Effekte der medizinischen Kur

Autoren: W. Marktl und G. Blasche. Ergebnisse der 25-jährigen Forschungstätigkeit in Bad Tatzmannsdorf. Überblick über die internationalen kurwissenschaftlichen Symposien.

W. Marktl und G. Blasche

Effekte der medizinischen Kur Ergebnisse der 25-jährigen Forschungstätigkeit in Bad Tatzmannsdorf

Überblick über die internationalen kurwissenschaftlichen Symposien

Effekte der medizinischen Kur

Ergebnisse der 25-jährigen Forschungstätigkeit in Bad Tatzmannsdorf und

Überblick über die internationalen kurwissenschaftlichen Symposien

W. Marktl und G. Blasche

Impressum: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Marktl *** Dr. Gerhard Blasche Effekte der medizinischen Kur – Ergebnisse der 25-jährigen Forschungstätigkeit in Bad Tatzmannsdorf ISBN: 978-3-9503276-0-1 Herausgeber & Verleger: ©2011, Ärzteverlag GmbH, Stoß im Himmel 1, A-1010 Wien, www.aerzteverlag.at

2. Auflage Autoren: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Marktl & Dr. Gerhard Blasche Fotos/Grafiken: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Marktl & Dr. Gerhard Blasche Projekt-Gesamtleitung: KommR. Axel C. Moser Grafisches Konzept & Layout: Ärzteverlag GmbH/Andrej.cc Lektorat: Mag. Susanne Lehrner Produktion: Andrea Lukas Druck: Vorarlberger Verlagsanstalt GmbH, 6850 Dornbirn Printed in Austria Gesamtherstellung: ÄrzteVerlag GmbH

URHEBERRECHT: Die in diesem Buch veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, sind vorbehalten. Kein Teil des Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert oder in eine von Maschinen insbesondere Datenverarbeitungsanlagen, anwend- bare Sprache übertragen werden. Auch die Rechte der Wiedergabe durch Vortrag, Funk- und Fernsehsendungen, im Magnettonverfahren oder auf ähnlichem Weg bleiben vorbehalten.

INHALTSVERZEICHNIS

Seite

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auswirkungen der Bad Tatzmannsdorfer Kur auf Risikofaktoren der Atherosklerose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Verhalten der Blutdruckwerte während der Kur in Bad Tatzmannsdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Auswirkungen des Kuraufenthaltes in Bad Tatzmannsdorf auf die Plasmacholesterinkonzentration . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Bad Tatzmannsdorfer Kur und Stress . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Burnout und Bad Tatzmannsdorfer Kur . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Einfluss der Bad Tatzmannsdorfer Kur auf Schmerzen . . . . . . . . . . 55 Effekte der Krebsnachsorgekur in Bad Tatzmannsdorf . . . . . . . . . . 61 CO 2 -Anwendungen und Hirndurchblutung . . . . . . . . . . . . . . . 67 Auswirkungen einer durch Moor- und CO 2 -Bäder induzierten Hyperthermie auf das Herz-Kreislauf-System und psychologische Parameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Wirkungen der Bad Tatzmannsdorfer Kur auf vegetative Funktionsgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Subjektive Bewertung der verschiedenen Therapieanwendungen im Kurzentrum durch die Kurpatienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Auswirkungen der Einstellung zur Kur und der Persönlichkeit der Kurpatienten auf die Kureffekte . . . . . . . . . . . 87 Bad Tatzmannsdorfer Kur und Wechselbeschwerden . . . . . . . . . . 87 Die Bad Tatzmannsdorfer Kur bei Kindern mit Asthma bronchiale . . . 87 Verbessert aerobes Training den Kureffekt bei Kurpatienten mit Kreuzschmerzen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Auswirkungen der Bad Tatzmannsdorfer Kur auf Schlafqualität, Morgenstimmung und Erschöpfung . . . . . . . . . . . 89 Schlussbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Wissenschaftliche Symposien des Ludwig-Boltzmann-Instituts in Bad Tatzmannsdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Theorie und Praxis der Peloidtherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Grundlagen und Praxis der Anwendung von CO 2 in der Balneologie . . 94 Kur – Gesundheit – Prävention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 13 17

Die Kur als wichtiger Beitrag für die Gesundheit im Alter . . . . . . . Prävention unter Nutzung der Sport- und Trainingswissenschaften im Rahmen von Kuraufenthalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Liste der wissenschaftlichen Publikationen . . . . . . . . . . . . . . .

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Ao. Univ. Prof. Dr. W. Marktl Promotion zum Dr. univ. med. an der Univ. Innsbruck im Juni 1968. Seit 1968 an verschiedenen Instituten und Kliniken der Univ. Wien bzw. der Med.Univ. Wien, von 1972 bis 2009 am Institut für medizinische Physiologie. Mit 1. Oktober 2009 Versetzung in den Ruhestand. Arzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für medizinische Physiologie,

Facharzt für medizinische Leistungsphysiologie. Habilitation für medizinische Physiologie im Jänner 1983. Ernennung zum ao. Univ. Prof. 1994. Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts zur Erforschung physiologischer Rhythmen in Bad Tatzmannsdorf von 1986 bis 2011. Präsident der Wiener Internationalen Akademie für Ganzheitsmedizin seit 2003. Wissenschaftliche Arbeitsgebiete: Ernährungs- und Stoffwechselphysiologie, Balneologie und medizinische Kli- matologie, Chronobiologie, Ganzheitsmedizin.

Mag. Dr. Gerhard Blasche Geb. 1963, ist klinischer Psychologe, Gesundheitspsycho- loge und Psychotherapeut. Mehrjährige gesundheitspsycho- logische Tätigkeit für das Kurzentrum Bad Tatzmannsdorf (1989–1992), 1994–2009 Assistent am Institut für Physio- logie der Medizinischen Universität Wien sowie Mitarbeiter des Ludwig Boltzmann Instituts zur Erforschung physiolo-

gischer Rhythmen in Bad Tatzmannsdorf. Langjähriges Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Biofeedback und Psychophysiologie. Derzeit Mitarbeiter des Instituts für Umwelthygiene, Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität Wien sowie niedergelassener Psychotherapeut und Psychologe mit den Schwerpunkten Biofeedback, Psychosomatik und Burnout. Durchführung mehrerer nationaler und internationaler Projekte zur Erfor- schung und Entwicklung des Gesundheitstourismus. Mitglied des europäischen Forschungsclusters „Erholungsforschung“; Forschungs- und Seminartätig- keit in den Bereichen Burnout, Stressmanagement und Erholung sowie der Balneologie. Über 40 wissenschaftliche Publikationen. Nähere Informationen unter www.blasche.at.

