weder in Dänemark noch im Auslande für voll ge*
nommen wurde.
Das Wort Assim ilant existierte in meiner Jus
gend nicht. Ich habe es nicht gehört, bevor ich 50
Jahre alt war. Ich lehne es entschieden ab, zu den
sogenannten Assim ilanten gezählt zu werden.
Ich
habe bis zu meinem 24sten Jahr nie eine andere
Sprache als Dänisch gesprochen; ich kann noch
heute kein Wort hebräisch; ich bin in dänisch*
nationalen Vorstellungen aufgewaschen. Ich habe
von Hause aus sprachlich und kulturell nichts Jüs
disches an mir gehabt. D ie »Assim ilation« konnte
mir nichts nehmen.
Ich bin so alt, dass ich das Jahr 1848 erlebt habe.
Als ich 1849 in die Schule geschickt wurde, ging
der grosse befreiende Sturm noch über Europa.
Jüdische Schüler waren damals in den Schulen
nicht allein nicht weniger angesehen, sondern eher
bevorzügt, weil man altes Unrecht an ihnen gut*
machen wollte. Weder von Lehrern noch von
Kas
meraden habe ich das Geringste gelitten.
N ie habe ich persönlich das Judentum als ein
Volkstum betrachtet. Ich teilte die Ansich t Re*
nan’s, die er in den achtziger Jahren in seinem Bus
che
Le Judaisme
als An twort auf den Antisem itiss
mus entwickelte, dass das Judentum eine Religion
ist aber nicht eine Race bezeichnet. Renan zeigte,
17*
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