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Kopenhagen und I S e i n e U m g c b 1111 g e n.

Ein Wegweiser

F r e u t de.

Mit 12 Ansichten und einer Orientirungskarle

KOPENHAGEN. Verlag von P. G. P hilip seit. 1847.

O f y A o z .

Gedruckt in der B e rlin is c h e n liuchdruckerei. 15 %

I ii li a I t.

PilC.

§ 1. Geschichtliche Einleitung.......................................... 1-8. § 2. Lage. — Grösse. — Volkszahl. —Eintheilung..................... 5-7. § 3. Strassen, Märkte und Plätze................................................... 7-10. § 4. Kanäle und llrtlckcn.................................................................. 1°- § 5. Die Tliorc der Stadt..........................................................„...11-12. § 6. Die Vorstädte...............................................................................12-13. § 7. Allgemeine Notizen über dieGebäude.....................................13-14. § 8. Die Kirchen und Kirchhofe.......................................................14-23. § 9. Die königlichen Schlösser.......................................................23-28. § 10. Die Rcgierungscollegien............................................................28-29. § 11. Gebäude des Land- und See-Etats........................................29-34. § 12. Einige Communalgcbäude........................................................ 34-37. § 13. Von der Gemeindeverfassung und mehreren municipalen und communalcn Gegenständen................................ ,....37-40. § 14. Justiz-, Polizei- und Gefängnisswcsen.................................41-44. § 15. Bildungs-Anstalten. — Schulwesen. — Bibliotheken ... .44-54. § 16. Gemälde- und andere Sammlungen........................................... § 17. üospitaier und ähnliche Anstalten........................................62-65. § 18. Versorgungs- und Wohlthätigkeitsanstalten.......................... 65-71. $ 19. üandei und Schifffahrt.................. 71-74. § 20. Manufacturen. — Fabriken. — Gewerbe............................. 74-79. § 21. Geld- und Bankwesen..............................................................79-82. § 22. Schauspiele und andere Belustigungen.................................82-88. § 23. Wissenschaftliche Gesellschaften..».....................................88-90. § 24. Clubbs. — Lesegesellschaften. — Vereine.......................90-100.

Pag. 5 25. Öffentliche Promenaden in der Stadt.............................. 100-103. § 26. Ruch-, Kunst- und Musikalienhandlungen. — Leih­ bibliotheken .......................................................................... 103-106. §27. Rasthöfe. — Hotels. — Restaurationen.—‘Kaffeehäuser. 106-103. § 28. Ausflüge au» der Stadt ....." .......................................109-134. V ersc h ie d e n e s: Beförderungs- und P ostw esen.............................................134-135. Dampfschiffe..............................................................................135-141. Gesandtschaften und Consulate.............................................141-145. Wechseleomptoirc......................................................................145-146. Erinnerungsliste rucksichtlich der Zeiten, wo Museen, Gallerten u. s. w. dem Publicum offen stehen............146-149.

§. 1. Cicücliiclitliclte E in le itun g . Kopenhagen war anfänglich ein unbedeutende Fischerdörfchen. Dem trefflichen Hafen hat cs die Grösse und den Glanz, die ilun spater zu Thcil ge­ worden, zu verdanken. — Erst um die Milte des elf­ ten Jahrhunderts wird dieser Stadt unter dem Namen „Hafn 1,4 (Hafen) Erwähnung getlian. 'Später wurde sic nebst mehreren umliegenden Dörfern vom Könige Walde­ mar dem Ersten dem Erzbishofle Absalon geschenkt, der zum Schutze gegen die wendischen Seeräuber eine feste Burg (Axclhuus o: Axelshaus genannt) auf der Insel erbaute, wo gegenwärtig das Schloss Christiansburg sich erhebt. Absalon machte wiederum mit dem ihm übertragenen Gebiete dem BischolTsstuhlc zu Roeskildc ein Geschenk; schnell blühte die Stadt nun auf, und mehrere Gotteshäuser standen bald da als Zeugnisse der Frömmigkeit der Einwohner. Wegen der vielen Kaufleute, die der Handel, welcher so zu sagen ganz in den Händen von Fremden war, hier versammelte, ging der Name „Hafnli in Kjöbmannehafn 1,1 (Kauf- ’ 1

mannshafcn) über, lind diesen bildete die Zeit dann in Kjöbenhavn tun, so wie aus „Kaufmannshafen“ in der platten Sprache Kopenhagen entstand, welche Be­ nennung, etwas variirt, von den übrigen europäischen Sprachen angenommen ist. Als die Stadt an Wichtigkeit gewann, wurde ihr Besitz das Ziel der Wünsche der Könige. Die Errei­ chung dieses Zieles gelang zuerst, in der letzten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts, Waldemar dem Dritten, und seit der Zeit protestirten die Bischöll'c von Iloes- kildc ohne Erfolg gegen diese Usurpation. — Im Jahre 1443 wurde vom Könige Chrislopher von Bayern die Residenz von Roeskilde nach Kopenha­ gen verlegt. Als Königssitz ging die Stadt von jetzt an immer grösserer Erweiterung, Verschönerung und Bedeutung entgegen. In solcher Rücksicht hat sich besonders Christian der Vierte um sie verdient gemacht, indem er sie gegen Norden und Osten erweiterte und durch herrliche Bauten, welche noch immer zu den Zierden der Stadt gehören, verschö­ nerte. Unter ihm wurde auf der Insel Amack (dä- nish Amagcr) eine neue Stadt, nach dem Könige Chri- stianshafen genannt, angelegt; durch eine Brücke (Knippelsbro) wurde sie mit der älteren Stadt in Ver­ bindung gesetzt. Unter Friedrich dein Dritten wurde die Citadeilc Friedrichshofen unter Leitung des nieder­ ländischen Ingenieurs Ruse von Soweit angelegt; unter Christian dem Sechsten das prachtvolle Schloss Chri-

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sliansburg erbaut. — Derjenige Thcil der Stadt, wel­ cher den Nainen Friedrichsstadt führt, und welcher sich besonders durch seine schönen, regelmässigen Strassen wie durch seine Paläste und sonstigen gross­ artigen Gebäude auszcichnct, verdankt dein Könige Friederich dem Fünften seine Entstehung. Die sich, wie gezeigt, immer erweiternde und ver­ schönernde Stadt hat aber sowohl in älteren als neue­ ren Zeilen mit Unglück und Nöthen zu kämpfen ge­ habt, welche, obschon nur für eine Zeit, die Zahl ihrer Einwohner schmälerten, ihre Tempel und Häuser in Schutt verwandelten. So suchten z.P. in älteren Zei­ ten die Flotten der llanse nicht selten die Stadt heim. In den bürgerlichen Kriegen unter den Königen Friede­ rich dem Ersten und Christian dem Dritten wurde die Stadl zweimal belagert. Unter Friederich dem Dritten wurde sie von dem kriegerischen und eroberungssüch­ tigen Schwedenkönige Carl dem Zehnten Gustav hart bedrängt. Er versuchte sogar die Stadt mit Sturm zu nehmen (in der Nacht zwischen dem 11. und 12. Febr. 1659); eine Strasse „Slormgadenu (die Sturmstrasse) mahnt noch an dieses Ereigniss. Der Muth und die Begeisterung der Bewohner vereitelten indessen das Vorhaben des Königs. — Unter Friederich dem Vier­ ten wüthete (1711) eine pestartige Seuche in Kopen­ hagen, an, welcher gegen 30,000 Menschen gestorben sein sollen. Im Jahre 1728 wurde unter demselben Könige ein grosser Theil der Stadt durch eine drei- 1 *

