiträge sein. Herzlichen Dank! Die Redaktion

SCHULE

Mythos Abitur?

tragen, die gute Schüler wiederum leicht überspringen. Die Forderung nach mehr Bildungsgerechtigkeit führ te bei Lehrkräften oft zu Verunsiche rungen, stärker als früher lassen sie sich von sozialen, weniger von Leis tungskriterien leiten und achten auf ‘wohltemperierte‘ Ansprüche. Politische Signale an die Oberstufen kamen vor einigen Jahren aus der Kul tusministerkonferenz (KMK). Im bun desweiten Zusammenspiel der Kultus minister wurde die Umrechnung von Prozentwerten in Notenpunkte günsti ger geregelt, das heißt, 85 Prozent rei chen bereits aus für eine 1 minus, eine ausreichende Note bekommt man mit 45 Prozentpunkten. Sollte man nicht eher 50 Prozent für eine positive Note verlangen und 95 Prozent für eine glat te 1? Außerdem wurde die Bewertung der ‘Verstöße gegen die sprachliche Richtigkeit in der deutschen Sprache’ in Deutscharbeiten insofern abgemildert, als bei gravierenden Mängeln nur noch ein Abzug von maximal zwei Noten punkten verlangt wird (vorher waren es bis zu vier). Zudem beeinflussen Vorgaben zu einem ‘kompetenzorientierten Unter richt‘ die fachliche Bildung. Das Ler nen soll gelernt, Kompetenzen sollen eingeübt werden; dagegen ist nichts einzuwenden, solange die Fachinhalte nicht auf der Strecke bleiben. Es er öffnen sich jedoch Spielräume für ‘in haltsdünnes‘ Arbeiten, wenn zum Bei spiel statt ganzer literarischer Werke nur noch Auszüge vorgelegt werden. In der Oberstufe fehlt mitunter der Freiraum zum forschenden Lernen und tieferen Nachdenken, weil der Unterricht auf die Prüfungsformate ausgerichtet ist. Wir brauchen eine Renaissance des Leistungsprinzips. Dabei schadet es si cherlich nicht, wenn Schülerinnen und Schüler auch einmal Lernzumutungen erfahren; einem Dauertrend zum ‘Leichtverdaulichen‘ sollten wir wider stehen, es sei denn, wir strebten die wirtschaftliche Armut und Bedeu tungslosigkeit Deutschlands als Indus trienation an. Reinhard Schwab, Landesvorsitzender des hphv

W ieder zeigt sich ein beein druckendes Bild: Abituri entinnen und Abiturienten allerorten – ihr Anteil überspringt mittlerweile, je nach Bundesland, 50 Prozent eines Jahrgangs. Auch in Hessen freut man sich über die Resul tate im Landesabitur: Die diesjährige Durchschnittsnote liegt bei 2,25 (vor fünf Jahren 2,39). 4,8 Prozent erreich ten sogar ein 1,0-Traumabitur (vor fünf Jahren waren es noch 2,1 Prozent). Das Phänomen ist nicht neu: Abiturientin nen und Abiturienten mit immer bes seren Noten verlassen seit Jahren die Schulen, so dass an den Hochschulen immer mehr junge Menschen mit Ab schlüssen aus dem oberen Notenbe reich ankommen. Den Rückschluss zu ziehen, dass das allgemeine Bildungs niveau gestiegen sei, wäre aber außer ordentlich tollkühn. Vor Augenwische rei sei gewarnt: Der Trend zu immer besseren Noten hat auch seine Schat tenseite. Was hier glänzt, ist nicht im mer Gold. Die Inflationierung guter Noten – letztendlich auch der Zugän ge zu einem Studium – lässt sich seit den 2000er-Jahren immer deutlich nachweisen und täuscht darüber hin weg, dass die Studierfähigkeit der jun gen Menschen seit Jahren leidet. Kritische Rückmeldungen aus den Universitäten, die Voraussetzungen der Studienanfänger seien schlechter als früher, sind schon längst ein Dauer thema. Vor wenigen Jahren äußerte sich Prof. Dr. Peter-André Alt als Präsi dent der Hochschulrektorenkonferenz: »Wir leben in einer Fiktion, dass mit dem Abitur die Voraussetzungen für das Studium erfüllt sind.« Ingenieur wissenschaften gehören zu den Fä chern mit den höchsten Abbruchquo ten; schlechte Nachrichten gibt es auch aus den Naturwissenschaften und der Volks- und Betriebswirtschaftslehre. Selbst beim Textverständnis und den Schreibfähigkeiten hapert es. Der Wi derspruch zwischen dem seit Jahren boomenden Gymnasialabschluss – mit guten bis sehr guten Noten – einerseits und abnehmender Studierfähigkeit an