Vorwort

Bad Tatzmannsdorf blickt auf eine 25-jährige balneologische Forschungs- tätigkeit zurück, die von dem sich im Kurort befindlichen Ludwig Boltzmann Institut zur Erforschung physiologischer Rhythmen in Kooperation mit der Abteilung Umweltphysiologie am Physiologischen Institut der Univ.Wien (spä- ter Med. Univ.Wien) durchgeführt wurde. Diese Kooperation stellt eine gelun- gene Zusammenarbeit zwischen universitärer Wissenschaft und der Wirtschaft auf dem Gebiet des Kurwesens dar. Es ist dem Leiter des Instituts ein Anliegen an dieser Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre Tätigkeit im Institut zu danken. Dank gebührt aber auch den Mitgliedern des Kuratoriums zur Errichtung und Erhaltung des Ludwig Boltzmann Instituts und der Ludwig Boltzmann Gesellschaft, die die finanzielle Dotierung für das Institut über die gesamte Zeit des Bestehens sichergestellt haben. Die erfolgreiche Arbeit des Instituts war aber nur möglich, weil viele andere Persönlichkeiten die Arbeit des Instituts auf die eine oder andere Art und Weise unterstützt haben. In die- ser Hinsicht soll dem Chefarzt der PVA, Prof. Dr. R. Müller, dem Chefarzt der Rehabilitationsanstalt der PVA in Bad Tatzmannsdorf, Prim. Dr. H. Laimer, dem leitenden Arzt des Kurzentrums Bad Tatzmannsdorf, Dr. H. Melchart sowie der Kurärzteschaft von Bad Tatzmannsdorf herzlich gedankt werden. Die Initiative zur Gründung des Instituts und das ständige Bemühen um dessen Fortbestand ging vom Vorstandsdirektor der Kurbad AG Bad

Tatzmannsdorf Mag. R. Luipersbeck aus, dem daher das größte Verdienst um die balneologische Forschung in Bad Tatzmannsdorf zukommt. Mag. Luipersbeck hat damit auch ein Beispiel für die Kurforschung in Öster- reich gegeben, das als maßgebend bezeichnet werden kann. Der Leiter des Instituts, das nunmehr seine Forschungstätigkeit einstellt, ist Mag. Luipersbeck nicht nur über Jahrzehnte freundschaftlich ver-

bunden, sondern möchte an dieser Stelle auch seinen ganz persönlichen Dank für die vielen Jahre der Freundschaft und der Unterstützung der Forschungsaktivitäten aussprechen.

Bad Tatzmannsdorf und Wien im Mai 2011

Ao. Univ.-Prof. Dr. W. Marktl

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Die Bad Tatzmannsdorfer Kur ® – natürlich – heilsam – wirksam

Die 3 Säulen der Bad Tatzmannsdorfer Kur ® Das ist einmalig an der Bad Tatzmannsdorfer Kur ® – gleich drei natürliche Heilvorkommen, die Sie für Ihre Gesundheit nützen können. Natürliche Kohlensäure Kohlensäure wird in Bad Tatzmannsdorf bereits seit Beginn des 17. Jahr- hunderts therapeutisch genutzt. Angewandt wird sowohl das aus den Quellen sprudelnde kohlensäurehältige Wasser als auch das damit gleichzeitig aus der Erde strömende Kohlensäuregas. Kohlensäurewannenbäder und -gasbäder sind die klassischen Kurmittel zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Darauf beruht auch der Ruf von Bad Tatzmannsdorf als Herz-Kreislauf-Kurort. Heilmoor Schon mehr als 120 Jahre wird in Bad Tatzmannsdorf Moor gestochen und in der Therapie eingesetzt. Bei diesem Moorvorkommen handelt es sich um ein Flachmoor. Die Moorpackungen und -bäder

eignen sich hervorragend zur Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparates und von rheumatischen Erkrankungen.

Therme Das jüngste natürliche Heilvor- kommen von Bad Tatzmannsdorf ist das Thermalwasser. 1988 stieß man in einer Tiefe von 896 m darauf. Schon durch das Moorvor- kommen wurde Bad Tatzmannsdorf zum Rheumaheilbad. Das Thermal- wasser bekräftigt diese Indikation.

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Die Heilanzeigen der Bad Tatzmannsdorfer Kur ®

Heilanzeigen für Herz und Kreislauf Chronische arterielle Durchblutungsstörungen des Herzens (KHK), der Beine (PAVK); chronische venöse Durchblutungsstörungen (Krampfadern); hoher Blutdruck; funktionelle Kreislaufstörungen Eingesetzte natürliche Heilvorkommen: ❒ kohlensäurehältiges Heilwasser in Form von Wannenbädern und Gasbädern ❒ kalte Moorpackungen (bei Krampfadern)

Ergänzende Therapien: arterielles und venöses Gefäßtraining, Entspannungstraining, Ernährungs- beratung, Gesundheitspsychologie, Stressberatung, Heilmassagen, galvanisches Vierzellenbad, Rauchentwöhnung Heilanzeigen für den Bewegungs- und Stützapparat Abnützungserscheinungen der Wirbelsäule und der Gelenke; Erkrankungen der Bandscheiben; Ischialgien; chronische rheumatische Erkrankungen (im Intervall, nicht im akuten Stadium); Zustand nach orthopädischen Operationen und Gelenksersatz; Osteoporose

Eingesetzte natürliche Heilvorkommen: ❒ Moor in Form von Packungen und Bädern ❒ Thermalwasser Ergänzende Therapien: Wirbelsäulen-Streckbehandlung im Thermalwasser „System Bad Tatzmannsdorf“, Heilgymnastik, Heil- massagen, Elektrotherapie, Ernährungsberatung, Entspannungstraining, Gesundheitspsychologie

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Das Bad Tatzmannsdorfer Heilmoor

Wie Heilmoor entsteht Das Heilmoor entsteht durch Verlandung von Wasserflächen. Unter Luftab- schluss und Abwesenheit von Sauerstoff unterliegen die Pflanzenreste einem Umwandlungsprozess, den man Humifizierung oder Vertorfung nennt. Die dabei entstehenden Huminsäuren geben dieser Heilerde die dunkelbraune bis schwarze Farbe. Das Bad Tatzmannsdorfer Heilmoor ist ein sogenanntes Flachmoor. Es entfaltet seine Wirkung über die ausgezeichnete Wärmehaltung und über seine Inhaltsstoffe. Die Aufbereitung Täglich frisch gestochen, in der Moormühle von unerwünschten Holzstücken und Steinchen befreit, wird das Heilmoor in Rührwerken mit Thermalwasser vermengt und auf die gewünschte Konsistenz gebracht. Dieser Brei wird dann auf 46° C für die Moorpackungen bzw. 42° C für die Moorbäder erwärmt. Das Moorbad Die Dosierung eines Moorbades erfolgt über Temperatur, Wasserstandshöhe und Badedauer. Je nach Indikation und Kreislaufsituation wird ein Halb-, Dreiviertel- oder ein Vollbad verordnet. Moorbäder werden als Überwärmungsbäder eingesetzt. Bei einem länger dauernden Vollbad kommt es zum Anstieg der Körpertemperatur, was in der Wirkung mit einem „Heilfieber“ vergleichbar ist.

Die Moorpackung Für Packungen wird das Moor zu einer dickbreiigen Masse verrührt. Anders als beim Moorbad kann die Packung lokal begrenzt und zielgenau eingesetzt werden. Da eine Moorpackung die Wärme konstant und scho- nend an den Körper abgibt, kann diese mit einer relativ

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hohen Temperatur von bis zu 46° C aufgetragen werden, ohne den Kreislauf zu belasten. Bei Krampfadern können die Stellen ausgespart werden bzw. haben sich kühle Moorpackungen sehr bewährt.