4 tägige Feuersbrunst eingeäschert; 1640 Häuser und 5 Kirchen wurden ein Raub der Flammen, an 4000 Fa­ milien obdachlos. — Im Jahre 1794 brannte in der Nacht zwischen dem 26. und 27. Febr. das unter Christian dem Sechsten mit grossem Aufwande erbaute Residenzschloss Christiansburg nieder, und den 5. Juni 1795 brach eine grosse Feuersbrunst aus, wodurch 913 Häuser, grösslenthcils Wohnungen der wohlha­ benderen Familien von den Flammen verzehrt wurden. Auch brannten die altgothische prächtige Nicolaikirche, eines der ältesten Gebäude, das Rathhaus und das Waisenhaus nieder. — Den 2. April 1801 wurde die blutige Seeschlacht , auf der Rhede von Kopenhagen geliefert, in welcher der dänische Ilcldenmuth sich im glänzendsten Lichte zeigte und dein berühmten englischen Seehclden Nelson die grösste Bewunderung abnölhigte; unter den 105 Seeschlachten, in denen er gcfochtcn, war diese, seiner Aussage nach, die fürchterlichste gewesen. — Der Verlust der Dänen belief sich auf 1299 Gctödtete und Verwundete. — Das letzte grosse Unglück, welches Kopenhagen bctrolTcn, ist das Bombardement der Engländer im Jahre 1807. Es fing Abends den 2. September an. Drei schreckliche Nächte zerstörten 305 Gebäude, unter andern die Jlauptkirchc der Stadt, die prächtige Frauen­ kirche; eine noch weit grössere Zahl Häuser wurde beschädigt, unsägliches Elend überall verbreitet.

5 Dieses traurige Ercigniss zog einen langwierigen Krieg nach sich, in welchem der Kopenhagens Handel zu Grunde gerichtet wurde, und schwerlich wird die Stadt jemals die frühere Bedeutung als Handelsstadt wieder gewinnen, ob sie gleich gegenwärtig, trotz der man­ nigfachen erwähnten widrigen Schicksale, nach der Aussage Reisender von Bedeutung, den schönsten Haupt­ städten Europas bcigcziihlt werden kann; prächtiger und glanzvoller steht sie jetzt allerdings da als je zuvor. § . 2 . L a g e . — Gr össe. — V o l k s E in the ilung . Kopenhagen, dessen n. Br. 55° 40'53" und dessen ü. L. v. F. 30° 14' 51" ist, liegt grüsstcnthcils ander Ostküstc Seelands, theils aber auch an der Westküste der kleinen Insel Amager, an der östlichen der drei Meer­ engen, welche das Kattegat und die Ostsee verbinden. Ausser dem grösseren, hier vier Meilen breiten, Ge­ wässer „der Sund“ (Öresund) zwischen Seeland und Scho­ nen, strömt auch ein schmaler aber tiefer Sund zwischen Amager und Seeland durch die Stadt, und zwar so, dass das eigentliche Kopenhagen an der westlichen, und Chri­ stianshafen an der östlichen Seite dieses, den vortreff­ lichen Hafen* der Stadt bildenden, Stromes, belegen ist, * Dieser Hafen ist einer der schönsten, sichersten’'und geräumigsten an der Ostsee; seine Tiefe beträgt von 8 hi« 20 Fuss; es können 700 Schilfe von 20 und mehr Commerzlasten hinlänglichen Platz darin linden.

6 In Verbindung mit den Festungswerken bildet die Stadt beinahe eine runde Figur, deren grösste Durch­ messer so ziemlich von gleicher Grösse sind (etwa 10,640 Fuss). — Die Durchmesser in der eigentlichen Stadt betragen, wenn gerade Linien gezogen werden: vom Osterthor (Osterport) nach dem Arnagerthor 7180 Fuss; vom Osterthor bis zum Westerthor 6460 Fuss; vom Norderthor bis zum Amagcrthor 6200 Fuss. — Der eigentliche Umkreis der Stadt innerhalb der Walle macht 26,000 Fuss aus ; werden die Festungs­ werke mitgcrcchnct, lässt sich derselbe nicht so genau angeben 5 ungefähr kann er aber dann zu 34,000 Fuss angeschlagen werden. — 4 Die Zahl der Einwohner beträgt etwa 127,000. — Die Stadt lässt sich in drei Haupttheilc eintheilen, nämlich in 1) die A lts ta d t oder den westlichen Thoil, meistens aus krummen und schmalen Strassen beste­ hend. Hierzu gehört auch der „ S c h lo s s h o lm “ oder der durch den Strom und die Kanäle abgesonderte, das Christiansburgerschloss, die Bank, die Börse, einige Re­ gierungskollegien etc. in sich fassendeThcil. 2) Die Neu­ s t a d t mit breitem, langem, nach einem geregelteren Plane angelegten Strassen. Die Friedcrichsstadt, der im Ganzen schönste Theil der Stadt, insgemein Am a lic n - b u rg genannt, nach einem im Jahre 1689 abgebrannten Schlosse, das hier gestanden hat, befindet sich im südöst­ lichen Theilc derselben. 3) C h r is tia n s h a f e n öst­ lich vom Strome.

7 Kücksichllich des Municipalwesens, der Matrikuli- rung, der Erhebung der Abgaben u. s. f. ist die Stadt in 12 Quartiere gcthcilt. In kirchlicher Rücksicht ver­ fällt ihre Kinlheilung in 9 Kirchspiele. §. 3. Strnggen, M ä rk te und P lätze . Die Zahl der Strassen insgesammt, o: wenn auch die zur Citadellc, den Holmen und den Vorstädten gehörigen mitgerechnet werden, beläuft sich auf 256; die der öffentlichen Plätze und Märkte beträgt 17. — Als Strassen von bedeutender Länge, und die zugleich in einer schnurgeraden Linie fortlaufen, nennen wir die N o r- g e s - oder b re ite S tr a s s e , welche auf der längsten, d. h. der südöstlichen Seite 2(501 Fuss, und die Go- t h e r s s t r a s s e , welche von der Ecke der Gardcka- serne am Walle bis zum Ende der grossen Königsslrasse 2180 Fuss misst. Wird aber, wegen des geraden Laufes, die ganze Strecke über den Königsneumarkt und der Kanal Neuhafen an der Stadtseite mitgerechnet, so beläuft sich die ganze Länge vom Walle aus bis ans Ende auf 1401 Fuss. — Die Zahl der Häuser beträgt etwa 2000 . Die Namen der wichtigsten öffentlichen Plätze und Märkte sind folgende: 1) Der F H e d e ric h s - oder A m alien b u rg e r p la tz ,, ein von vier cinander..ahnli- chen Palästen gebildetes Achteck, ln der Mitte steht die ausgezeichnet schöne metallene Reiterstatue Friede- richs des Fünften, im Jahre 17(58 mit grossen Kosten

