Cellitinnen 1_2015 - page 39

Am unüberhörbar rheinischen Ton-
fall werden Sie feststellen, dass ich
als gebürtige Kölnerin liebevoll zu
Geburtsstadt und Muttersprache
stehe. Geboren wurde ich aus-
gerechnet auf der ‚schäl Sick‘ als
zweites von vier Kindern einer Ar-
beiterfamilie. Durch lange Lebens-
jahre im linksrheinischen Köln konn-
te ich diesen scheinbaren Makel
jedoch mittlerweile ausgleichen.
Gepackt hat mich Kirche erst in
der Firmvorbereitung, als ein junger
Pfarrer und eine Pastoralreferentin
mir klarmachten, dass ich so viel
meckern könne, wie ich wolle:
Ohne meinen eigenen Einsatz liefe
in der Pfarrgemeinde St. Elisabeth
in Köln-Höhenberg nichts. Also
habe ich mich reingeworfen in die
Gemeindearbeit und fand authen-
tische Erwachsene, die mich und
andere Jugendliche in der Suche
nach dem Sinn ernst genommen
haben. Das hat mein Bild von Kir-
che zutiefst geprägt.
Deshalb habe ich nach dem Abitur
mit dem Studium der katholischen
Diplom-Theologie an der Universität
Bonn und der Religionspädagogik
an der KFH Paderborn angefangen.
Das waren wichtige Jahre, die mich
herausgefordert haben, zu allem in
der Theologie einen eigenen Stand-
punkt zu beziehen und mich zu
fragen: Wie vermittele ich das Wort
Gottes den Menschen? Wie über-
setze ich das in die heutige Zeit, in
meine tägliche Arbeit? Als Grenz-
gängerin zwischen Hörenden und
Gehörlosen, zwischen sozialen und
kirchlichen Milieus war ich das Brü-
ckenbauen und Übersetzen schon
lange gewohnt.
1988 habe ich engagiert mit dem
kirchlichen Dienst als Gemeinde-
referentin und Religionslehrerin in
Köln begonnen und erste Berufs-
unsicherheit erlebt, als die Gemein-
den zusammengelegt und immer
größer wurden. Mir ging in den un-
übersichtlicher werdenden Gemein-
debezügen der direkte Kontakt zu
Menschen verloren. Also habe ich
die kirchliche Seelsorgeausbildung
für die pastorale Arbeit im Kranken-
haus gemacht und war fortan 15
Jahre in der Krankenhausseelsorge
tätig. Mich hat die Erfahrung tief
berührt, dass Vertrauen zwischen
Menschen möglich ist, obwohl ich
doch als ‚Fremde‘ ins Krankenzim-
mer oder ans Sterbebett komme.
Trotzdem redeten wir binnen Minu-
ten nicht mehr um den heißen Brei
herum, sondern über das, was in
dem Moment wirklich wichtig ist.
Wenn ich jetzt als Mitarbeiterseel-
sorgerin für die etwa 1.600 Men-
schen unterwegs bin, die in den
18 Seniorenhäusern und in der
Zentralverwaltung arbeiten, dann
hoffe und wünsche ich mir genau
das: ein Vertrauen zueinander,
selbstverständlich auf Basis mei-
ner seelsorglichen Schweigepflicht,
welches es den Mitarbeitern und
mir möglich macht, über das zu
sprechen, was wirklich und wichtig
ist, imGottesdienst den Gott zu fei-
ern, der Leben schenkt und unser
aller Glück will, und miteinander
viele Jahre zu wachsen und sich
zu entfalten.
Wer so viel beruflich mit Menschen
zu tun hat, darf sich in der Freizeit im
Tierheim Helenenhof in Hürth den
Tieren zuwenden, an der Staffelei
abstrakte Bilder entstehen lassen
oder im Kreis von Freundinnen und
Freunden lecker kochen und essen.
Ich freue mich drauf, in den kom-
menden Jahren viele Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen näher kennen
zu lernen!
Maria Adams
Ein offenes Ohr für alle
Maria Adams ist Mitarbeiterseelsorgerin in den Cellitinnen-Seniorenhäusern
Da ich häufig in den Seniorenhäu-
sern unterwegs bin, erreichen Sie
mich am besten unter:
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