Wie Heilmoor wirkt Die Wirkung des Heilmoores geht von physikalischen und chemischen Faktoren aus. Insbesondere die Eigenschaft des Moores, eine hohe Temperatur über einen längeren Zeitraum konstant zu halten sowie seine entzündungs-

hemmenden Inhaltsstoffe machen es zu einem höchst wirksamen Heilvorkommen zur Behandlung von chro- nischen Beschwerden des Bewegungsapparates wie Abnützungserscheinungen der Wirbelsäule und Gelenke, rheumatischen Beschwerden, nach orthopädischen Opera- tionen und bei Osteoporose. Dreimal bessere Wärmehaltung Wissenschaftliche Unter- suchungen belegen, das Bad Tatzmannsdorfer Heilmoor hat ein dreimal besseres Wärmehaltungsvermögen als vergleichbare Heilmittel wie Fango oder Schlamm. Daher können die Mooranwendun- gen in Bad Tatzmannsdorf mit höheren Temperaturen durchgeführt werden, ohne eine temperaturbedingte Rötung der Haut hervorzu- rufen.

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Natürliche Kohlensäure in Bad Tatzmannsdorf – ein prickelndes Heilmittel für Herz und Kreislauf Kohlensäurehältiges Mineralwasser wird in Bad Tatzmannsdorf bereits seit Beginn des 17. Jahrhunderts therapeutisch genutzt. Die Anwendungen werden im Rahmen der Kurbehandlung als Kohlensäurewannenbad oder als -gasbad durchgeführt. Die Kohlensäurewannenbäder werden im Kurzentrum in Edelstahlwannen verabreicht. Dabei wird das Heilwasser im ursprünglichen Zustand in die Wanne geleitet und erst in dieser auf die verordnete Tempera- tur – meist zwischen 33 und 35° C – erwärmt. Die während eines Koh- lensäurebades durch die Haut in den Körper eindringende Kohlensäure führt zu einer Erweiterung der arteriellen Blutgefäße und fördert die Sauerstoffversorgung der Zellen und Gewebe. Trocken- gasbäder haben die gleiche Wirkung mit dem Neben- effekt, dass der hydrostatische Druck entfällt und die Herz-Kreislauf-Belastung besonders gering gehalten werden kann. Erleben Sie das aufregende Prickeln von natürlicher Kohlensäure und die Faszination von reinstem Mineralwasser auf der Haut. Es ist ein ideales Kur- mittel zur Behandlung und Vorbeugung von Durchblutungsstörungen.Wissen-

schaftliche Studien belegen die Langzeitwirkung der Bad Tatzmannsdorfer Herz-Kur.

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Der Weg zur Kur Sie haben drei Möglichkeiten, um eine Kur in Anspruch zu nehmen: 1. Sie finanzieren Ihren Kuraufenthalt selbst und bestimmen Zeitraum und Unterkunft. 2. Sie erhalten von Ihrer Pensionsversicherung oder Ihrer Krankenkasse einen Kurkostenzuschuss und bestimmen Zeit und Unterkunft selbst. 3. Sie erhalten von Ihrer Sozialversicherung den Kuraufenthalt bewilligt. Um die Bewilligung der Sozialversicherung zu erhalten, reichen Sie einfach einen Kurantrag ein. Dieser muss entweder von einemArzt (Haus- oder Facharzt) oder einer Krankenhausabteilung ausgestellt sein. Unter der Telefonnummer 03353/8581-7048 können Sie in unserem Kurzentrum schnell erfragen, mit welchen Sozialversicherungsträgern Bad Tatzmannsdorf Abkommen geschlossen hat. Rufen Sie doch heute gleich an! Oder informieren Sie sich im Internet auf www.kurzentrum-badtatzmannsdorf.at. Wenn Sie über eine private Zusatzversicherung verfügen, erhalten Sie je nach Tarif mitunter ein Taggeld für Ihren Kuraufenthalt. Welche Unterlagen dafür benötigt werden, erfahren Sie bei Ihrem privaten Zusatzversicherer.

Nähere Informationen: Gästeinformation Bad Tatzmannsdorf Joseph-Haydn-Platz 3 7431 Bad Tatzmannsdorf Tel.: 03353/7015 Fax: DW 14 info@bad.tatzmannsdorf.at www.bad.tatzmannsdorf.at

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Einleitung Im Frühjahr 1986 wurde in Bad Tatzmannsdorf das Ludwig Boltzmann Institut zur Erforschung physiologischer Rhythmen gegründet, das sich vom Zeitpunkt der Gründung bis zum Frühjahr 2011 der Untersuchung der Wirkungen der Bad Tatzmannsdorfer Kur gewidmet hat. Mit der Schließung des Instituts am 31. März 2011 kann somit über 25 Jahre Forschung im Kurort Rechenschaft abgelegt werden. Durch diese Forschungstätigkeit kann Bad Tatzmannsdorf in Anspruch nehmen, einer der wenigen Kurorte in Österreich zu sein, der auf eine so lange Zeit zurückblicken kann, in der die Effekte des Kurange- bots durch objektive wissenschaftliche Untersuchungen untermauert wurden. Im vorliegenden Buch wird über diese Forschungstätigkeit berichtet und die Forschungsergebnisse werden übersichtlich dargestellt. Über den Umfang dieser Forschungstätigkeit gibt die Abbildung 1 Auskunft.

Bad Tatzmannsdorfer Kur

 In Bad Tatzmannsdorf wird die Kur seit mehr als 20 Jahren wissenschaftlich untersucht  Die Untersuchungen wurden bisher an mehr als 2.300 Kurpatienten durchgeführt – und finden in bisher 75 wissenschaftlichen Publikationen ihren Niederschlag

Abbildung 1

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Ziel der Forschungstätigkeit

Wissenschaftliche Untermauerung und Objektivierung des Kureffektes

Optimierung des therapeutischen Angebotes

Qualitätssicherung

Abbildung 2

Die Ziele der Forschungstätigkeit im Kurort sind in der Abbildung 2 dargestellt. Die kurörtliche Forschung findet unter bestimmten Bedingungen statt und kann daher nicht ohne Weiteres mit der klinischen Forschung verglichen werden. So handelt es sich bei den Wirkungen der Kur um komplexe Effekte, die durch eine Kombination von therapeutischen Anwendungen hervorgerufen werden. Solche Effekte, bei denen auch Erholungseffekte eine Rolle spielen, können nicht auf einfache Ursache-Wirkungs-Beziehungen zurückgeführt werden. Eine Illustration dazu gibt die Abbildung 3. Aus dieser Abbildung ist auch ersichtlich, dass für die Untersuchung von Erholungseffekten andere Methoden angewendet werden müssen, als für die Analyse von spezifischen Kureffekten.Wesentlich dabei ist allerdings, dass diese beiden Arten der Kurwirkung in einer Wechselbeziehung stehen und daher unter Berücksichtigung der komplexen Wirkungscharakteristik einer Kur nicht von einander getrennt werden können. Im Kurzentrum Bad Tatzmannsdorf steht eine beträchtliche Zahl verschiede- ner Behandlungsverfahren zur Verfügung. Diese Behandlungsverfahren können

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Wirkungen der Bad Tatzmannsdorfer Kur

Erholungs- effekte

spezifische Kureffekte

sind das Ergebnis der Kombination allgemeiner, unspezifischer Maßnahmen mit der Anwendung spezifischer Therapien  gezielte Anwendung der natürlichen ortsgebundenen Heilvorkommen und von Zusatztherapien

