Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 1/2015 (Mai 2015) - page 15

Fortbildung aktuell - Das Journal
Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 15
Dr. Verena Stahl
nahme geteilter Tabletten einen groß-
en Einfluss auf die Therapietreue (Adhä-
renz) des Patienten. Würden Sie etwa der
Wirkung einer halben Schlaftablette ver-
trauen? Keine „vollwertige“ Dosis zu er-
halten, wird von vielen Patienten bei ge-
wissen Indikationen schlichtweg nicht ak-
zeptiert. Wenn Ärzte beispielsweise bei
älteren Patienten beachten würden, dass
die Dosierung der meisten Benzodiaze-
pine und Z-Substanzen altersabhängig
anzupassen ist, sollten sie aus Adhärenz-
gründen und wegen eventueller Handha-
bungsprobleme keine halben Tabletten
verordnen. Die Verordnung sollte dann
beispielsweise nicht eine halbe Tablette
Zopiclon 7,5 mg lauten, sondern eine Ta-
blette der gerade für ältere Patienten ge-
eigneten Wirkstärke 3,75 mg, welche von
einigen Herstellern angeboten wird. Die
Verordnung von halben Schlaftabletten
sollte auch deswegen nicht getätigt wer-
den, da Hypnotika per se keine Dauerme-
dikation darstellen sollten, die es erlau-
ben würde, die verbleibende Hälfte als-
bald aufzubrauchen.
Studien aus der Praxis
In einer groß angelegten Untersuchung
Heidelberger Wissenschaftler, welche
2006 veröffentlicht wurde, konnte ge-
zeigt werden, dass jede vierte Tablette
ambulant behandelter Patienten geteilt
wurde.
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Annähernd 10 % der geteilten
Tabletten wiesen keine Bruchkerbe auf
und meist fanden sich in der Gebrauchsin-
formation keine Teilbarkeitsangaben. Als
weiteres wesentliches Ergebnis konnte
festgestellt werden, dass ca. 4 % der ge-
teilten Tabletten explizit nicht zur Teilung
geeignet sind, da zum Beispiel Filmüber-
züge zur Retardierung oder Magensaft-
resistenz zerstört werden. Noch alarmie-
rendere Ergebnisse lieferte eine Studie
des Gesundheitsamts Hamm zur Teilung
von Tabletten in 23 Alten- und Pflege-
heimen.
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Für 58 % der geteilten Arznei-
mittel gab es niedriger dosierte Alterna-
tiven, die die Verabreichung einer ganzen
Tablette ermöglicht hätten. Ca. 11 % der
geteilten Tabletten durften laut Angaben
der Fachinformation oder der Gelben Li-
ste nicht geteilt werden. Aufgrund der Er-
gebnisse wurden Qualitätsoffensiven ge-
startet, um die betroffenen Ärzte und
Pflegeheime für die Problematik des Ta-
blettenteilens zu sensibilisieren.
Erforderliche Kraft
Besonders Senioren, aber auch Patienten
mit arthritischen Erkrankungen, Diabe-
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Fortbildung aktuell – Das J urnal
Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lipp
Fortbildung ktuell – D s Journal
Risiken beim Teilen von Arz-
neimitteln:
• Dosierungenauigkeiten
• Dose-Dumping
• Wirksamkeitsverlusten
• Adhärenzproblemen
Risiken beim Teilen von Arz-
neimitteln:
Für das Teilen von Tabletten gibt es
aber auch einige legitime Beweggrün-
de, sofern die Teilung vom Hersteller
vorgesehen ist und exakt erfolgt:
• Aufdosieren (z. B. Betablocker) oder
Ausschleichen (z. B. Glucocorticoide)
• Niedrige Dosis aufgrund von Patien-
tenfaktoren wie Alter, Nieren- oder
Leberfunktionseinschränkungen er-
forderlich
• Häufig wechselnde Dosierung in Ab-
hängigkeit von Laborwerten (z. B.
Phenprocoumon)
• Schluckbeschwerden
• Die meist ökonomisch motivierte
(Arzt: Budget, Patient: Zuzahlung)
Teilung von Tabletten ist aber wohl
der häufigste Grund. Ein übertrie-
bener Sparzwang birgt leider oft
AMTS-Risiken
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A TS-Risiken
Tabelle 2:
Aus pharmazeutischer Sicht sind einige Wirkstoffe/Präparate für eine
Teilung ungeeignet, Gründe und Beispiele sind angefügt.
zur Teilung ungeeigneter/s
Wirkstoff/Präparat
Gründe
Beispiele
Wirkstoffe mit geringer
therapeutischer Breite
Gefahr der Dosierungenauigkeit,
Wirkungsschwankung
Digitalisglykoside,
Antikonvulsiva
Sehr niedrig dosierte Wirk-
stoffe
Gefahr der ungleichen Wirkstoff-
verteilung in den Bruchstücken
Vitamin B 12-Tablet-
ten mit 10 µg Cya-
nocobalamin
Schlecht oder nicht exakt
teilbare Präparate
Gefahr der Dosierungenauigkeit Tabletten mit ge-
ringer Masse (<50-
60 mg) oder großer
Härte
Präparate, bei denen nied-
rigere Wirkstärken verfüg-
bar sind
Teilung immer 2. Wahl
Viele Beispiele
Präparate mit hydrolyse-,
oxidations- oder lichtemp-
findlichen Wirkstoffen
An der Bruchstelle dringt Feuch-
tigkeit und Sauerstoff ein, ein
eventuell aufgebrachter Licht-
schutz ist an der Bruchstelle
ebenfalls nicht mehr vorhanden.
Unvorhersehbare
Reaktionen
können durch Kontakt mit ande-
ren Arzneistoffen entstehen.
Nifedipin, Vitamine,
Molsidomin, Johan-
niskraut-Trockenex-
trakt
Wirkstoffe mit unange-
nehmem Geruch oder Ge-
schmack
An der Bruchstelle offenbart sich
der unangenehme Geruch oder
Geschmack.
Penicilline
CMR-Wirkstoffe
Gefahr des Einatmens von ge-
fährlichen Stäuben; Teilung
meist aufgrund dessen verboten.
Retinoide, Virustati-
ka, orale Zytostatika
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