Cellitinnen 1_2015 - page 32

Ich kann mich noch gut daran er-
innern. In den 1980er-Jahren saß
ich in recht regelmäßigen Abstän-
den im Zug nach Köln, der von
Norden kommend langsam nach
dem Passieren der Hohenzollern-
brücke in den Kölner Hauptbahnhof
einlief. Damals interessierte mich
vor allem der Blick nach rechts.
Dort steht nicht weit von Dom und
Hauptbahnhof die romanische
ehemalige Stiftskirche St. Kunibert.
Sie gehört zum ‚Kranz‘ der zwölf
romanischen Kirchen innerhalb des
alten Stadtgefüges. Der markante
Kirchenbau war wie alle bedeuten-
den mittelalterlichen Gotteshäuser
von schwersten Zerstörungen des
Bombenkrieges betroffen. Ich hatte
meine Freude daran, wenn ich im-
mer wieder kurz den Baufortschritt
beimWiederaufbau von Westquer-
haus und Turm betrachten konnte.
Die Schäden an Chor und Lang-
haus waren bereits in den 1950er-
Jahren behoben worden. Fertig wa-
ren die Arbeiten schließlich im Jahr
1993. Seitdem hat das grandiose
Kölner Rheinpanorama neben dem
alles beherrschenden Dom auch
wieder an dessen Nordseite einen
attraktiven Blickpunkt in Gestalt der
restaurierten Kunibertskirche.
Der Sakralbau ist in vielerlei Hinsicht
dem heiligen Kunibert verbunden,
der nach gängiger Überlieferung
von 623 bis 663 n. Chr. Bischof
von Köln war. An dieser Stelle hatte
Kunibert eine dem heiligen Clemens
von Rom geweihte Kirche entwe-
der bauen oder erneuern lassen,
in der er vermutlich auch begraben
wurde. Dieser Bau ist komplett ver-
schwunden, die romanische Kirche
ist ein Neubau aus späterer Zeit.
Die Weihe im Jahr 1247 markiert
sozusagen den Endpunkt des ro-
manischen Kirchenbaus in Köln.
Denn im Folgejahr 1248 wurde der
Grundstein des gotischen Domes
durch Erzbischof Konrad von Hoch-
staden gelegt.
Frühmittelalterliche Strukturen
Wer sich mit dem Leben des hei-
ligen Kunibert beschäftigt, muss
dann wieder mehr als ein halbes
Jahrtausend in die fränkische Zeit
des frühen Mittelalters zurück-
schauen. Das Ende der römischen
Herrschaft am Rhein war auch in
geistlich-kultureller Hinsicht ein ge-
waltiger Umbruch. Vom Rückgang
der Zivilisation in allen Lebensberei-
chen war die christliche Kirche zwar
betroffen, aber zugleich blieb sie
ein wesentlicher Faktor zur Fort-
führung des antiken Erbes, zumal
auch die Ausbreitung des Christen-
tums unter dem Einfluss der frän-
kischen Könige weiter voranging.
Allerdings sind die Schriftquellen
zur Lage der Kölner Kirche dieser
Wegbegleiter des Lebens XVIII. Teil
Der heilige Kunibert von Köln
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CellitinnenForum 1/2015
Glauben
Leben
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