Abbildung 3

in zwei Gruppen unterteilt werden. Die erste Gruppe umfasst die diversen Anwendungen auf der Basis der natürlichen ortgebundenen Heilvorkommen. Diese Anwendungen werden gezielt ergänzt durch die so genannten Zusatzthe- rapien wie z. B. Massagen, Heilgymnastik, Inhalationen, Unterwassermassage, Lymphdrainage, Trinkkuren etc. Details dazu können einer Publikation ent- nommen werden, die im Jahre 1999 erschienen ist und die über die Kurbad AG Bad Tatzmannsdorf erhältlich ist (W. Marktl, H. Melchart, A. Stehlik, Die Bad Tatzmannsdorfer Kur, Grundlagen, Praxis, Forschung). Ein wesentliches Charakteristikum jeder Kur ist, dass in Abhängigkeit von der Kurindikation und anderen medizinischen Faktoren jeweils eine gezielte Kombination der vorhin erwähnten therapeutischen Maßnahmen zum Ein- satz kommt. Aus diesem Grund bezieht sich die überwiegende Mehrzahl der Forschungsergebnisse auf jene Effekte, die sich aus den komplexen Kuran- wendungen ergeben. Aussagen über spezifische Effekte einzelner Kurmittelan- wendungen stellen daher Ausnahmen dar. Die Situation der kurmedizinischen Forschung bringt mit sich, dass diese Forschung praktisch nur bei Kurpatienten

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Wechselbeschwerden

Kur und Krebs

Kur und Burnout

Hirn- durchblutung

Bad Tatzmannsdorfer Kur

Kur – Stress – Cholesterin

Kur und Schmerz

Kur – Befinden – Lebensqualität

Kur – Atherosklerose – Risikofaktoren

Abbildung 4

durchgeführt werden kann, die eine übliche Kur absolvieren und sich freiwillig für die Teilnahme an einem Forschungsprojekt zur Verfügung stellen. Aussagen sind daher in der Regel nur über jene Effekte möglich, die von dieser üblichen Kur ausgehen. Abschließend zu dieser Einleitung gibt die Abbildung 4 einen Überblick über jene Forschungsbereiche, die Gegenstand der Forschung in Bad Tatzmannsdorf waren. Bei diesem Überblick kann auf Details der Forschungsarbeiten nicht eingegangen werden, weswegen bei jedem der folgenden Abschnitte ein Hin- weis auf jene Publikationen gegeben wird, aus denen die wissenschaftlichen Einzelheiten zu den beschriebenen Effekten entnommen werden können.

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Auswirkungen der Bad Tatzmannsdorfer Kur auf Risikofaktoren der Atherosklerose (Publikationen Nr. 15, 17, 21, 22, 36, 37, 56, 59, 66, 67, 70) Die Atherosklerose ist bekanntlich eine Zivilisationskrankheit von erheblicher medizinischer und sozioökonomischer Bedeutung. Wie praktisch alle chroni- schen Zivilisationskrankheiten ist auch die Atherosklerose durch den chroni- schen Verlauf und die Multikausalität gekennzeichnet. Da die Atherosklerose in ihrem späteren Verlauf nicht nur zu schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen führt, sondern auch nicht oder nur schlecht kurativ beeinflussbar ist, richten sich schon seit längerer Zeit die Bemühungen der Medizin auf die Prävention bzw. die frühzeitige Beeinflussung der so genannten Risikofaktoren der Atheroskle- rose. Die wichtigsten dieser Risikofaktoren sind in der Tabelle 1 zusammenge- fasst. Angesichts der Häufigkeit der Atherosklerose in der Bevölkerung und der Tatsache, dass diese Veränderungen in den Blutgefäßen mit zunehmendemAlter immer häufiger nachgewiesen werden können, ist es verständlich, dass die damit verbundenen gesundheitlichen Probleme auch bei den Kurpatienten häufig nachweisbar sind. Im Falle von Bad Tatzmannsdorf kommt dazu, dass das dort

Tabelle 1

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Die Bad Tatzmannsdorfer Kur

wirkt auf folgende Arteriosklerose- Risikofaktoren  Bluthochdruck  erhöhte Plasmacholesterin- Konzentration  Stress  Fibrinogen

Tabelle 2

genutzte natürliche kohlensäurehaltige Heilwasser ausgeprägte Kreislaufeffekte im Sinne einer Verbesserung der Durchblutung und der Sauerstoffversorgung der Zellen und Organe aufweist. Diese Effekte begründen auch den Ruf von Bad Tatzmannsdorf als Kurort für Herz-Kreislauf-Krankheiten. In der Tabelle 2 sind jene Atheroskleroserisikofaktoren aufgelistet, über deren Beeinflussung durch die Bad Tatzmannsdorfer Kur wissenschaftliche Daten vorliegen.

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DasVerhalten der Blutdruckwerte während der Kur in BadTatzmannsdorf (Publikationen Nr. 5, 6, 8, 12, 14, 16, 30, 31, 44, 47) Zu dieser Problematik liegen zehn publizierte Studien vor, die eine Gesamtzahl von 246 Kurpatienten umfassen, Eine Zusammenfassung der wesentlichsten Resultate gibt die Abbildung 5. Eines der wesentlichsten Resultate dieser Blutdruckstudien ist, dass die Blutdruckwerte nicht nur während der Kur abnehmen, sondern dass diese Abnahme auch noch Monate nach der Kur nachweisbar ist. Dieser für Kuren typische Nachhaltigkeitseffekt kann als Hinweis dafür gewertet werden, dass nicht nur die äußeren Umstände während der Kur wie Ruhe, Erholung etc. für

24-Stunden-Blutdruck- messungen, deutliche Abnahmen des Blutdrucks in Abhängigkeit vom Ausgangswert,

Eine Trinkkur mit einem hoch- mineralisiertem natriumreichen Heilwasser (Marienquelle) beeinflusst nicht die Blutdruckabnahme während der Kur

keine Abhängigkeit von der Tageszeit

Bad Tatzmannsdorfer Kur und Blutdruck

Blutdruck-Selbstmessungen der Kurpatienten zu verschiedenen Tageszeiten über 10 Monate, nachhaltige Blutdruckabnahmen, besonders ausgeprägt bei Patienten mit Blutdruck- senkenden Medikamenten

Monatelang anhaltende Abnahme des Blutdrucks bei Ruhe, körperlicher Belastung und in der folgenden Erholungsphase

Abbildung 5

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die Blutdruckeffekte verantwortlich sind, sondern dass auch Verbesserungen der Blutdruckregulation dabei eine Rolle spielen. Eine Illustration des Nach- haltigkeitseffekts der Blutdrucksenkung gibt die Abbildung 6. Aus dieser Abbil- dung kann auch ersehen werden, dass die Blutdrucksenkung nicht nur beim Ruheblutdruck nachgewiesen werden kann, sondern auch bei standardisierter Ergometerbelastung und in der dieser Belastung folgenden Erholungsphase.

Blutdruckwerte

A

E

E

A

Monate nach Kurende

Monate nach Kurende

Blutdruckwerte in Ruhe , bei Belastung (oben) und bei Erholung (unten)

A … Kuranfang E … Kurende

▪▪ ■ ▪▪ RR systolisch ▪▪ ▪▪ RR diastolisch

A

E

Monate nach Kurende

Abbildung 6

In einer weiteren Studie über das Blutdruckverhalten im Zusammenhang mit der Kur wurden vor, während und nach der Kur Blutdruckselbstmessungen von den Kurpatienten durchgeführt und gleichzeitig verschiedene psychologische Parameter erhoben. Details zu dieser Studie zeigen die Abbildungen 7 bis 13.