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8 auf Rechnung der asiatischen Compagnie, von dem Director der Kunstakademie, J. F. J. Sally ausgeführt. 2) Der St. A n n e n p la tz , östlich von der Garni­ sonskirche. Kr hat seinen Namen nach einer, der hei­ ligen Anna geweihctcn, Kapelle, die in den katholischen Zeiten hier gestanden hat. 3) Der K ö n ig s N c um a rk t (Köngens Nytorv), welcher zu den schönsten und grössten Plätzen in Eu­ ropa gehört. Er ist etwa mitten in der Stadt belegen, und hat ein Areal von 335,000 Quadratfuss. Zwölf Strassen münden hier aus. Die bleierne Reiterstatuc Christians des Fünften, welche auf diesem Platze steht, hat keinen grossen künstlerischen Werth. Gebäude von Bedeutung, die sich hier finden, sind: das der Kunstakademie gehörige Schloss Charlottenburg (wo Thorwaldsen seine erste künstlerische Bildung erhielt, und von wo aus er wie ein Fürst begraben wurde) die militärische Hochschule, das Schauspielhaus, die zwei grossen Gasthöfe: Ilötel du Nord und Hütcl d’Anglc- terre, und die Ilauptwachc. 4) Der sogenannte „ H o ib r o p la d s “ (hohe Brü­ ckenplatz), woselbst, so wie auf dem angrenzenden Am ackerm arkt(Am agertorv) Grünigkeiten, Früchte und Blumen feil geboten werden. — Der Fischmarkt, gewöhnlich „Gammelstrand“ genannt, befindet sich westlich von „Hoibro.“ 4) Der S c h lo s s p la tz mit dem Christiansburger- schlossc, der dazu gehörigen Schlosskirche, der Kan-

9 zclei und der Börse. Zwei Brücken, die Holmens- und die hohe Brücke, führen über den diesen Platz östlich begrenzenden Kanal. 5) I)er a lte M a rk t (Gammeltorv) bildet in Ver­ bindung mit dem n euen M arkte(N ytorv) einen sehr ansehnlichen Platz, nach welchem 8 Strassen führen. Eine Zierde dieses Platzes ist ein mit einem eisernen Gitter umgebener Springbrunnen. Zwei Figuren von vergoldeter Bronze (die Liebe mit einem Kinde) ent­ strömen mehrere Wasserstrahlen , die sich erst in ein grosses kupfernes Becken und aus diesem in ein stei­ nernes crgicsscn. An Festtagen tanzen goldene Ku­ geln in den Strahlen. — Auf diesem Platze, dem Ilauptmarkte der Stadt, steht das Ila tlih a u s (Raad- og Domhusct). 7) Auf dem Ko h l e nma r k t e , unweit des Norder­ thors, verkaufen Bauern, grösstcnthcils aus dem nörd­ lichen Theile Seelands, Kohlen, Holz und Torf. 8 ) Auf dem Gr a u c n b r ü d e r ma r k t e (Graabrodre- torv), so genannt nach dem Grauenbrüder-oder Fran- ziskanerklostcr, welches hier in älteren Zeilen gestan­ den, oder dem U lfc 1d s p l a t z c (nach dem Hause des ge­ schichtlich bekannten Staatsmannes) stand bis vor Kurzem die von Friedcrich dem Dritten Korfilz Ulfeld zum ewigen Schimpfe errichtete Schandsäulc, .welche auf die Bitte der Einwohner, unter dem jetzigen Könige, Christian dem Achten, vom Platze entfernt worden ist.

10 § . 4 . K a n ä l e u n d l l r i i c k

Der den Hafen bildende Slrom ist durch Kanüle in die Stadt geleitet, und an den Bollwerken derselben können KaufmannsschifTe löschen und laden, — Die Stadt zählt zehn Brücken innerhalb ihrer Wälle; von diesen sind fünf Zugbrücken für den Durchgang der Schiffe. Der Schlossholm wird durch sieben Brücken mit den andern Theilen von Kopenhagen und Chri­ stianshafen verbunden. Die fünf Brücken, durch wel­ che die Verbindung zwischen dem Schlossholm und dem eigentlichen Kopenhagen bewerkstelligt wird, sind: 1 ) Die Holmcnsbrücke, eine Zugbrücke. 2) Die hohe Brücke (Hoibro), gleichfalls eine Zugbrücke. 3) Die Sturmbrücke, 4) Die Schloss- oder Marmorbrücke. 5) I)ie Prinzenbrücke. — Die zwei Zugbrücken, welche das eigentliche Kopenhagen mit Christianshufcn ver­ binden , heissen: 1) Die Knippeisbrücke, etwa 300 Fuss lang. 2)Die Langebrücke (Langebro) 440Fuss lang. Für die Passage über diese letztere müssen Fahrende und Reitende Brückengeld entrichten. —• Die drei auf Chri­ stianshafen sich befindlichen Brücken sind 1) die so­ genannte „Bornehuusbro“ (Kinderhausbrücke); sic hat diesen Namen nach der dabei befindlichen Strafanstalt „Bernehuset“ (das Kinderhaus). 2) Die Snorrebrücke (Snorrebrocn). 3) Die Wildersbrücke.

§. 5. l>ic 'I'liorc «let* Stadt. I)ic vier HaiipUhore der Stadt sind: 1) Das AVc- s t e r t h o r (Vesterport) unter Friederich dein Dritten iin Jahre 1(568 erbaut. Die Lage dieses Thorcs, das zu den besuchtesten Vcrgnügungsörlern in der näch­ sten Umgebung der Stadt, so wie zu der bedeutenden Landstrassc führt, welche Seeland in seiner Breite durchschneidet, macht hier die Passage und das Ge­ wühl so lebhaft, dass eine Pontonbrücke über den Stadtgraben und den Wall als Hiilfsbrücke im Som­ mer nothwendig befunden worden.— Die innere Breite des Thores beträgt 12 Fuss, die Höhe 15; das ganze Portal ist 26 Fuss hoch. 2) Das No r d e r t h o r (Norrcport) im Jahre 1671 von Christian dem Fünf­ ten erbaut; durch dieses Thor kommt man auf die nach dem nördlichen Seeland führenden Landstrassen. Die Breite des Thores beträgt 14, die Höhe 2 OV 2 Fuss. 3) Das O s t e r t h o r (OstcrporQ, im Jahre 1708 zur /eit Fricdcrichs des Vierten erbaut, hat, ob cs gleich jetzt mehr nördlich als östlich liegt, seinen Namen nach seiner ursprünglichen Stelle, am Ende der Oster­ strasse (Ostergndc) erhalten. 4) Das Ama c k c r - t h o r (.Amagcrport) das unansehnlichste der vier Stadt- thorc, mit der Jahreszahl 1724 und FIV. versehen, führt von Christianshafen nach Amagcr. „ Erst um 12 Uhr Nachts werden dieThore geschlos­ sen, dos Norderthor ausgenommen, welches immer die ganze Nacht ollen bleibt. Milten im Sommer sie-

12 hen regelmässig das Wester- und Oslertlior 5—6 Nächte, das Westerthor, nach der Entstehung des Ti­ voli, ausnahmsweise noch häufiger offen. Vor 12 Uhr hat der Fussgängcr nichts, nach 12 Uhr (doch nicht in den genannten 5 —6 Sommernächten, wo die Pas­ sage für Fussgänger ganz frei ist), nur 2 Schill, dänisch Sperrgeld zu entrichten. Fahrende und Reitende erle­ gen am Norderthore doppeltes Passagegeld nach 12 Uhr. Als kleinere Thore nennen wir die zwei, welche sich an beiden Enden des Zimmerplatzes befinden; fer­ ner sind Thore um den Zollhof herum, die des Abends geschlossen werden. Die Uitadellc hat drei Thore, eins gegen die Stadt, ein zweites gegen das Land und ein drittes nach der sogenannten „Lange Linie,u die sich längs der Küste erstreckt. Sämmtliche Thore der Ci- tadelle werden jeden Monat zu verschiedener Zeit ge­ öffnet und geschlossen, worüber die Konunandantschaft das. Nähere gehörig ankündigt. §. « . U ic Vorstädte. Wenn auch die Vorstädte, namentlich in den letz­ ten Jahren, durch den Aufbau mehrerer ansehnlichen Gebäude, an Schönheit und Bedeutung gewonnen haben, so sind sie doch allerdings nicht das, was sic sein könnten und sein würden, wenn nicht militärische Rücksichtnahme auf die Verteidigung der Stadt ge­ wisse Beschränkungen zur Vorsicht notwendig machte. Sölten aber früher oder später neuere Fortifikalions-