dererseits erfordert eine schulpolitische Reaktion. Qualität und Zukunftsfähigkeit des Abiturs müssen gesichert werden. Was ist zu tun? Und wie sieht es in den Schulen aus? Prof. Dr. Olaf Köller vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissen schaften und Mathematik an der Uni versität Kiel merkte bereits vor gerau mer Zeit an, dass das Gymnasium an seine Wachstumsgrenze gelangt sei. Muss und kann jedes Kind zur allge meinen Hochschulreife geführt wer den? Hier ist ein klares Nein ange bracht. Voraussetzung für die gymna siale Laufbahn sollten eine entspre chende Leistungsfähigkeit und Leis tungsbereitschaft der Kinder sein, wobei die Noten in Deutsch und Mathe matik eine hohe Aussagekraft besitzen. Eine zu große Heterogenität in den Klassen verhindert, dass notwendige Leistungsansprüche konsequent um gesetzt werden. Grundsätzlich sollten Schulab schlüsse jenseits des Abiturs gesell schaftlich stärker wertgeschätzt wer den. Die Hochschulreife ist nicht unbe dingt der Königsweg zu einem guten Leben. Mitunter leben Abiturientinnen und Abiturienten mit der Illusion, besonders qualifiziert zu sein; das böse Erwachen folgt nicht selten an der Universität oder im Berufsleben. Arbeitgeber las sen sich immer weniger von Noten und dafür mehr von der Persönlichkeit der jungen Menschen und deren tatsäch lichem Können beeindrucken. Bildungspolitische Innovationen ha ben eine Schieflage provoziert: Indivi duelles Lernen mit entsprechend indivi dueller Förderung steht seit Jahren im Vordergrund unterrichtlicher Arbeit, ei ne verbindliche allgemeine Leistungs orientierung ist in den Hintergrund ge treten, ‘überindividuelle‘ Orientierun gen verlieren an Bedeutung. Manche Schüler werden in der Sekundarstufe über die ‘Leistungshürden‘ förmlich ge

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Kommentar zur Podiumsdiskussion »Sie haben die Wahl: Bildungspolitik im Vergleich«

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12500 neue Lehrerinnen und Lehrer werden auf Plakaten in ganz Hessen propagiert. Angesichts akutem Fach kräftemangel nicht nur im Lehrerberuf stellt sich natürlich die Frage, welche bislang verborgenen Ressourcen die hessische SPD im Falle eines Wahlsie ges nutzen möchte. Licht ins Dunkel brachte nicht nur in diesem Bereich die Podiumsdiskussion: »Sie haben die Wahl: Bildungspolitik im Vergleich.« Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz (CDU) sowie sein Kontrahent, Ge neralsekretär und bildungspolitischer Sprecher der hessischen SPD, Chris toph Degen, stellten sich im Rahmen der Veranstaltung der ‘Arbeitsgemein schaft für Bildung der SPD in Wiesba den’ den Fragen von Moderatorin An gela Weck (Stadtelternbeirat Wiesba den) sowie den Fragen aus dem Publi kum zu ‘Fachkräfte- und Lehrerman gel’, ‘Digitalisierung und Schule’ sowie ‘Ganztag’ im gut besuchten Friedrich Naumann-Saal Wiesbaden. Angespro chen auf die Frage nach dem Lehrer mangel antwortete Degen, dass man nicht mehr so streng in erstem oder zweitem Staatsexamen denken dürfe. Neben einem Bachelor und Master im Lehramt forderte er unter anderem längerfristige Beschäftigungsmöglich keiten für Lehrende an Schulen, die le diglich mit TV-H-Verträgen beschäf tigt seien. Auch wenn diese über keine entsprechende Lehrbefähigung ver fügten, überzeugten einige über einen längeren Zeitraum hinweg als Lehrper sonen. Als Beispiel wurden unter an derem Vertretungslehrkräfte im Fach Musik von ihm benannt. Auf die Frage des Publikums, ob das lange Lehr amtsstudium nicht seine Berechtigung habe, da die Anforderungen an Lehr kräfte zunehmend gestiegen seien, entgegnete Degen, dass die erwähn ten TV-H-Kräfte auch jetzt schon vor den Klassen stünden. Eine Entfristung empfinde er vor diesem Hintergrund als angemessen. Gekoppelt werden solle dies aber natürlich mit entspre chenden Qualifikationsmöglichkeiten.