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Blutdruck- und Befindensverlauf

47 Kurgäste

15 % Depressionen

43 % Bluthoch- druck

26 % chronische Schmerzen

Abbildung 7

Untersucht wurden

Blutdruck 2 x täglich Selbstmessung

Schlafqualität Stimmung Erschöpfung

Abbildung 8

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Verlauf Blutdruck systolisch

Abbildung 9

Verlauf Blutdruck diastolisch

Abbildung 10

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Abbildung 11

Abbildung 12

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Eine Zusammenfassung der Ergebnisse und die sich aus den Ergebnissen ergebenden Schlussfolgerungen zeigen die Tabellen 3 bis 7. Abbildung 13

Ergebnisse

 Nach Kureintritt zeigt sich eine geringfügige und vorübergehende Verschlechterung (Kureintrittsreaktion)  Während der Kur (meist nicht lineare) Verbesserung der Messwerte  In der Nachkurphase wieder langsame Verschlechterung

Tabelle 3

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Schlussfolgerungen (1)

Nachhaltige Verbesserungen über das Kurende andauernd bei  subjektiver Schlafgüte  Stimmung

Tabelle 4

Schlussfolgerungen (2)

 Verbesserungen, die nur über die Kurdauer anhalten bei  Erschöpfung  systolischer Blutdruck (Die mittleren Blutdruckwerte des untersuchten Kollektivs waren allerdings mit 129,81 zu Kurbeginn bereits niedrig.)

Tabelle 5

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Schlussfolgerungen (3)

Die Kureintrittsreaktion manifestiert sich  durch einen geringfügigen Anstieg des diastolischen Blutdrucks und  durch eine vorübergehende Verschlechterung der Schlafqualität

Tabelle 6

Schlussfolgerungen (4)

Der Kureffekt (bzw. der Erholung) tritt bei den einzeln untersuchten Variablen zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt auf:  Stimmungsverbesserung ab dem 5. Kurtag  Schlaf, Erschöpfung, Blutdruck nach ca. 2. Wochen

Tabelle 7

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Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang aber auch darauf, dass die durch- geführten Blutdruckstudien zwar ähnliche Resultate zeigen, jedoch nicht unmit- telbar und direkt miteinander verglichen werden können, weil es sich bei den verschiedenen Studien um unterschiedliche Studiendesigns und unterschiedliche Blutdruckmeßmethoden handelt. Eine Frage, die sich im Zusammenhang mit der Thematik Heilwässer und Blutdruck stellt, ist jene nach der Blutdruckwirksamkeit von höher minerali- sierten Heilwässern, besonders im Fall von Trinkkuren mit höheren Gehalten an Natriumverbindungen, wie dies für die Marienquelle in Bad Tatzmannsdorf zutrifft. Zur Überprüfung einer möglichen blutdruckerhöhenden Wirkung einer Trinkkur mit der Marienquelle wurde eine randomisierte und kontrollierte Doppelblindstudie durchgeführt. In dieser Studie wurden drei Gruppen nach folgendem Schema gebildet: ❒  die Teilnehmer der Gruppe 1 tranken 1 l Marienquelle täglich, ❒  die Teilnehmer der Gruppe 2 tranken 1 l Therme 72 täglich und ❒  die Teilnehmer der Gruppe 3 tranken 1 l Leitungswasser täglich. Die beiden Heilwässer und das Leitungswasser wurden von der Versuchs- leitung in neutrale Flaschen abgefüllt und in dieser Form den Teilnehmern ausgehändigt. Es bestand daher für die Teilnehmer keine Möglichkeit, das jeweilig getrunkene Wasser zu identifizieren. Wie die Abbildung 14 zeigt, kam es in allen drei Gruppen während der Kur zu deutlichen Blutdruckabnahmen, die unabhängig von der Art des täglich getrunkenen Wassers waren. Es kann somit festgehalten werden, dass eine Trinkkur mit der hoch minera- lisierten und natriumhaltigen Marienquelle, die während der Kur in der Regel zu beobachtende Blutdrucksenkung nicht beeinflusst.

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Abnahme der Blutdruckwerte während einer Kur in Bad Tatzmannsdorf und Trinkkuren mit verschiedenen Heilwässern und Leitungswasser als Kontrolle

Abbildung 14

Aus der Fachliteratur geht hervor, dass eine blutdruckerhöhende Wirkung nur von Kochsalz (NaCl) und nicht von anderen Natriumverbindungen ausgeht. Natriumreiche Heilwässer enthalten jedoch in der Regel Natriumhydrogen- carbonat (NaHCO 3 ) und keine höheren Konzentrationen von NaCl. Dies trifft auch für die Marienquelle zu. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass in zehn Studien mit unter- schiedlichen methodischen Ansätzen gezeigt werden konnte, dass es während der Kur in Bad Tatzmannsdorf zu statistisch signifikanten Abnahmen der Blut- druckwerte kommt. Es handelt sich somit um einen reproduzierbaren Effekt, womit eine Forderung nachWissenschaftlichkeit erfüllt ist. Die Resultate jener Studien, in denen Blutdruckmessungen in der Zeit nach der Kur durchgeführt wurden, lassen die Schlussfolgerung zu, dass es sich bei diesen Blutdruckab- nahmen nicht um kurzfristige Effekte handelt, die sich nur auf den Zeitraum der Kuraufenthalte beschränken, sondern dass auch die Blutdruckabnahmen durch Nachhaltigkeit gekennzeichnet sind.

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Auswirkungen des Kuraufenthaltes in Bad Tatzmannsdorf auf die Plasmacholesterinkonzentration (Publikationen Nr. 17, 41, 53, 54) Eine hohe Cholesterinkonzentration im Plasma wird als ein Risikofaktor der Atherosklerose gewertet. Aus diesem Grund werden vor allem in den indust- rialisierten Ländern erhebliche Bemühungen angestellt, die das Ziel verfolgen, hohe Cholesterinwerte in der Bevölkerung zu entdecken und zu senken. In den letzten Jahren hat sich vor allem die Behandlung mit Medikamenten durch- gesetzt, die in die endogene Cholesterinbiosynthese eingreifen und auf diese Weise eine effektive Senkung erhöhter Cholesterinwerte bewirken. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass es sich um einen Eingriff in einen physiologischen Vorgang handelt und dabei auch unerwünschte Nebenwirkungen auftreten können. Aus diesem Grund sind nicht-medikamentöse Beeinflussungen der Plasmacholesterinkonzentration nach wie vor von Bedeutung. Zur Frage des Verhaltens der Cholesterinkonzentration im Blutplasma während der Kur lie- gen aus der Forschungstätigkeit von Bad Tatzmannsdorf Daten über mehr als 700 Kurpatienten vor. In den verschiedenen Studien wurden folgende Fragen untersucht: ❒   Wie verändern sich die Werte der verschiedenen Cholesterinfraktionen im Plasma während der Kur? ❒ Welchen Einfluss haben die dem Kurpatienten zur Verfügung stehenden Diäten auf die Plasmacholesterinwerte? ❒   Besteht eine Abhängigkeit der Cholesterinwerte vom Ausmaß der erlebten täglichen Belastung? ❒   Hängt die Cholesterinkonzentration im Blutplasma und ihre Veränderung während der Kur von der Jahreszeit ab?