plane in Ausführung gebracht werden, dann wird wahrscheinlich auch die Verschönerung und Erweite­ rung der Vorstädte nach allen Richtungen mit schnellen Schritten vor sich gehen. Die Namen der Vorstädte sind folgende: 1) Ve­ ste r irr o (Westerbrücke); sie ist die grösste und er­ streckt sich gegen die Sommerresidenz der verwittweten KÖniginn, das Schloss F r i e d e n eh sber g; das Dörfchen Friederichsbcrg steht in genauester Verbindung damit. 2) N o r r e b r o ' (Norderbrücke), wo sich der gross- artige und höchst schenswcrthc A s s i s t e n t s k i r k e - gaar d (Assistenzkirchhof) befindet. 3) ö s t e r b r o (Osterhriieke) und 4) Am a g e r b r o (Amackcrbrücke); die zwei letzteren zeichnen sich weder durch Umfang noch sonst aus. § 7. A llgem e in e Notizen übe r die Gebäude. Die bedeutenden Feuersbrünste und Verwüstungen von Feindeshand , wovon Kopenhagen heimgesucht worden, haben, wie schon früher bemerkt, sehr zur Ver­ schönerung der Stadt beigetragen. Die niedrigen, schlechten Häuser, die sich nur in den von der Zer­ störung verschont gebliebenen Thcilcn der Stadt finden, werden immer seltener; denn, wo jetzt eins derselben entweder von den Flammen verzehrt oder als gar zu schlecht und baufällig abgebrochen wird, da erhebt sich bald ein schönes steinernes Gebäude von zweck

14 massiger Einrichtung und gefälligem Äusseren. Häuser von Fachwerk dürfen seit mehreren Jahren, zur Ver­ hütung der Feuersbrünste, in der Stadt selbst gar nicht mehr aufgebaut werden. Ältere Gebäude als vom Anfänge des 17ten Jahr­ hunderts finden sich in der Stadt nicht vor. Auf dem Amackerinarkte stellt ein solches (cs trägt die Jahres­ zahl 1610), das als schönes Beispiel von der soliden Bauart jener Zeiten dienen kann. In der Regel haben die Häuser eine Höbe von drei Etagen, ausser dem Keller, der gewöhnlich auch eine "Wohnung abgiebt; doch sind noch höhere Häuser durchaus nicht Seltenheiten. Wenn die Vorstädte mit- gcrechncl werden, beträgt die Zahl der Häuser etwa BtXXL Das grösste Leben herrscht natürlich im Cenl- rum und solchen Strassen der Stadt, die gleichsam als Pulsadern zu betrachten sind; wir heben die Osterstrassc als die lebhafteste aus; zwei grosse Märkte und dadurch eine Masse Strassen verbindend, bietet sic dem Handel die vorlheilhaftcstc Lage dar, und darum reihet sich auch in dieser übrigens nicht schönen Strasse Laden an Laden, wodurch gleichsam hier ein Bazar entstanden is t.— Die Strassen sind im Allgemeinen gut gepflastert. § §. H ie S iir c lie ii Banal liircliB iö fe. 1) Die F r a u e n k i r c h e (Frue Kirke). Diese Kirche (die Melropolilankirchc des Landes) brannte mehrmals ab; zuletzt im Jalne 1S07, wo sie ein Ziel

15 der englischen Bomben war und in ihrem Sturze schreckliche Zerstörung um sich her verbreitete. Ihre höchste Thurmspitzc betrug damals 380l/3 Fuss. In älteren Zeiten licsscn sich die Könige in dieser Kirche krönen. Noch immer werden die BischölTe hier ein- geweihet. Zur Blüthczcit der katholischen Religion zeichnete sic sich vor andern durch ihre Pracht aus? 2 ö Altäre fanden sich darin vor. So wie sic jetzt da steht, ist sie ein "Werk des verstorbenen Obcrbaudireclors, Confercnzrath Hausen. Das Äussere ist eben nicht von besonderer Schönheit; das Innere macht aber allerdings auf den Eintretenden einen imposanten und erhebenden Eindruck. Der Grundstein zuin Altäre wurde den lstcn November 1817 von Friederich dem Sechsten gelegt; am 7len Juni 1829 (12 Jahre später) wurde die Kirche feierlich cingewcihel. Die innere Länge der Kirche beträgt 132 Fuss, die Breite 48 Fuss, das Chor ist 48 Fuss breit und 68 Fuss lang. Durch Thorwaldscns Meisterhand mit den herr­ lichsten Statuen in grosser Zahl geschmückt, ist dieser Tempel zu einer der grössten Zierden der protestan­ tischen Kirche erhoben worden. Noch fasst er nicht Alles in sich , was der unsterbliche Künstler |ihm zur Verherrlichung schuf; aber das Meiste und Wich­ tigste steht doch schon da. — Ehe wir in die Kirche cintreten , werfen wir erst unsern Blick auf die herrliche in terra colta ausgeführte J o h a n n c s ^ r t i p p e im Fronton über den Säulen des

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Haupteinganges. Man sieht hier den Tiiufer in der Wüste predigend. Selbst sicht er in der Mitte auf einem Felsenstücke; um ihn her zu beiden Seilen sind liebliche Gruppirungcn von sitzenden, knienden und liegenden Figuren, deren verschiedene Stellungen durch die Beschränkungen des Baums bedingt gewesen und mit meisterhafter Kunst ausgeführt sind. —Der schone Basrelief über dem Haupteingange stellt den Einzug unsers Heilandes in Jerusalem dar. Treten wir nun in den Tempel hinein, dann zieht gleich vor Allem die in der vergoldeten Altar-Nische stehende marmorne Statue unseres Heilandes, der mit ausgebreiteten Armen die Mühseligen und Beladenen zu sich ruft, unseren Blick auf sich. Zu beiden Seiten der Kirche stehen, dem Heilande zunächst Petrus und Paulus, die kolossalen Bilder seiner 12 Apostel, edcle, herrliche Gestalten voll ernster heiliger Würde. Bis auf zwei (Andreas und Judas Thaddäus) die noch von Gyps sind, sind sie alle in carrarischem Marmor ausgeführt. In der Mitte des Chores sieht man einen knienden Engel von Marmor; er hält das als eine Muschelschale geformte Taufbecken. Der ihn um­ gebende schöne und grosse Teppich ist von mehreren Damen gestickt und der Kirche geschenkt worden. Das grosse Basrelief, welches im Hintergründe der Kirche den Altar umschliesst, stellt den Gang unseres Erlösers nach Golgatha dar. Ausserdem finden sich bereits in der Kirche seihst zwei bedeutende Basreliefs über

17 den beiden Thüren zur Seite des Chores, das eine die Taufe, das andere die Einsetzung des Abendmahles darstellend. Ferner sind noch die Arincnbüchsen mit köstlichen Basreliefs geschmückt; das eine eine Chari­ tas Cc'nc Mutter mit ihrem Kinde); das andere ein Schutzengel, der ein Kind leitet. Mit der Zeit werden noch folgende Arbeiten von Thorwaldsen die Aus­ schmückung der Kirche vollenden: Die vier Propheten des alten Testaments, welche die Ankunft des Messias verkündigen, und die Statuen von Luther und Mc- lanchthon. Die Ersteren werden unter den Siiulcn des Hauptcingangcs, die letzteren gleich innerhalb der inneren Thür des Tempels ihren Platz finden. — Ehe wir die Kirche verlassen, müssen wir noch zweier marmorner Basreliefs erwähnen von einem 1839 verstorbenen Discipcl Thorwaldsens, dem Professor F r e u n d . Das eine stellt den gelehrten Dr. Munter, Bischoff von Seeland an einem Altäre, ins Lesen ver­ tieft, in seinem Ornate, dar; das andere, cincEusebia, ist dem Dr. theol. Prof. J e n s Mö l l e r geweihet. Die Kosten beider sind durch freiwillige Beitrage bestritten. 2) Die St. P e t r i K i r c h e soll früher zu dem Dorfe Serritslcv gehört haben, che dieses der Stadt cin- verleibt wurde. Friederich der Zweite bestimmte sic für die Deutschen in Kopenhagen, und noch immer dient sic den Deutsch-Lutherischen der Stadt zum Gotteshause. Sie liegt der Frauenkirche beinahe gegen­ über; die Höhe des Thurms betrügt 248 Fuss, die