telt werden soll, bleibt ebenso das Geheimnis des Bildungspolitikers. Bis lang gibt es in Hessen unter anderem bereits das Programm ‘Quereinstieg in den hessischen Schuldienst’, das Lehrkräften ohne erstes Staatsexa men unter bestimmten fachlichen Vo raussetzungen eine Entfristung bzw. Verbeamtung ermöglicht. Dieses Ver fahren hat sich in Hessen bewährt. Setzt man die Messlatte allerdings tiefer an, riskiert man, das Lehramts studium zu entwerten. Zudem kann es nicht im Interesse der Schülerinnen und Schüler sein, dauerhaft von Lehr kräften ohne entsprechende Lehrbe fähigung unterrichtet zu werden. So stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage, was mit den genann ten Lehrkräften passiert, wenn keine Mangelsituation mehr besteht. Es sei die Frage erlaubt, ob sich Christoph Degen auch von einem Chirurgen ohne Medizinstudium, aber sehr guten handwerklichen Fähigkeiten operieren lassen würde. Warum lassen wir also zu, dass unsere Kinder und Jugendli chen, die unsere Zukunft darstellen, von ungelerntem Personal unterrich tet werden? Wenn uns die soziale Ge rechtigkeit im Bildungswesen am Her zen liegt, sollten wir nur qualifizierten Lehrkräften unsere Kinder anvertrau en. Insofern beruhigt es, dass sich Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz zum Erhalt der Staatsexamina bekannte. Interessant auch Degens Kommen tar zu aktuellen Plänen des Bundes, die Finanzierung des Digitalpakts un ter Umständen einzustellen. Hierzu erörterte Degen, der Bund müsse sich angesichts der schwierigen Haushalts lage auf seine Kernaufgaben konzen trieren, während die Digitalisierung in der Zuständigkeit des Landes (genau genommen ist sie Aufgabe des Schul trägers und nicht des Landes) liege. Die Rückfrage, ob nicht unter den ak tuellen Umständen die Digitalisierung zu den ersten Prioritäten gehören müsse, ließ er unbeantwortet.

von SEBASTIAN KRÄMER Kreisvorsitzender des hphv-Kreisverbandes Offenbach

Bezüglich der Lehrerausbildung wur den von ihm unter anderem Kenntnis se im Bereich der ‘Inklusion’ als Kern kompetenzen benannt. Die Bereiche ‘Fachlichkeit’ und ‘sprachliche Kompe tenzen’, fehlten allerdings in der Auf zählung des studierten Förderschul lehrers. Vor dem Hintergrund einer Schüler schaft, die zunehmend über einen DAZ-Hintergrund verfügt, verwundert dies doch sehr. Immerhin besuchen 25 Prozent der Kinder vor dem Grund schulbesuch einen sogenannten ‘Vor laufkurs’, da sie nicht über die nötigen sprachlichen Fähigkeiten für den Pri marbereich verfügen. An dieser Stelle ist die Frage angebracht, warum dieser Punkt in der Aufzählung Degens gänz lich fehlt. Fordert die hessische SPD doch »bessere Schulen und gleiche Bildungschancen«. Es bleibt das Ge heimnis der hessischen sozialdemo kratischen Bildungspolitik, wie man dies ohne eine entsprechende Schwer punktsetzung im sprachlichen Bereich schaffen möchte. Die Förderung der Bildungssprache und Kenntnisse im DAZ-Bereich sind für alle Fächer und Schulformen unabdingbar, möchte man Kindern aus bildungsfernen Haushalten zumindest annähernd gleiche Bildungschancen gewähren. Dabei ist eine entsprechende Förde rung bildungssprachlicher Fähigkeiten nicht nur im Falle eines Migrationshin tergrundes notwendig. Sie stellt eine Notwendigkeit für alle Schülerinnen und Schüler dar, die diese nicht durch ihr (familiäres Umfeld) vermittelt be kommen. Wie dies TV-H-Kräften in einem be rufsbegleitenden ‘Crashkurs’ vermit