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Veränderung der Plasmacholesterinkonzentration während der Kur In praktisch allen in Bad Tatzmannsdorf zu dieser Problematik durchgeführten Untersuchungen zeigte sich eine statistisch signifikante Abnahme der Gesamt- cholesterinkonzentration im Plasma. Diese Abnahmen zeigten sich auch bei der LDL-Fraktion und auch bei der HDL-Fraktion. Die Triglyceridkonzentration im Plasma zeigte keine spezifische Veränderung. Dies ist insofern bemerkens- wert, als die Triglyceridkonzentration im Plasma von verschiedenen Faktoren abhängig ist, zu denen auch die Ernährung zählt. Es ergibt sich somit ein unterschiedliches Verhalten der beiden Plasmalipide während der Kur. Ein uss der Diätformen auf die Plasmalipide Die Beobachtung eines unterschiedlichen Verhaltens der beiden Plasmalipide während der Kur war Anlass für eine Untersuchung der Abhängigkeit der Plasmalipidkonzentrationen bzw. von deren Veränderungen von der Art der während der Kur konsumierten Ernährungsform. Im Kurrestaurant Bad Tatz- mannsdorf stehen den Kurgästen folgende Diätformen zur Verfügung: ❒  Normalkost ❒  Reduktionskost ❒  Diabeteskost ❒  Schonkost Die Gehalte an energieliefernden Nährstoffen und an Cholesterin zeigt die Tabelle 8.

Tabelle 8

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Wie die Abbildung 15 zeigt, kommt es bei allen Diätformen zu Abnahmen der Cholesterinkonzentration während der Kur. Dies erlaubt die Schlussfolgerung, dass diese Abnahmen nicht von der Ernährung abhängen, sondern dass andere Gründe dafür maßgebend sein dürften. Eine Unterstützung findet diese Aussage durch die Tatsache eines unterschiedlichen Verhaltens der Plasmatriglycerid- konzentration (Abbildung 16), die von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, wobei die Fett- und Kohlenhydratzufuhr eine besondere Stellung einnehmen.

Abbildung 15

32

Abbildung 16

33

Abhängigkeit der Plasmacholesterinkonzentration vom Ausmaß der subjektiv erlebten täglichen Belastung. Die Tatsache einer reproduzierbaren Abnahme der Plasmacholsterinkonzen- tration während der Kur und deren offensichtliche Unabhängigkeit von der Ernährung führen zur Frage, ob und welche anderen Faktoren für den Effekt auf die Plasmacholesterinkonzentration verantwortlich sein könnten. Aus der wissenschaftlichen Literatur ist bekannt, dass Stress einen cholesterinerhöhen- den Effekt haben kann. Kuren wirken stressentlastend, wie dies auch in einem weiteren Abschnitt des vorliegenden Buches gezeigt werden kann. Es war daher von Interesse, zu prüfen, ob die vorhin erwähnten Zusammenhänge zwischen Stress, Cholesterin und Kur auch bei einem Kuraufenthalt in Bad Tatzmannsdorf demonstriert werden können. Wie dies die Abbildungen 17, 18 und 19 zeigen, sind solche Zusammenhänge in der Tat nachweisbar.

Veränderung des Serum-CHOLESTERINS während einer Kur in Abhängigkeit vom Ausmaß der erlebten alltäglichen Belastung

mg/dl

p (Abnahme CHOL) < 0.01 p (Unterschied Alltagsbelastung): n.s. p (Geschlechtsunterschied): n.s.

260

255

250

245

240

235

Kuranfang Kurende

230

225

220

215

210

Frauen, geringe Alltagsbelastung

Frauen, hohe Alltagsbelastung

Männer, geringe Alltagsbelastung

Männer, hohe Alltagsbelastung

aus: Strauss-Blasche G, Ekmekcioglu C, Marktl W, Journal of Psychosomatic Research 1, 1-4 (2003)

Abbildung 17

35

Einerseits gibt es einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der täglichen erlebten und daher subjektiv empfundenen Stressbelastung sowie der Höhe der Plasmacholesterinkonzentration. Andererseits kommt es während der Kur zu deutlichen Abnahmen der Cholesterinwerte, die umso deutlicher ausfallen, je höher die Belastung und die Plasmacholesterinkonzentration waren. Es kann daher die Schlussfolgerung gezogen werden, dass die während der Kur in Bad Tatzmannsdorf nachweisbare günstige Beeinflussung der Stressbelastung mit einer Abnahme der Cholesterinwerte einhergeht. Hinzuweisen ist dabei auch darauf, dass bei Frauen niedrigere Werte der Stressbelastung und für die Cholesterinkonzentration im Plasma nachzuweisen sind als bei den männlichen Kurpatienten. Der beschriebene Kureffekt tritt aber bei beiden Geschlechtern in gleichem Ausmaß auf.

aus: Strauss-Blasche G, Ekmekcioglu C, Marktl W, Journal of Psychosomatic Research 1, 1-4 (2003)

Abbildung 18

36

aus: Strauss-Blasche G, Ekmekcioglu C, Marktl W, Journal of Psychosomatic Research 1, 1-4 (2003)

Abbildung 19

37

Jahreszeitabhängigkeit der Kurwirkung auf die Plasmacholesterin- konzentration In einer weiteren Studie des Forschungsinstituts wurde untersucht, ob Kur- effekte eine Jahreszeitabhängigkeit aufweisen. Dabei stellte sich auch heraus, dass die Plasmacholesterinkonzentration eine ausgeprägte Jahreszeitabhängig- keit aufweist, wie dies auch in der Abbildung 20 zu sehen ist. Die Plasmacholesterinkonzentrationen sind bei beiden Geschlechtern im Herbst am höchsten und im Frühjahr am niedrigsten. Aus der Abbildung 20 ist aber ebenfalls ersichtlich, dass die Abnahmen der Cholesterinwerte während der Kur abhängig vom Ausgangswert zu Beginn der Kur sind. Das bedeutet, dass im Herbst diese Abnahmen deutlicher ausgeprägt sind als im Frühjahr. Ein Resultat davon ist auch, dass sich die Jahreszeitabhängigkeit der Plasma- cholesterinkonzentration zu Kurbeginn deutlicher manifestiert als zu Kurende.

Circannualrhythmen und Jahreszeitabhängigkeit

■ Frühjahr Sommer

Herbst Winter

Ausgangswerte und Veränderungen der

Cholesterin-Konzentrationen im Plasma in Abhängigkeit von der Jahreszeit bei Kurpatienten beiderlei Geschlechts

Kuranfang Kurende

Abbildung 20

39

Eine Schlussfolgerung zur Thematik Kur und Cholesterin in Bad Tatzmannsdorf enthält abschließend die Abbildung 21.