18 mit dem vergoldeten Hahn St. I’cter? geschmückte Spitze mit ihrer Stange 114 Fass. In der Kapelle dieser Kirche findet man sehens- werthe Denkmäler, darunter einige von Wi cdewcl t . Unter den Predigern der Kirche sind Männer gewesen, deren Namen in der deutschen Literatur bekannt sind, so Resewitz, B. Munter, Marczoll. II) Die T r i n i t a t i s - K i r c h e , nach der Gestalt ihres Thurmes gewöhnlich die runde Kirche (Runde Kirke) genannt, ist von Christian dem IV. erbaut. Sic liegt an der Ecke der Grossen Kaufmachcrstrassc (Store Kjöbmagergadc) und Landemauket. Es ist eine grosse geräumige Kirche von beträchtlicher Höhe. Die Kanzel und der Altar mit ihren vielen Figuren sind von Eichenholz. Über der Kirche ist die Uni­ versitätsbibliothek. Oehlcnschlägcrs Vorgänger, der berühmte Johannes Ewald, ruhet auf dem Kirchhofe unter einem einfachen Stein. Der Entwurf zum Thurme (Rundetaarn) soll von I.ongomontanus, Tycho Brahes Schüler, herrühren; der Baumeister hiess Steenwinkel. Der Aufgang ist gleichsam eine Wendeltreppe ohne Stufen, deren Ge­ wölbe links auf der äusseren Mauer, rechts auf einem gemauerten, hohlen Cylindcr ruht. Oben auf dem flachen Dache des Thurmes ist das astronomische Observatorium. Man geniesst von hier aus eine herr­ liche Aussicht über die Stadt und deren Umgebungen. Der Zutritt zur Plattform steht Allen offen Mittwochs

19 und Sonnabends von 12—1. Die Höhe des Thurms beträgt 115 Kuss, der Durchschnitt 48 Kuss. 4 ) Die Heili gen ge i st ki r chc war ursprünglich eine im Jahre 14(59 erbaute Klosterkirche. In der grossen Keuersbrunst 1728 wurde sie bis auf eine lange gewölbte Kapelle (ein Überbleibsel aus den klösterlichen Zeiten), welche noch jetzt zur ßegräbniss- kapellc dient, ein Raub der Klammen, entstand in­ dessen bald wieder aus ihrer Asche. Die Länge der Kirche beträgt 17(5 Kuss, die Höhe bis zum Dache 44 Kuss, die ganze Höhe des Thurms, der in einer kleinen Kuppel endet, 204 Kuss. Nach einer langen verschönernden Ausbesserung im Innern, wurde sie im Sommer vorigen Jahres wieder geöffnet. AVir machen auf das grosse Gemälde von dem früh verstorbenen Adam Müller: Luther auf dem Reichstage zu Worms J521 darstellend, aufmerksam. Ks ist der Kirche im Jahre 1837 vom Kunstverein geschenkt worden. 5) Die Hol men s k i r c h c am Ilolmens Kanal, bei der Drücke desselben Namens, ist von Christian dem Vierten erbaut und trägt auf der Kafadc sein Symbolum: Regna Kirmat Pietas (die Furcht Gottes stärkt die Reiche), mit den Anfangsbuchstaben des AVahlspruchs angedcutet. Die Länge der Kirche be­ trägt 164 Kuss. Viele Gemälde und grosse Krdn- leuchter schmücken das Innere. Die Kanzel und der Altar sind mit grossem FIcisse aus Eichenholz ge­ arbeitet. In der geräumigen Begräbnisskapclle ruhen

20 ’ unter anderen die zwei dänischen Seehelden Niels J u n i ( f 1697 und P e t e r T o r d e n s k j o l d (-J- 1720). Der hei weitem grösste Thcil der Gemeinde besteht aus den zum See-Etat gehörigen Personen. 6 ) Die G a r n i s o n s - K i r c h e , oder die Kirche des Herren Zebaoth auf dem St. Annen-PIatzc, wurde zu Anfänge des achtzehnten Jahrhunderts grösslcntheils aus den Trümmern des abgebrannten Scldosscs Amalien­ burg erbaut. Sic ist dem Militair eingeräumt, welches den grössten Theil der Gemeinde ausmacht. Weder das Äussere noch das Innere bietet irgend etwas Merkwürdiges dar. 7) Die K i r c h e u n s e r e s E r l ö s e r s , (vor Frcl- sers Kirke) auf Chrislianshafen, ist in den Jahren 1682—94 von Lambert v. d. Ilavcn erbaut. Der Hau der merkwürdigen Thurmspitze fing in dem Jahre 1749 an, nach dem Plane des Gcnefalbaumeistcrs L. Thurah. 243 Stufen führen bis zum obersten Rande der 154 Fuss hohen Thurmmauer, an deren vier Ecken man die kolossalen Statuen der vier Evangelisten sieht. Die hier anfangende Thurmspitze hat eine Höhe von 134 Fuss. Man tritt durch eins der acht Portale auf einen horizontalen Gang in die freie Luft hinaus, und steigt auf einer durch eine Balustrade völlig ge­ sicherte, 112 Fuss hohe, Wendeltreppe bis zum Knopfe hinauf, der mit der. Stange, Kugel u. s. w. 22 Fuss beträgt. Die ganze Uöhe des Thurms ist mithin 288

21 Fuss. Das Ersteigen des Thurms belohnt sich durch die herrliche Aussicht, der man sich ringsum zu erfreuen hat. Der mit mehreren Statuen geschmückte Altar, so wie auch die Kanzel, sind beide von Marmor. 8 ) Die d e u t s c h e oder F r i e d e r i c h s k i r c h c , gleichfalls auf Christianshafen, ist den Deutschen der Garnison zugetheilt. « 9) Die C h r i s t i a n s b u r g e r S c h l o s s k i r c h e zeichnet sich durch einfache Schönheit und edeln Ge­ schmack aus. Vier schöne Basreliefs vom Bildhauer, Prof. Bissen, und die vier kolossalen Evangelisten in den Nischen am Haupteingangc und am Altäre dienen der Kirche zur Zierde. 10) Die G a r n i s o n s k i r c h e in der Citadclle Friederichshafen. II) Die Wa r t o u Hospitalkirche, und 12) die Kapelle des Ra t h - und G e r i c h t s h a u s c s für die daselbst Verhafteten bieten dem Reisenden nichts Merkwürdiges. Die Gemeinden der De u t s c h - u n d F r a n z ö s i c h - R e f o r m i r t e n haben seit dem Jahre 1088 eine kleine anspruchlosc aber recht zierlich gebaute Kirche am nördlichen Ende der Golherstrnssc an der Ecke der Strasse Aabenraa. — In der Norgcs- oder Breiten-Strasse ist die, im Jahre 1842 nach dem Plane des Herrn Professors, Ritters Hc t s c h aufgeführte, höchst geschmackvolle Kapelle der Ka t h o l i k e n belegen. Die mit Statuen ge­ zierte Hauptfacade trägt die Inschrift: Christo Redemp-

