Cellitinnen 1_2015 - page 45

Rupert Neudeck ist ein Mann von
kleiner, eher schmaler Körperstatur.
Ein Mann, den man leicht über-
sehen könnte – hätte er nicht die-
se unglaubliche Ausstrahlung von
Kraft, Lebensfreude und Stärke,
die sich sofort im Raum ausbreitet,
sobald er ihn betritt. Wenn er dann
noch anfängt zu reden und von
seinen humanitären Einsätzen be-
richtet, dann ist man schnell gefan-
gen von den Geschichten aus rund
35 Jahren Erfahrung in humanitärer
Hilfsarbeit.
„Wenn ich im Nachhinein die Nai-
vität betrachte, mit der wir damals
unsere erste Aktion geplant haben,
dann bin ich heute selbst erschro-
cken“, gibt der 75-Jährige mit ei-
nem Augenzwinkern zu. Anderer-
seits sei es genau diese Naivität,
diese Unvoreingenommenheit
gewesen, die den Einsatz damals
möglich gemacht habe – und eine
große Welle weiterer Hilfsaktionen
nach sich zog. Rupert Neudeck
erzählt von den Anfängen der ‚Cap
Anamur‘, dem Schiff, das zumHos-
pitalschiff umgebaut, zahlreichen
vietnamesischen Flüchtlingen – den
sogenannten Boat People – im
südchinesischen Meer das Leben
rettete.
Der Journalist und Gründer des
Cap Anamur/ Deutsche Not-Ärzte
e.V. und Vorsitzender des Friedens-
korps Grünhelme e.V. erörterte bei
einer Veranstaltung der Freunde
und Förderer des Heilig Geist-
Krankenhauses seine Sicht der
aktuellen Weltlage und schilderte
seine Erfahrungen in der humani-
tären Hilfsarbeit. Mit den beiden
Vereinen stehen für Neudeck die
medizinische Versorgung, der Zu-
gang zu Bildung sowie der interkul-
turelle Dialog im Mittelpunkt. „Ein
gewisses Maß an zivilem Ungehor-
sam gehört auch einfach manchmal
dazu“, betonte Rupert Neudeck
zwar augenzwinkernd, aber durch-
aus ernst gemeint. Denn das, was
man in den besuchten Ländern leis-
te und vorantreibe, sei nicht immer
vorrangig das, was Politiker sich
wünschten, sondern vielmehr das,
was die Bevölkerung unterstütze
und voranbringe. „Um Menschen
in Not zu helfen, muss man ein-
fach manchmal Regeln brechen.“
Dadurch haben es, so Neudeck,
die internationalen Hilfsorganisa-
tionen aber inzwischen auch weit
gebracht. Sobald es Katastrophen
in egal welchem Teil der Welt gäbe,
seien die Organisationen mit Hilfs-
angeboten vor Ort.
Christian Lüder (li.), Kaufmännischer Direktor des Heilig Geist-Krankenhauses und
Dr. Hermann Burghaus (re.) vom Förderverein überreichten Rupert Neudeck einen Scheck
CellitinnenForum 1/2015
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Idee
Einsatz
Im Dienst der Menschlichkeit
Rupert Neudeck zu Gast im Heilig Geist-Krankenhaus
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