Fazit

 Im Laufe der Kur in Bad Tatzmannsdorf nimmt die Cholesterin- Konzentration im Blut ab  Gründe hierfür sind neben der Gewichtsabnahme möglicherweise auch eine Stressentlastung durch die Kur

Abbildung 21

40

Bad Tatzmannsdorfer Kur und Stress (Publikationen Nr. 32, 38, 39, 42, 48, 51, 56, 61)

Die im vorhergehenden Abschnitt getroffene Aussage, wonach für die Abnahme der Plasmacholesterinkonzentration eine Stressentlastung als Ursache in Frage kommt, setzt eine dementsprechende Beeinflussung von Stress durch die Kur voraus. Zur Problematik Kur, Stress und stressassoziierte Variable liegen Daten von 378 Kurpatienten vor. Die untersuchten stressassoziierten Variablen waren u. a. die Schlafqualität, die Gesundheitszufriedenheit, die Lebenszufrieden- heit, Erschöpfung und die Stimmung. Wie in der Abbildung 22 dargestellt ist, können positive Veränderungen stressassoziierter Variablen im Laufe der Kur in Bad Tatzmannsdorf nachgewiesen werden. Illustrationen dazu liefern die Abbildungen 23 und 24. Aus der Abbildung 24 ist auch ersichtlich, dass bei verschiedenen der untersuchten Variablen ein nachhaltiger Effekt auch noch ein Jahr nach der Kur nachweisbar bleibt. Das aus den Untersuchungen ableit- bare Fazit bezüglich Stress und Bad Tatzmannsdorfer Kur ist in der Tabelle 9 zusammengefasst.

Herz- und Magen- beschwerden

Gesundheits- zufriedenheit

Erschöpfung

Depression

Positive Veränderungen Stress- assoziierter Variable durch die Bad Tatzmannsdorfer Kur betreffen

Lebens- zufriedenheit

Stimmung

Schlafqualität

Befindlichkeit

Abbildung 22

41

Veränderung psychologischer Parameter während einer Kur in Bad Tatzmannsdorf

oben: Befindlichkeit

Mitte: Beschwerden

unten: Schlafqualität

Abbildung 23

Langzeitauswirkungen der Kur in Bad Tatzmannsdorf auf psychologische Parameter

Abbildung 24

42

Fazit

 Durch die Bad Tatzmannsdorfer Kur kommt es zu einer positiven Beeinflussung verschiedener mit Stress assoziierten Faktoren  Somit bringt die Bad Tatzmannsdorfer Kur auch eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität  Die Verbesserungen können nicht nur während der Kur nachgewiesen werden, sondern sind bis zu einem Jahr nach der Kur nachweisbar

Tabelle 9

43

Burnout und Bad Tatzmannsdorfer Kur (Publikation Nr. 77) Eine mit chronischer Stressbelastung assoziierte gesundheitliche Problema- tik, deren Bedeutung im Gesundheitswesen in den letzten Jahren stark zuge- nommen hat, ist das Burnout-Syndrom. In Bad Tatzmannsdorf existiert auch ein spezielles Angebot für die Beeinflussung dieses Syndroms. Auf der Basis der vom Forschungsinstitut erarbeiteten Ergebnisse hinsichtlich der positiven Beeinflussung negativer Stresswirkungen wurde ein Forschungsprojekt durch- geführt, in dem untersucht wurde, welche Wirkungen die herkömmliche Kur auf burnoutbezogene Beschwerden und Parameter hat. Dabei standen vor allem Fragen der Erholung sowie das persönliche Erleben des Kuraufenthaltes im Vordergrund. Einen Überblick über einige Details des persönlichen Erlebens des Kuraufenthalts gibt die Abbildung 25. Aus der Abbildung 25 geht hervor, dass die Kurpatienten in einem hohen Ausmaß angeben, sich gut erholt zu haben, von den alltäglichen Sorgen Abstand gewinnen konnten und ausreichend Zeit für sich und ihre Bedürfnisse gehabt zu haben. Die Abbildungen 26 bis 33 beschreiben die Erholungswertigkeit einzelner Kurelemente.

Persönliches Erleben des Kuraufenthaltes

Abbildung 25

45

Beschreibung der Erholungswertigkeit einzelner Kurelemente:

Pause von den alltäglichen Belastungen

Häufigkeit 40 30 20

10

Mittelwert =4,16 Std.-Abw. =0,94 N =89

44

Bandbreite der Skala: 0 – 5 Einheiten

0

0

1

2

3

4

5

6

0 - 5

Abbildung 26

Beschreibung der Erholungswertigkeit einzelner Kurelemente:

Bandbreite der Skala: 0 – 5 Einheiten

Abbildung 27

46

Beschreibung der Erholungswertigkeit einzelner Kurelemente:

Bandbreite der Skala: 0 – 5 Einheiten

Abbildung 28

Beschreibung der Erholungswertigkeit einzelner Kurelemente:

Bandbreite der Skala: 0 – 5 Einheiten

Abbildung 29

47

Beschreibung der Erholungswertigkeit einzelner Kurelemente:

Bandbreite der Skala: 0 – 5 Einheiten

Abbildung 30

Beschreibung der Erholungswertigkeit einzelner Kurelemente:

Bandbreite der Skala: 0 – 5 Einheiten

Abbildung 31

48

Beschreibung der Erholungswertigkeit einzelner Kurelemente:

Bandbreite der Skala: 0 – 5 Einheiten

Abbildung 32

Beschreibung der Erholungswertigkeit einzelner Kurelemente:

Bandbreite der Skala: 0 – 5 Einheiten

Abbildung 33

49

Die Abbildungen 34 und 35 zeigen den Kureffekt in Abhängigkeit vom Grad der Erholungsfähigkeit.

Kureffekt in Abhängigkeit vom Grad der Erholungsfähigkeit:

Abbildung 34

Kureffekt in Abhängigkeit vom Grad der Erholungsfähigkeit:

Abbildung 35

50

In den Abbildungen 36 und 37 ist die Veränderung der emotionalen Belastung in Abhängigkeit vom Ausmaß der Erschöpfung dargestellt, wobei drei Gruppen – Wenig-, Mittel- und Hocherschöpfte – miteinander verglichen wurden.

Veränderung der emotionalen Belastung bei Wenig-, Mittel-, und Hocherschöpften

Abbildung 36

Veränderung der Erschöpfung bei Wenig-, Mittel-, und Hocherschöpften

Abbildung 37

51

 Die Kur wird generell als erholsam erlebt  Am erholungsförderlichsten werden passive Therapien, der Aufenthalt in der Natur und die Zeit für sich selbst empfunden  Personen mit eingeschränkter Erholungsfähigkeit sprechen besonders gut an – in dieser Gruppe zeigt sich auch ein deutlicher Hafteffekt

Tabelle 10

52

Zusammenfassung

 Kur verbessert nachhaltig burnoutbezogene negative Stimmung  kein Einfluss der Kur auf burnoutbezogene Schlafqualität oder Erschöpfung  burnoutbezogener Wirkmechanismus einer Kur: Kur kompensiert Probleme beim Abschalten (und damit beim Erholen)

Tabelle 11

Die wesentlichsten Ergebnisse dieser Studie und die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen sind in den Tabellen 10 und 11 zusammengefasst. Zu dem in der Tabelle 10 aufscheinenden Begriff Hafteffekt ist anzumerken, dass damit in der Kurmedizin die Tatsache beschrieben wird, dass Kurwirkun- gen nicht nur am Ende der Kur nachweisbar sind, sondern auch noch mehrere Monate nach der Kur anhalten.