2*2 tori Sacrum (Christo dem Erlöser gewcihet). Die Gemeinde ist deutsch; sie steht in Verbindung mit der kaiserlich-österreichischen Gesandtschaft, welche das Patronatsrecht über die Kapelle führt, die somit eine kaiserlich österreichische Gesandtschaftskapelle ist. Der Prediger und mehrere der Lehrer in den damit verbundenen Schulen #ind österreichische Unlerthanen. Die B r ü d e r g e me i n d e hat ein Bethaus in der Sturmstrasse. Die Juden haben in der Krystalstrasse eine nach dem Plane und der Zeichnung des obengenannten Professors Il et sch erbaute Synagoge; das Gebäude bildet ein 92 Fuss langes und 71 Fuss breites Vier­ eck, welches in der Mitte 48 Fuss hoch ist. Ein eisernes Gitterwerk mit steinernen Säulen trennt cs von der Strasse. — Fügen wir dem Obigen über die Kirchen noch hinzu, dass mehrere öffentlichen Stiftungen ihre eigenen Betsäle haben, so dürfte an der Vollständigkeit dieses Gegenstandes wohl nur noch fehlen, dass auch auf die Ruinen in der Norgcsgade aufmerksam gemacht werde. Im Jahre 1749 unter der Regierung Fried. V. wurde hier nach einem grossartigen Plane ein Kirchen­ bau angefangen, dessen Ausführung aber wegen der grossen dazu erforderlichen Kosten unterblieb. Sie hätte die schönste dep Stadt werden und den Namen '■‘die Fricderichskirche” führen sollen. Die gewaltigen Steinmassen dieser gewöhnlich “Marmorkirkcn” ge

nannten Ruinen sind stellen geblieben, ungleich ähn­ lichen grossen Ruinen, mehr ein Zeugniss der Ohn­ macht als der Macht. — Ausser den in der Stadt seihst neben den Kirchen liegenden Kirchhöfen, die nur selten benutzt werden linden sich vor der Stadt mehrere Bcgräbnissplätze von bedeutendem Umfange. Einen ganz vorzüglichen Rang nimmt der vor dein Norderthorc sich befindliche A s s i­ st enz ki r chhof ein, und zwar nicht nur durch seine be­ trächtliche Grösse sondern hauptsächlich durch seine gcshmackvolle Anlage und seinen grossen Rcichthum an Denkmälern, zum Theil von künstlerischem Werthe.— Vor dem Osterthor ist der K i r c h h o f des See-Etats, wo unter andern ein den tapfern Secheiden vom 2ten April 1801 errichtetes Denkmal sehenswert!» ist. Es besteht aus einem mit Räumen und Gebüsch bepflanzten lliigel, an dessen Fuss sich ein Obelisk erhebt. Auf den ringsum gelegten Steinen liest man die Namen der in jener blutigen Schlacht gefallenen Officiere und ihrer Schiffe. § 9. D ie kön ig lichen Schlösser. 1 ) Das Schloss C h r i s t i a n s bür g auf dem Slots­ holm (der Schlossinsel). Lange vor dem Schlosse dieses Namens stand ungefähr auf derselben Stelle, wie schon in der Einleitung erwähnt, jene feste Burg, Axelhaus, welche der Erzbischoff Ab s a l o n (Axel) zum Schutze gegen die wendischen Seeräuber erbaute. Oft ver­ ändert und erweitert, dienten die dabin gehörigen Ge-

24 bätldc den Königen zur Wohnung, bis Christian der Sechste (1731—40) das durch viele An-und Nebenbau­ ten verunstaltete alte Schloss gänzlich abbrechen und mit ungeheuerem Gcldaufvvandc und königlicher Pracht ein neues aufliihren liess, das durch seine ausserordent­ liche Solidität der Vergänglichkeit zu trotzen schien, und doch brannte dieses Prachtgebäude, das zu den schönsten Schlössern Europas gehörte, in Einer Nacht ab (in der Nacht zwischen dem 26. und 27. Februar 1794). Wem die Novelle Walseth und Leith von Heinrich Steffens bekannt ist, wird ein Bild von die­ sem grossartigen und schauerlichen Schlossbrande in seine Seele aufgenommen haben. Das jetzige Christians­ burg ist nach dem Plane des Confcrcnzraths Hansen erbaut. Das Hauptgebäude besteht aus vier Flügeln, von denen der westliche, die llauptfacadc bildende, gebrochen und durch eine Colonnade von vier Reihen schöner Säulen dorischer Ordnung wieder verbunden ist. Jeder Flügel besteht aus sechs Stockwerken, die Keller-Etage und die Mezzaninen mitgerechnet. Der Vorhof vor der Ilauptfafadc des Schlosses ist zu einer Reitbahn eingerichtet; dieser Platz hat eine Länge von 460 und eine Breite von 380 J'uss. Er hat die Form eines halben Cirkels und ist von Bogen­ gängen umgeben, die sich nach der schönen Haupt­ einfahrt an der Marmorbrücke hinbiegen, und hinter denen sich das Hoftheater, die mit einer Gallcrie ver-

25 scheue sehr geräumige Manege und die königlichen Mnrstfillc befinden. Die 360 Fuss lange, 92 F. hohe und 8 t F. tiefe Contra- fa^adc nach dem Schlossplätze zu ist über dem Portal mit vier Basreliefs von Thorwaldsen: Minerva und Prometheus, Hercules und Hebe, Jupiter und Nemesis, Äsculap und Hygiia darstellend, geschmückt. Die Säle und Gemächer sind geschmackvoll und prächtig ausgestattet. Einen höchst imposanten Ein­ druck macht der 120 Fass lange, 50 Fuss breite und 44 Fuss hohe Rittersaal, dessen Galleric von 16 ko­ rinthischen Säulen getragen wird. Über diesen sicht man die schöne Friese vom Professor Bissen: der Ceres- und Bacchuszug. Dieses Basrelief ist zwei Fuss sieben Zoll hoch, geht rings um den ganzen Saal in einer Länge von mehr als 200 Fuss und ent­ hält über 300 Figuren. — Das Vorzimmer zum Ritter­ saal ist mitThorwaldscns berühmtem Basrelief: Alexan­ ders Einzug in Babylon, in Marmor ausgeführt, ge­ schmückt.—Ein anderer Saal hat an einem grossen Bas­ relief vom verstorbenen Bildhauer F r e u n d , Ragnarök darstellend, eine werthvolle Zierde. Noch nennen wir: d as e r s t e Caval i cr ge ma c h mit fünf Gemälden vom Prof. Lund, von denen das den Fenstern gegenüber, die Einfüh­ rung des Christenthums im Norden durch Anscharius dar­ stellt; d as Th r o n g ema c h des Königs, mit Gemälden vom Prof. Eckersberg; der Thronbaldachin wird von zwei Caryatiden von Thorwaldsen getragen; den p r ä c h t i g e n