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Veranstaltungen

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Urheberrecht, Datenschutz und Cybermobbing

Datum: 14. November 2023 Zeit: 16:00 bis 18:00 Uhr D as digitale Zeitalter macht auch vor der Schule nicht halt. Und so erwartet man von Ihnen als Lehrkraft, die Grundzü ge des (komplizierten) Urheberrechts und seiner digitalen Varianten zu be herrschen. Daneben ist der Daten schutz zu einem Zauberwort gewor den, mit dem man schulische Aktivi täten verhindern oder kritisch infrage stellen kann. Aber glücklicherweise gibt es Spielräume und Ausnahmen, die Sie kennen sollten. Ein Verstoß gegen gleich beide Bereiche liegt vor, wenn unerlaubt Bilder von Ihnen ge macht und ins Netz gestellt werden. Inhalte und Ziele des Webinars Beim Urheberrecht erfahren Sie zu nächst den wichtigen Unterschied zwischen sogenannten ‘kleinen’ und ‘großen’ Werken und den daraus re sultierenden Konsequenzen. Danach geht es um Fotokopien, die Nutzung von Digitalisaten für Ihren Unterricht oder um das Zeigen von Spielfilmen in der Schule. Beim Datenschutz lernen zuerst Sie die Grundlagen der zulässi gen Datenverarbeitung kennen. Dann werden konkrete Beispiele behandelt, bei denen der Datenschutz eine ent scheidende Rolle spielt. Und zum Abschluss geht es um das brisante Thema Cybermobbing.

• Was ist bei der Datenverarbeitung auf Ihrem privaten PC zu beachten? • Welche Informationen über Sie darf der Vertretungsplan enthalten? • Wie können Sie sich wehren, wenn Schüler unerlaubt Bilder von Ihnen machen und diese im Netz verbreiten? Das Ziel des Webinars ist es, Ihnen anhand einer Reihe von Fällen (und Gerichtsurteilen) größere Handlungs sicherheit in Bezug auf Urheberrecht, Datenschutz und den Umgang mit Cybermobbing zu geben. Sie haben die Möglichkeit, im Chat individuelle Fragen zu konkreten Sachverhalten zu stellen. Diese Fra gen werden vom Co-Moderator ge sammelt, geordnet, zur Sprache ge bracht und von unserem Schulrechts experten – soweit wie möglich – direkt in der Sitzung beantwortet. Das Seminar wird digital über Webex durchgeführt. Einen Link zur Veranstaltung erhalten Sie rechtzeitig vorher. Bitte melden Sie sich bis zum 6. Oktober 2023 bei Thorsten Rohde ( rohde @hphv.de ) an. Der Eigenbeitrag beträgt 19 Euro. Die Teilnehmer zahl ist begrenzt auf 25 Perso nen. Auf Wunsch erhalten Sie eine Bescheinigung über die erfolgreiche Teilnahme an der Veranstaltung. Info

Der Moderator

Dr. jur. Günther Hoegg ist nicht nur Jurist (Schwer

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punkt Schul

Dabei bekommen Sie Antworten auf folgende konkrete Fragen: • Wann kann man ein gedrucktes Werk vollständig kopieren und verteilen? • Dürfen Sie im Unterricht eigentlich einen Videoclip von YouTube zeigen? • Können Sie Bilder aus dem Internet in Ihr Arbeitsblatt einbauen? • Darf man aus (digitalen) Unter richtswerken etwas kopieren? • Wann dürfen Sie einen Spielfilm im Unterricht zeigen? • Worauf ist zu achten, wenn Sie Schüler fotografieren wollen? • In welchem Fall dürfen Sie die Eltern von Volljährigen informie ren? recht), sondern auch Lehrer mit jahrelanger Praxiserfahrung. Viele schulrechtliche Veröffent lichungen, Lehraufträge an Uni versitäten und Fortbildungen für Lehrkräfte weisen ihn als praxis nahen Experten für Rechtspro bleme des Schulalltags aus.

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