53

Ein uss der Bad Tatzmannsdorfer Kur auf Schmerzen (Publikationen Nr. 23, 40, 41, 50, 52)

Viele Krankheiten und Gesundheitsstörungen gehen mit Schmerzen einher. Dies gilt besonders für die verschiedenen Erkrankungen des Bewegungsapparates, die den größten Prozentsatz der Kurzuweisungen ausmachen. Die von einer schmerzhaften Krankheit Betroffenen erwarten sich eine Schmerzlinderung durch die Kur und ein solcher Effekt hat naturgemäß für die Kurpatienten eine hohe Wertigkeit. Aus diesem Grund war ein wesentlicher Schwerpunkt der Forschungstätigkeit in Bad Tatzmannsdorf der Frage Kur und Schmerz gewid- met. Zur Problematik Kur und Schmerz liegen Daten aus Untersuchungen an mehr als 900 Kurpatienten vor. Einen ersten Überblick über diese Forschungs- tätigkeit liefert die Abbildung 38.

Eine positive Beeinflussung der Bad Tatzmannsdorfer Kur zeigt sich vor allem bei

Kreuz- schmerzen

Schmerzen im Kniegelenk

und

 Daten liegen aber auch über – allgemeine Schmerzen, – Herzbeschwerden, – Magen-Darm-Beschwerden vor

Abbildung 38

55

Ergänzend zu dieser Abbildung ist festzuhalten, dass die Schmerzreduktion durch die Kur bei Rückenschmerzen ausgeprägter war als bei Gelenksschmerzen. Schmerzen sind aber nicht nur an sich eine Belastung für die Patienten, sondern führen auch zu funktionellen Beeinträchtigungen, die einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen haben. Es war daher wichtig, zu untersuchen, ob durch die Kur nicht nur eine Schmerzreduktion eintritt, sondern ob auch die durch die Schmerzen verursachten funktionellen Beein- trächtigungen positiv beeinflusst werden können. Die Ergebnisse dieser Studien zeigen die Abbildungen 39 und 40.

Abbildung 39

56

Abbildung 40

Aus den beiden letzten Abbildungen kann entnommen werden, dass eine positive Beeinflussung verschiedener schmerzassoziierter Variablen und der Schmerzbeeinträchtigung durch die Kur nachweisbar ist. Die Abbildungen 39 und 40 enthalten aber auch Daten, die ein Jahr nach Kurende erhoben wurden. Dabei zeigte sich ein deutlicher Hafteffekt, weil die positiven Einflüsse über den Zeitraum von einem Jahr anhielten. Wie bereits weiter oben erwähnt, sind solche Hafteffekte für Kuren charakteristisch. Es soll an dieser Stelle aber noch besonders darauf hingewiesen werden, dass eine Kurdauer von nur drei Wochen gesundheitlich positive Effekte und eine Verbesserung der Lebensqualität hervorruft, die wesentlich länger andauern, als die Kur selbst. Dieser Hafteffekt betrifft nicht nur die schmerzassoziierten Variablen und die durch die Schmerzen hervorgerufenen Beeinträchtigungen, sondern auch die Schmerzintensität, wie dies der Abbildung 41 entnommen werden kann.

57

Abbildung 41

Wie aus der Abbildung 41 ersehen werden kann, nimmt die Schmerzintensität nicht nur während der Kur ab, sondern ist sechs Wochen nach dem Ende der Kur sogar noch deutlicher ausgeprägt. Auch dieses Phänomen ist für Kureffekte charakteristisch und weist darauf hin, dass die Kurwirkungen nicht nur eine direkte und unmittelbare Folge der kurtherapeutischen Verfahren sind, sondern dass durch die Kur Umstellungen im Organismus hervorgerufen werden, die für eine volle Ausprägung eine bestimmte Zeit benötigen, dann aber für lange Zeit anhalten. Eine Reduktion der Schmerzintensität ein Jahr nach der Kur bei fast 60 Prozent der Kurpatienten spricht für sich und bedeutet nicht nur eine Verbesserung der subjektiven Lebensqualität für die betroffenen Schmerz- patienten, sondern bringt auch eine Einsparung bei schmerzstillenden Medi- kamenten mit sich. Dies ist angesichts der möglichen Nebenwirkungen einer chronischen Medikamenteneinnahme von medizinischem Interesse, bedeutet aber auch eine Reduktion der Medikamentenkosten. Während einer Kur kommen verschiedene therapeutische Anwendungen zum Einsatz und es erscheint von Interesse, ob diese verschiedenen Therapien

58

 Aktive Therapien – wie Heilgymnastik – haben sowohl kurz- als auch langfristig einen positiven schmerzvermindernden Effekt  Passive Behandlungen – wie Moor und Massage – haben einen kurzfristigen Effekt  UW-Extensionen haben ebenfalls einen mittelfristigen schmerzvermindernden Effekt

Tabelle 12

eine vergleichbare Wirkung auf Schmerz haben. Das Resultat einer Studie, die sich mit dieser Problematik befasste, ist in der Tabelle 12 zusammengefasst. Die Resultate dieser Studie unterstreichen denWert aktiver Therapieformen für die Schmerzbehandlung. Es darf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass die langfristig wirksamen schmerzlindernden Effekte der Kur nie das Resultat von einzelnen und isolierten Verfahren, sondern der komplexen Kur sind. Kuren werden zu verschiedenen Jahreszeiten angetreten. Wie bei anderen Lebewesen dieser Erde existieren auch beimMenschen sogenannte circannuale Rhythmen. Dies bedeutet, dass die physiologischen Funktionen des Organismus eine Abhängigkeit von der Jahreszeit aufweisen. Aus diesem Grund erschien die Frage von Interesse, ob auch die Kureffekte jahreszeitabhängig sind. Die- ser Frage wurde in einer aufwändigen Studie mit einer Dauer von ca. drei Jahren und mit Einbeziehung von ca. 450 Kurpatienten nachgegangen.Wie die Tabelle 13 zeigt, existiert eine solche Jahreszeitabhängigkeit der Kureffekte, wobei sich diese Jahreszeitabhängigkeit vor allem darin manifestiert, dass die

59

Die Schmerzreduktion durch die Kur ist abhängig von der Jahreszeit  Kurzzeitige Schmerzabnahme am deutlichsten zwischen April und Juni  Mittelfristige Schmerzabnahme am deutlichsten zwischen Oktober und November  Stimmungsverbesserung am deutlichsten zwischen April und Juni

Tabelle 13

Schmerzabnahmen nach Kuren in den verschiedenen Jahreszeiten unterschied- lich lange anhalten. Es zeigte sich in dieser Studie, dass im Hinblick auf die Dauer der Schmerz- reduktion der Herbst die günstigste Jahreszeit zu sein scheint. Diese Beobach- tung stimmt gut mit der Tatsache überein, dass Privatkurgäste die Herbstmonate als Kurtermine bevorzugen, weil sie möglicherweise die subjektive Erfahrung eines besonders guten und nachhaltigen Kureffekts nach Kuren im Herbst gemacht haben. Aus diesem Ergebnis könnte aber auch die mögliche Schluss- folgerung gezogen werden, dass eine Modifikation der Kuranwendungen bei Kuren während der anderen Jahreszeiten sinnvoll wäre um ähnliche Nach- haltigkeitseffekte wie nach der Kur im Herbst zu erzielen. Eine Stimmungsverbesserung im Zusammenhang mit der Schmerzreduktion tritt hingegen am deutlichsten im Frühling auf. Dabei spielt möglicherweise auch eine Rolle, dass bekanntlich das Frühjahr jene Jahreszeit ist, die auch unabhängig von der Kur und von Schmerzreduktionen bei vielen Menschen eine fröhlichere Stimmung hervorruft.

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