26 A p p a r t e m e n t s s a a l ; d a s Wo h n z i mm e r des Kö n i g s mit Gemälden vom verstorbenen Prof. Lo­ renzen und den Saal des h ö c h s t e n Ger i cht s . — 2) Die Am a l i e n b u r g , gewöhnlich die Paläste (Palaierne) genannt, auf dem achteckigen Friederichs- platze, besteht aus vier Palästen, die im Äusseren sich ganz ähnlich sind. Ursprünglich waren dies keine königlichen Schlösser, sondern nur die Woh­ nungen von vier adeligen Geschlechtern, welche, als Friederich der Fünfte die Friederichsstadt erstehen licss, unter sich einig wurden, die besagten Gebäude nach einem gemeinschaftlichen Plane aufführen zu lassen. Früher hatte hier ein Schloss gestanden, wel­ ches der Königinn Sophie Atnalia zum Wittwcnsitz gedient hatte. Nach dem Schlossbrande 1794 ist hier die interimistische Residenz des Königs. Von der Zoll­ bude kommend, hat man den von dem regierenden Könige bewohnten Palast rechts; links wohnt der Land­ graf Wilhelm von Hessen, dessen Gemahlinn Char­ lotte eine Schwester des Königs ist; von den zwei andern durch eine Colonnadc verbundenen Palästen be­ wohnt die verwittwele Königinn den Palast links, wo früher Friedrich der Sechste rcsidirle; im vierten, der mehrere Ilof-Comptoire enthält, ist zugleich die Woh­ nung des Oberhofmarschalls. 3) Das Schloss R o s e n b u r g , bei dem schönen und grossen Garten desselben Namens, lag ursprünglich ausserhalb der Stadt, und war ein Soinmerschloss

27 Christians IV., der cs im Jahre 1604, wie es heisst, durch den Engländer Inigo Ines erbauen liess; bei der Erweiterung der Stadt nach dieser Seite hin wurde cs bald nebst Garten und Umgebungen der Stadt ein- vcrlcibt. Das Hauptgebäude hat drei Stockwerke ausser dem Kellergeschosse, einen grossen Thurm gegen den Garten von sieben, und zwei kleinere Thürme gegen den llof von fünf Stockwerken. Der Haupteingang zu den Zimmern ist in einem vierten Therme ohne Spitze. Die Länge des Schlosses beträgt 152 Fuss, die Breite 76 Fuss, die Höhe 70 Fuss; der grösste Thurm bis zur Spitze hat eine Höhe von 148 Fuss; die Höhe der zwei kleineren, gleichfalls bis zur Spitze, beträgt 101 Fuss. In einem Nebengebäude wohnt ein Commandant. Rücksichtlich der Beschreibung des Schlosses und der darin aufbew ahrten Kostbarkeiten und Seltenheiten verweisen wir auf eine kleine Schrift von dem gegenwärtigen am Schlosse angcstcllten könig­ lichen Gevollmächtiglen, F r. S to u e n b e rg , welche Auskunft über alles Wesentliche geben wird. 4) D er P a la s t des P rin z e n (Prindsens Palai) liegt nahe bei Christiansburg an der Ecke der neuen Westerstrasse und des Friederichsholms-Kanals; hier haben zwei Könige (Christian der Sechste und Fricdc- rich der Fünfte) als Kronprinzen residirt (daher der Name). In diesem Gebäude ist das einstweilige Lokal für das höchste Gericht. Auch sind hier der könig­ lichen Gesellschaft der Landwirtschaft mehrere Zim-

‘28 nier eingeräumt. Der grösste Theil des Palastes ist aber vielen hochstehenden Personen sowohl im Militair- als Civilstande zur freien Wohnung überlassen. Das Schloss C h a rlo tte n b u rg , an der Ecke des Königs-Ncumarkts und des neuen Hafens (Nyhavn'), nach der Königinn Charlotte Amalie so genannt, welche hier nach dein Tode Christians V. mehrere Jahre verlebte, räumte Fricdcrich V., der Stifter der Kunstakademie, später diesem Institute ein; hier sind die Schulen der Akademie und die Wohnungen mehrerer an derselben angcstelltcn Professoren. Der Schlossgarten ist seit dem Jahre 1778 in einen bo­ tanischen Garten umgcwandelt worden. Einige andere Paläste, obgleich von königlichen Perso­ nen bewohnt, übergehen wir als weniger merkwürdig. § IO. llie Reg ieru iig flco lIcgien . Dcrllörse gegenüber liegt das Kanzelei- und Kammer­ gebäude, von Friederich IV aufgeführt, dessen Büste von weissem Marmor iin Frontispicc der Haüptfacade zu sehen ist. — Ausser dem Kellergeschoss hat dieses bedeutende Gebäude drei Etagen, deren die unterste zu Archiven für die verschiedenen Collegien benutzt wird ; in der zweiten und dritten haben die dänische Kanzelei, die schleswig-holstein-lauenburgishe Kanzelei, die Rcnt- kammer, das Gcncral-Zollkammer- uud Commerz- Collegium, das Departement der auswärtigen Angelegen­ heiten und die Finanzdeputation ihre respcctivcn Vcr- sammlungssäle und Comptoire. Ein Corridor, der erst

29 ;n das für die Geschichte des Landes so wichtige Ge­ heimarchiv, ein schmales, durch alle drei Stockwerke gewölbtes Gebäude, welches ein Überrest des alten Schlosses Axclhuus sein soll, hineinrührt, setzt nebst einem niedrigen zwei Stockwerke hohen Gebäude, worin die Dircction der Staatsschulden und des sinkenden Fonds, so wie auch die königliche Zahlkassc das gehörige Lokal haben, jenen Hauptsitz der königlichen Collegien mit dem Christiansburger Schlosse in Verbindung. Neben dem Kanzelei- und Kammergebäude liegen drei ansehnliche Gebäude, die zum Theil mit einander in Verbindung stehen, und deren das grösste, weil es früher einer adeligen Familie „Lerche” gehört hat, ge­ wöhnlich noch immer „Lcrchcs Gaard“ (das Lerchische Haus) genannt wird. — Mehrere Collegien wie das Gcneral-Cominissariats Collegium, die Direction der Universität und der gelehrten Schulen, die Dircction für die Leibrente und Versorgungs- so wie die Lebensver­ sicherungs-Anstalt u. s. w. haben hier ihre verschiede­ nen Comptoire u. s. w. Auch findet sich hier ein Comptoir, woselbst das gestempelte Papier verkauft wird. —Auf dem “Gammelholm’ befindet sich das Königliche Admiralitäts-Collegium. § 11. Gebäude de» Eand- und See-Etats. Als Hauptfestung des Reiches und als Hofen der dänischen Kriegsflotte enthält Kopenhagen sehr viele Localitäten und Gebäude, welche thcils der zahlreichen

30 Garnison und der zur Flotte gehörigen Mannschaft zu Wohnungen dienen, theils auch auf andere Weise zutn Bchufe der Festung und der Flotte da sind. Ausser den Soldatenwohnungen in der Citadcllc Friedrichshafen selbst, wo eine Compagnie Ingenieur- Truppen und das 2tc Jäger-Corps einquartirt sind, gieht cs noch folgende Caserncn: D ie C a s e rn e d e r L e ib g a rd e zu F u s s am Nordcrwallc, ein 800 Fuss langes Gebäude, das früher ein zum Rosenburger- Schlossgarten gehöriges Orangerichaus gewesen; die C a s e rn e am O ste r w alle an d er Ecke d er S il­ b e rs tr a s s c , wo das lstc, 2tc, 3tc, 4tc, 5te und Gte Linien-Infanteriebataillonj die Ca sc m e in d er K ro n ­ p r i n z e s s i n n e n s tr a s s e , wo das 7tc und lOlc Ba­ taillon, und die C a se rn e in d e r g ro s se n K ö n ig s- s t r a s s c a u f C 'h ris tia n s h a fe n , wo das 8 tc und 9te Bataillon einquartirt sind; auf C h ris tia n s h a fe n ist gleichfalls das lste Artillerie-Regiment einquartirt, theils in der neuen, im Jahre 1836 erbauten A r- tillc r ie c a s c r n e , theils in der a lte n an derP]ckc d e r „ S tr a n d g a d c “ und „ B a a d sm a n d s s tra :d c u. — Die Königliche Garde zu Pferde, aus einem Es- cadron Leibgarde zu Pferde und 2 Escadroncn Garde­ husaren bestehend, hat resp. ihre Caserncn am F rie ­ d ric h sho 1 m c r-K a n a 1 e und a m Zo 11 b uden wege (Toldbodvcicn.) — Von anderen zum Land-Etat gehörigen Gebäuden heben wir noch folgende heraus;

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Die H a u p t w ache auf dem Königs -Ncumarkte, \on Friedrich IV, im Jahre 1724 aurgeführt. Hier linden sich Militairgelangnisse sowohl für die Ofüciere als die Gemeinen der Garnison; Das königliche. Z e u g h a u s oder das Arsenal des Land-Etats in der Nähe des Christiansburgcr-Scldosscs, im Jahre 1604 aufgeführt. Es steht unter der Auf­ sicht des Artillcrie-Corpscs, das hier eine Wache hat. Ilieselbst werden eine Menge Rüstungen, Fahnen, grosse Kanonen und sonstige militärischen Raritäten aufbewahrt. Es enthält Waffen für 80,000 Mann; Das L a b o ra to riu m der Artillerie auf Christians­ hafen hinter der Frelsers Kirke (Erlösers-Kirche); Die P u Ive r th ü r m e aufAmagcr; sic wurden hier auf- geführf, nachdem ein Pulverthurm, unweit des Osterthors, am 31. März 1770 mit 500 Centner Pulver in die Luft geflogen war und grosse Verwüstung angerichtet hatte. Die sogenannten „N y b o d cr” (Neue Rüden) zu Anfänge des 17tcn Jahrhunderts von Christian IV. angelegt, der sic so nannte, um sie von den älteren Schifferbuden, die bei der Holmens-Kirche lagen, zu unterscheiden, und unter der Regierung Christians VII sehr erweitert, gewähren der festen Mannschaft des See-Etats („Holmens faste Slok" an 2500 Matrosen und Werkleutc) und einigen See - Offleieren, ' unter denen einer hicsclbsl als Commandant fungirl, gegen eine sehr geringe Dezahlung bequeme Wohnungen. —

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Die 33 geraden und breiten Strassen mit ihren ein­ förmigen, grösstenthcils einstöckigen Häusern machen gleichsam, innerhalb den Wällen Kopenhagens, eine kleine Stadt aus. Die zur Flotte gehörigen Gebäude, Magazine, Werk­ stätten u. s. w. liegen auf mehreren kleinen Inseln oder Holmen, wovon die Mehrzahl auf der östlichen Seite des Stromes oder Hafens befindlich ist. Auf dem sogenannten G am m elh o ln i (alten Holm), früher Brc- merhoim genannt, der westlich von dem Strome liegt, findet sich die grösste Zahl der zur Ausrüstung der Kriegsschiffe erforderlichen Werkstätten, die Werfte für kleinere Kriegs-Fahrzeuge, Offizierwohnungen, Comptoire, Magazine, Gefängnisse u. s. w. — Unter den Gebäuden hiesclbst sind die grosse Ankerschmiede, wo die schweren Hämmer durch Dampf in Bewegung gesetzt werden, und die IMG Fuss lange Seilerbahn. — Sehcnswerther ist der sogenannte aus mehreren Holmen bestehende N yho lm (Neuer Holm), der durch eine Brücke mit der Zollbude in Verbindung steht; denn hier, nämlich auf den» eigentlichen „Ny- holm” sind die Werfte für die grossen Kriegsschiffe, die Linienschiffe und Fregatten; auf dem Fricderichs- holm finden sich die bedeutenden Takkclagehäuscr mit ihren unermesslichen Vorräthcn; auf dem Chrislians- holin stehen die Arsenalgebäude der Marine, wo die Bedürfnisse der Flotte in der bewundernswürdigsten Ordnung und Fülle sich vorlindcn ;• für jedes Schiff

liegen hier die grössten wie die Kleinsten Requisite bereit, so dass die ganze Flotte*) in der kurzen Zeit von 14 Tagen ausgerüstet werden kann. Dem „Gaminclholm” gegenüber auf Chrislianshafen liegt die D ocke, ein kostbares und kunstvolles Bau­ werk, wo auch die grössten Kriegsschiffe ausgcbcssert werden können. Sic ist unter Christian VI von einem holländischen Baumeister, Namens Dummreicher, ein­ gerichtet worden. Durch drei Schleusen läuft das Schill' in das mit 20 Fuss dicken Balkcnwändcn um­ gebene Bassin hinein; hier wird nun das Wasser durch ein von Pferden getriebenes Mühlenwerk (eine Erfindung des genialen Schiffs - Conslructcurs und Mechanikers H e n rik G e rn c r) ausgepumpt, so dass *) Die Flotte, welche ihren eigenen, von dem Fahrwasser für die Kauffahrteischiffe abgesonderten, Platz in dem nördlichen geräumigsten Theile des Hafens hat, be­ steht gegenwärtig aus 6 Linienschiffen (5 von 84, eins von 6G Kanonen); — 8 Fregatten (2 von 48 Kanonen, 4 von 4G K.; 2 von 40 Kanonen); — 4 Corvetten (1 von 2GKanonen und 3 von 20 K.); —4 Hriggen (2 von 16 und 2 von 12 Kanonen); •— 3 Schonern; —3 Kuttern. Hiezu kommen noch eine Ruderflotille von 85 Kanonsclialuppen etc. und sechs Dampfschiffe: H ek la von Holz, 200 Pferde Kraft; G e ise r von Holz. IGO Pf. Kr.; S k ir n c r von Holz, 120 Pf. Kr.; Ä g ir von Eisen, 80 Pf. Kr. K iel, Transportschiff von Eisen, 40 Pf. Kr. H eb e von Holz, 30 Pf. Kr. — Auf dem Stapel befinden sich: ein Linien­ schiff von 80, eine Fregatte von 40 und eine Brigg von 14 Kanonen. 3

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die Docke in 19 bis 21 Standen geleert werden kann, während vor Gcrncrs Erfindung (1784) 500 Mann drei Tage lang arbeiten mussten, um dieses zu be­ werkstelligen. Das Laboratorium des See-Etats ist auf Christians- hafen hinter der deutschen Friederichskirche belegen. Als zum Sec-Etat gehörig erwähnen wir noch des unter Christian IV aufgerührten P ro v ia n th o f e s in der Nähe des Christiansburgerschlosses. Hier werden Vorrälhc an Lebensmitteln: Mehl, Erbsen, Graupen, Speck, Butter, u. s. w. aufbewahrt nicht nur für die Flotte, auf den Fall dass sic ausgerüstet werden sollte, sondern auch für die feste Mannschaft des Holms, welche hier monatlich, nach einer festgesetzten Taxe, ihre bestimmten Rationen abholt. § IS. E in ig e Com im aim lgebäutle. Das R a th - und G e ric h ts h a u s . Die Ge­ schichte der Stadt meldet von 5 Rathhäusern, deren die drei letzteren in weniger als zweihundert Jahren nach einander von den Flammen verzehrt wurden. Die grosse Feuersbrunst 1795 verheerte das letzte. Das Rathhaus, wie es jetzt da steht, ist nach dem Plane des mehrmals genannten Conferenzraths Hansen auf­ geführt worden (1805 —1815). Die Lage in der süd­ westlichen Ecke des neuen Marktes (Nytorv) ist durch­ aus nicht vorthcilhaft für dieses stattliche Gebäude, dessen Hauptportal von sechs schönen corinthischcn

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